Großes Update: Mozilla veröffentlicht Firefox 93
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Sören Hentzschel -
6. Oktober 2021 um 21:49 -
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6 Antworten
- Unterstützung für neues Bildformat AVIF
- XFA PDF-Formulare können ausgefüllt werden
- Automatisches Entladen inaktiver Tabs bei Ressourcen-Knappheit
- Privatsphäre: SmartBlock 3.0
- Privatsphäre: Verbesserter Referrer-Schutz
- Sicherheit: Firefox schützt vor unsicheren Downloads
- Sicherheit: 3DES-Verschlüsselung wird nicht länger unterstützt
- Sicherheit: Geschlossene Sicherheitslücken
- Weniger RAM-Verbrauch der Entwicklerwerkzeuge
- WebRender nicht mehr abschaltbar, Entfernung von Legacy-Backends
- Kompaktere Lesezeichen-Menüs für Nutzer des kompakten Modus
- Verbesserungen der Webplattform
- Sonstige Neuerungen von Firefox 93
Mozilla hat Firefox 93 für Windows, Apple macOS und Linux veröffentlicht. Nach einem kleineren Update auf Firefox 92 vor vier Wochen beinhaltet Firefox 93 dafür umso mehr spannende Neuerungen. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Neuerungen zusammen – wie immer auf diesem Blog weit ausführlicher als auf anderen Websites.
Download Mozilla Firefox für Microsoft Windows, Apple macOS und Linux
Unterstützung für neues Bildformat AVIF
AVIF steht für AV1 Image File Format und ist ein Bildformat, welches auf dem lizenzfreien Video-Codec AV1 basiert. Ähnlich wie AV1 bei Videos verspricht auch AVIF bei Bildern bei gleichbleibender Qualität deutlich geringere Dateigrößen als konkurrierende Formate wie JPG oder WebP. Für den Website-Besucher bedeutet dies in erster Linie schnellere Ladezeiten auf Websites, welche das neue Bildformat nutzen.
XFA PDF-Formulare können ausgefüllt werden
Seit Firefox 81 ist es mit dem in Firefox integrierten PDF-Betrachter nicht nur möglich, PDF-Dateien anzusehen, sondern auch PDF-Formulare auszufüllen – zumindest sofern es sich um AcroForm-Formulare handelt. Firefox 93 unterstützt auch den XFA-Standard für PDF-Formulare.
Automatisches Entladen inaktiver Tabs bei Ressourcen-Knappheit
Firefox auf Windows kann in Situationen, in denen der zur Verfügung stehende Arbeitsspeicher knapp wird, jetzt automatisch Tabs entladen und auf diese Weise RAM freigeben. Dabei berücksichtigt Firefox verschiedene Faktoren wie den Zeitpunkt der letzten Nutzung, den RAM-Verbrauch des jeweiligen Tabs oder eine aktive Medienwiedergabe, so dass nach Möglichkeit keine Tabs entladen werden, welche vom Nutzer gerade verwendet werden.
Durch das Entladen inaktiver Tabs kann die Wahrscheinlichkeit für sogeannte Out-of-Memory-Abstürze reduziert werden. Bei dieser Art von Absturz handelt es sich um eine der häufigsten Arten von Firefox-Abstürzen.
Ein Wechsel zu einem entladenen Tab lädt diesen automatisch neu. Gegebenfalls eingegebene Formulardaten und die Scroll-Position werden wie bei der Sitzungswiederherstellung nach einem Firefox-Neustart automatisch wiederhergestellt. Dieses Feature wird in einem späteren Update auch für macOS und Linux zur Verfügung stehen.
