Ausnahmeregel für Adblocker definieren? Gehts noch?

  • Zitat von Fox2Fox

    Der noch unerwähnte Punkt und mir in den Sinn kommend:

    Ich werde mir Deinen Beitrag mal ausdrucken und heute im Laufe des Tages in Ruhe durchlesen, auf den ersten Blick: Genau das wollte ich damit sagen. Ich möchte mir nicht vorschreiben lassen, was ich wie und wann und wo gucke. Die Prospekte aus dem sonntäglichen Anzeigenblättchen lese ich bis auf ein, zwei Ausnahmen auch nicht, und genau so mache ich es auch mit dieser Internetwerbung. Also vorab schon mal großes Danke für Deine Zeilen!

  • Zitat von vincent001

    Die Prospekte aus dem sonntäglichen Anzeigenblättchen lese ich bis auf ein, zwei Ausnahmen auch nicht...

    Prospekte lese ich schon mal gerne... Beilagen von irgendwelchen Zeitungen.... Wochenblätter manchmal... Aber dem geht voraus, dass ICH entscheide, was ich mir zu Gemüte führe!

    Zitat

    Also vorab schon mal großes Danke für Deine Zeilen!

    Gern geschehen. War mir ein Vergnügen.

  • Zitat von Fox2Fox

    Wochenblätter manchmal

    Die sind auch so ein typisches Beispiel für diese Überflutung, und alles, weil der Kunde sonst nicht guten Gewissens weiter leben kann. In meinem Wohnort mit ca. 50.000 Einwohnern gibt es drei dieser Käseblättchen, also mittwochs und sonntags jeweils drei mal so ein Blättchen. Die Natur der Sache bringt es mit sich, dass die Inhalte dieselben sind, nur die Prospekte unterscheiden sich. In meiner Heimatstadt, die 600.000 Einwohner hat, gibt es mit Müh und Not zwei dieser Blätter, wovon man dem zweiten ansieht, warum es das zweite ist. Gut im Sinne von interessant ist nur das erste.

    Zitat von Fox2Fox

    War mir ein Vergnügen.

    Hört sich vielleicht komisch an, aber durch diese ganze Diskussion habe ich gestern Abend am PC gesessen und habe gedacht, mache ich was falsch, denke ich was falsch, was habe ich damit zu tun? Das Ergebnis ist genau das, was Du schreibst: ICH entscheide selbst (wobei diese Entscheidung ja noch eine der wenigen ist, die ich selbst treffen kann, ansonsten wird ja immer mehr für uns entschieden, ohne dass wir daran etwas ändern könnten), was ich sehen will oder auch, was ich nicht sehen will.

  • Zitat von vincent001

    Die sind auch so ein typisches Beispiel für diese Überflutung, und alles, weil der Kunde sonst nicht guten Gewissens weiter leben kann.

    Diese Blättchen stellen ja kein Problem dar. Ich kann sie mit einem Schwung ins Altpapier befördern. Und das Papier wird ja wieder recycelt. Von diesem recycelten Papier werden dann wieder Werbeplakate gedruckt... :lol:

    Zitat

    Hört sich vielleicht komisch an...

    Nein.

    Zitat

    ...aber durch diese ganze Diskussion habe ich gestern Abend am PC gesessen und habe gedacht, mache ich was falsch, denke ich was falsch, was habe ich damit zu tun?

    Dahinter steckt eine Unsicherheit. Die u. a. durch Werbung noch gesteigert werden soll. Zuerst wird der Konsument verunsichert, dann präsentiert die gleiche Werbung auch eine Lösung des "Problems". Der Zuseher sagt: Ohhhhh.... - dann ah.... jaaaaa....
    Je mehr wir selber für uns eine Orientierung und Unabhängigkeit, eine Autarkie [Blockierte Grafik: http://i39.tinypic.com/s1kgb4.png] besitzen, desto weniger sind wir verunsichert. Und sind unabhängiger von Werbung in der Form, wie sie weit verbreitet ist. Aber nicht nur unabhängig von Werbung, sondern von allen möglichen Einflüssen, die von außen kommen.

    Der Mensch kann seinen gesunden Egoismus, sein Ich-Vertrauen, nicht mehr gut ausleben und dabei noch ein gutes Gefühl haben. Was aber ganz natürlich und gesund wäre. Individualität ist ein weiterer hoher Wert. Einzigartigkeit. Werbung will alles zu einem Klumpen machen. Viele Menschen haben das Vertrauen in sich verloren. Das sind die besten Empfänger für Werbung. Die Abhängigkeit, die sich durch alle Bereiche des Menschen ziehen kann, ist hoch wie nie. Und Abhängigkeit kann auch in Richtung gesteigertem Konsum gehen. Werbung ist der Mittler, der die Menschen zum Kauf bringen soll. Schau sie dir an, die Käufer. Glauben einem dahergelaufenem Typen in irgendeinem Markt, den sie überhaupt nicht kennen, aber soweit vertrauen, dass sie das angebotene Teil kaufen. Dann kommen solche Fragen: "Und? Ist die Glotze auch wirklich gut?" Ein Ja reicht oft aus, um mit dem Ding in Richtung Kasse zu wandern. Stellt sich dies als nicht ganz richtig heraus, trägt der Typ die Schuld. Selber ist man fein raus. Und das ist das Prinzip, auch der Werbung. "Warum, kann ich ja nix für..."

