Windows 11 wird in Zukunft Standard-Browser respektieren – aber nur in Europa
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Sören Hentzschel -
10. September 2023 um 08:40 -
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Seit Jahren respektiert Microsoft den vom Benutzer ausgewählten Standard-Browser nur teilweise in seinem Betriebssystem Windows und sabotiert auch entsprechende Umgehungsmaßnahmen von Drittanbietern. Vermutlich dank einer Auflage der Europäischen Union wird sich das bald ändern – allerdings auch wirklich nur für Nutzer in Europa.
Bei jedem Betriebssystem können Nutzer ihren Standard-Browser auswählen. Damit werden sämtliche Links in Anwendungen in eben diesem Browser geöffnet. Das gilt auch für Windows. Allerdings gibt es hier einen Haken, nämlich Windows selbst. Bislang verweigert Microsoft die Verwendung des Standard-Browsers in einigen Teilen von Windows, beispielsweise beim Suchfeld in der Taskleiste. Nicht nur das: Umgehungsmaßnahmen durch Drittanbieter-Werkzeuge wie EdgeDeflector oder durch Mozilla in Firefox wurden von Microsoft sabotiert und funktionsunfähig gemacht. Technische Gründe gab es dafür zu keinem Zeitpunkt. Es handelt sich dabei im Gegenteil um eine perfide Methode von Microsoft, die Marktanteile von Edge hochzuschrauben.
Mit dem Windows 11 Insider Preview Build 23531 ändert sich das: So nutzt Windows jetzt auch für Windows-Komponenten den vom Benutzer ausgewählten Standard-Browser. Dass es hier eine Art Einsicht seitens Microsoft gegeben hätte, braucht aber niemand zu glauben: Wie Microsoft selbst kommuniziert, gilt dies ausschließlich für Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum. Überall sonst auf der Welt wird Microsoft weiterhin ganz bewusst die Entscheidung seiner Nutzer ignorieren.
Und damit ist auch klar, dass Microsoft dies nicht freiwillig macht, sondern höchstwahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Digital Markets Act der Europäischen Union steht, für dessen Erfüllung der Auflagen die sogenannten Gatekeeper bis Anfang März 2024 Zeit haben und der auch der Grund dafür ist, dass wir vermutlich im kommenden Jahr einen Firefox mit Mozillas Gecko-Engine auf Apple iOS sehen werden. Ansonsten wäre es eine sehr ungewöhnliche Entscheidung, diese Änderung jetzt in einer Vorabversion von Windows und nur für Nutzer in Europa umzusetzen. Ein Verstoß gegen den DMA kann mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes bestraft werden. Im Wiederholungsfall kann das Bußgeld sogar bis zu 20 des Jahresumsatzes betragen. Bei einem Jahresumsatz von knapp 212 Milliarden USD, den Microsoft im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftet hat, wäre das nicht unwesentlich. In besonders schweren Fällen kann der DMA sogar eine Aufspaltung oder Teilverkäufe von Unternehmen fordern.
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