Privatsphäre: SmartBlock 3.0
Der mit Firefox 87 eingeführte SmartBlock-Mechanismus, welcher in privaten Fenstern sowie in allen Fenstern für jene Nutzer aktiviert ist, welche den strengen Schutz vor Aktivitätenverfolgung aktiviert haben, verbindet Privatsphäre mit Web-Kompatibilität. Dabei ersetzt Firefox die Scripts bekannter Tracking-Dienste durch eine Art Ersatz-Script, welches sicherstellt, dass die Website-Kompatibilität nicht beeinträchtigt wird, während die eigentliche Funktionalität außer Kraft gesetzt wird. So können beispielsweise seitens Website Funktionen aufgerufen werden, welche Google Analytics voraussetzen, ohne dass diese tatsächlich ausgeführt werden und ohne dass es, anders als ohne SmartBlock, Script-Fehler gibt, weil Google Analytics von Firefox blockiert wird.
Nach Smartblock 2.0 in Firefox 90 bringt Mozilla mit SmartBlock 3.0 in Firefox 93 eine erneut verbesserte Version dieses Mechanismus. So wurde die Unterstützung von Google Analytics verbessert und Unterstützung für Optimizely, Criteo, Amazon TAM sowie diverse Werbe-Scripts von Google hinzugefügt.
Privatsphäre: Verbesserter Referrer-Schutz
Beim sogenannten Referrer handelt es sich um die Information, welche Seite der Benutzer besuchte, bevor er auf der aktuellen Seite landete. Aus Privatsphäre-Gründen wurde dieser bereits in Firefox 87 gekürzt. Wurde hier zuvor die komplette URL inklusive möglicher Parameter übermittelt, welche sensible Informationen beinhalten konnten, besteht der Referrer seit dem standardmäßig nur noch aus der Domain. In Firefox 93 folgt eine weitere Verbesserung für Nutzer, welche den strengen Schutz vor Aktivitätenverfolgung aktiviert haben, sowie in privaten Fenstern.
Websites konnten das standardmäßige Referrer-Verhalten außer Kraft und den Privatsphäre-Schutz von Firefox somit effektiv deaktivieren. Eine Website, welche mit Trackern zusammenarbeitet und eine freizügigere Referrer-Politik wählt, würde also immer noch ein Privatsphäre-Problem darstellen. Firefox 93 ignoriert in den beschriebenen Konfigurationen weniger restriktive Referrer-Richtlinien für seitenübergreifende Anfragen, womit der Referrer immer gekürzt wird, unabhängig von den Einstellungen der Website.
Sicherheit: Firefox schützt vor unsicheren Downloads
Downloads, welche bei einer HTTPS-Verbindung der Website nur unverschlüsselt über HTTP übertragen werden, werden von Firefox ab sofort standardmäßig blockiert. Gleiches gilt für Downloads in Sandboxed iFrames, welche nicht das allow-downloads-Attribut besitzen. Bei entsprechenden Download-Versuchen erhält der Nutzer eine Warnung und kann den Download dann entweder verwerfen oder die Warnung ignorieren und den Download erlauben.
Sicherheit: 3DES-Verschlüsselung wird nicht länger unterstützt
Der Verschlüsselungsalgorithmus 3DES war lange populär, gilt allerdings nicht mehr als sicher. Darum wird dieser von Firefox standardmäßig nicht mehr unterstützt. Aus Kompatibilitätsgründen kann dieser durch die Aktivierung der veralteten TLS-Versionen 1.0 und 1.1 implizit wieder mit aktiviert werden.
Sicherheit: Geschlossene Sicherheitslücken
Auch in Firefox 93 wurden wieder mehrere Sicherheitslücken geschlossen. Alleine aus Gründen der Sicherheit ist ein Update auf Firefox 93 daher für alle Nutzer dringend empfohlen.
Weniger RAM-Verbrauch der Entwicklerwerkzeuge
Mozilla arbeitet bereits seit mehreren Jahren unter dem Projektnamen an einer sogenannten Website-Isolation für Firefox, welche zwischen Firefox 94 und Firefox 96 für alle Nutzer ausgerollt werden soll. Diese verbessert nicht nur die Sicherheit, sondern bringt auf dem Weg dahin auch Verbesserungen im Umgang mit dem RAM. So konnte nicht mehr freigegebener Arbeitsspeicher der Entwicklerwerkzeuge in Firefox 93 signifikant verbessert werden – insbesonders lange Debugging-Sessions können fast 50 Prozent weniger Speicherleaks aufweisen. Weitere große Verbesserungen sind in Firefox 94 zu erwarten: Im gemessenen Szenario sind die Speicher-Leaks der Entwicklerwerkzeuge von Firefox 94 im Vergleich zu Firefox 92 ganze 85 Prozent weniger.
WebRender nicht mehr abschaltbar, Entfernung von Legacy-Backends
Der Grafik-Renderer WebRender ist bereits seit Firefox 91 standardmäßig für alle Firefox-Nutzer aktiviert, entweder mit Hardware-Unterstützung oder in Form von Software-WebRender. Mit Firefox 93 gibt es nicht länger eine Option zur Abschaltung von WebRender und die Entfernung der Legacy-Backends hat begonnen. Dies macht Firefox nicht nur um viele Tausend Zeilen Code leichter, auch ermöglicht dies weitere Performance-Optimierungen in der Zukunft, welche nicht möglich waren, solange die alten Grafik-Backends unterstützt werden mussten.
Nutzer, welche graphische Probleme in Zusammenhang mit Hardware-WebRender haben, können statt einer Deaktivierung Software-WebRender aktivieren, indem über about:config der Schalter gfx.webrender.software auf true geschaltet und Firefox neu gestartet wird.
Kompaktere Lesezeichen-Menüs für Nutzer des kompakten Modus
Mit Firefox 89 führte Mozilla mit Proton ein neues Design für seinen Browser ein. Dieses brachte auch eine größere Darstellung der Lesezeichen-Menüs, was nicht bei jedem Nutzer gut ankam. Ab Firefox 93 respektiert Mozilla an dieser Stelle die Option des kompakten Modus: Nutzer, welche diesen aktiviert haben, haben jetzt auch wieder Platz sparendere Lesezeichen-Menüs.
Verbesserungen der Webplattform
Natürlich unterstützt Firefox auch mit diesem Update wieder weitere Webstandards. So unterstützt Firefox 93 auch Eingabefelder vom Typ <input type=“datetime-local“>. Eine Übersicht über alle Verbesserungen der Webplattform gibt es wie immer in den MDN web docs.
Sonstige Neuerungen von Firefox 93
Die Liste gespeicherter Zugangsdaten unter about:logins zeigt in der linken Spalte jetzt Monats-Überschriftungen bei Sortierung nach letzter Änderung oder letzter Verwendung an.
Wird im Kontextmenü eines Chronik-Eintrags die Funktion „Gesamte Website vergessen“ genutzt, bittet Firefox jetzt zunächst um eine Bestätigung, statt diese Aktion direkt auszuführen.
Das Download-Panel hat optische Detail-Verbesserungen erhalten.
Nutzer von macOS, welche Firefox direkt von der DMG-Datei starten, werden bei der ersten Ausführung aufgefordert, die Installation abzuschließen, um Sitzungsverluste zu vermeiden.
Blinkende Cursor respektieren jetzt den entsprechenden Registry-Eintrag von Windows respektive GTK-Einstellung unter Linux, um nach einer festgelegten Zeit mit dem Blinken aufzuhören und keine CPU-Leistung zu verschwenden. Verbessert wurde auch die CPU-Auslastung bei Verwendung der Suchfunktion bei großen Dokumenten.
Verbesserungen gab es auch wieder bei der Barrierefreiheit, speziell bei der Zusammenarbeit mit dem Screenreader VoiceOver, ebenso mit dem Screenreader Orca, welcher nach dem Start von Firefox nicht länger erst den Wechsel zu einer anderen Anwendung erfordert, um mit Firefox zusammenzuarbeiten.
Natürlich kamen auch in Firefox 93 Fehlerbehebungen und sonstige Verbesserungen unter der Haube dazu.
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