    Es gibt unzählige gelebte Abhängigkeiten. Mir begegnen immer wieder Paare, oft Ehepaare, die schon lange eine Beziehung haben. Ich sage manchmal: Bis zur Unkenntlichkeit verheiratet. Oft hat es sich bei den Paaren so entwickelt, dass der Mann seine Verantwortung dauerhaft abgegeben hat. Nicht nur für den einen Tag an der Garderobe, sondern komplett und für immer. Wenn die beiden essen gehen, fragt der Mann: "Was essen wir denn heute?" Die Frau sagt: "Du isst heute ein Schnitzel nach Holsteiner Art." Dem Mann geht es gut dabei. Aber wehe, die Frau ist mal weg. Dann ist das Verhungern nicht mehr weit. Aber in diesem Fall ist die Frau die wichtige Werbung für den Mann. Sie sagt ihm, was er tun soll. Weil er es nicht mehr weiß und auch nicht mehr wissen will. Kranke Symbiosen.

    Mir hat der Satz immer gut gefallen: Was es nicht alles gibt, das ich nicht brauche.

    Leider hat sich der Mensch so abhängig entwickelt. Und braucht "Stützen" und "Krücken", die ihm sagen und zeigen, wo es im Leben lang geht. Und Werbung ist ja nur eine harmlosere Variante von allen Möglichkeiten, die das heutige Leben so bietet. Es gibt gefährliche Orientierungen. Scientdingsbums z.B.

    Wir haben unsere Kritikfähigkeit verloren. Manchmal kippt es aber auch in ein gesteigertes Kritikmaß. Dann wird die nicht vorhandene Eigenständigkeit mit erhöhtem und unsinnigem Kritikaufkommen kompensiert. Das sind dann u. a. die Besserwisser.

    Millionen Menschen lesen die BILD. Muss ja gut sein. Die Werbung sagt, Heidi Klum liest auch die BILD. Dann kann ich mich durch solidarisches Lesen der prominenten Person anschließen. Das ist auch der Grund, warum es so viele Frauenzeitschriften gibt. Durch das Lesen der ganzen Berichte können sich Menschen (oft Frauen), denen das fehlt, was ich versucht habe, hier aufzuzeigen, sich mit Königshäusern und ähnlichem identifizieren. Es hebt das Selbstwertgefühl. Nicht wirklich, aber gefühlt schon. Auch das ist eine Art Werbung der Herausgeber. Es sind "Werbeanzeigen" in Form von dargestellten Berichten über Königshäuser, durch die Leser(innen) auf eine spezielle Art angesprochen werden.

    Zitat

    ...ansonsten wird ja immer mehr für uns entschieden, ohne dass wir daran etwas ändern könnten...

    Genau das ist zu hinterfragen. Faulheit, Mutlosigkeit, Bequemlichkeit, Wegschau-Mentalität und sicher findet der eine oder andere Leser noch andere Behinderungen, die ihn umgibt.

    Mir hat Schmickler mit seiner Art der Kritik und Denke immer gut gefallen. Ein kürzlich von mir gesehenes Programm von ihm heißt: Ich weiß es doch auch nicht. Genau das ist es. Ich nix wissen. Du wissen. Ich nix Verantwortung haben. Du Verantwortung für mich haben. Du entscheiden. Besser du Fehler machen als ich. Nur vergessen wir leider, dass das auch Konsequenzen hat.

    Hat auch mit Werbung zu tun. Ich befolge den Ruf der Werbung. Und wenn es nicht richtig war, kann ich nix dafür. Wir wollen heutzutage alle keine Fehler mehr machen, zumindest nicht mehr diese Art von Fehlern. Wir machen andere Fehler. Und wir geben die Verantwortung ab, mehr, als uns klar ist. Werbung füllt eine Lücke.
    Welcher Mensch geht noch einigermaßen reflektiert durchs Leben? Und ist sich Seiner bewusst?

    Bei manchen Menschen hat sich diese Unfähigkeit und nicht vorhandene Eigenständigkeit extrem ausgeprägt. Werden sie mit einer Frage konfrontiert und haben keine Krücke zur Hand, platzen die fast, wenn eine Antwort abverlangt wird, die auf eine unabhängige und alleinige Entscheidung beruhen soll. Und gerade für solche Menschen ist Werbung Gift.

    So, jetzt muss ich aber noch was anderes machen.

  • Zitat von Fox2Fox

    Auf den Punkt:
    Werbung im Internet interessiert mich nicht und ich möchte sie nicht sehen. Und meine Meinung gleich dazu: Ich freue mich über Werbeblocker! Die Steigerung ist noch, dass diese Hinweise filtern, dass man gefälligst seinen Werbeblocker ausschalten sollte.

    Genau meine Meinung.. ich treibe mich in der Regel auch nicht auf Seiten herum, die mich davon in Kenntnis setzen, das ich einen Werbeblocker benutze... :mrgreen:

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    Ein interessanter Test bzgl. Seiten die um Werbung zulassen "betteln". Unter diesen Voraussetzungen auch ein nogo für mich!

    Hilfe auch im deutschsprachigen Matrix-Chat möglich oder im IRC-Chat
    Meine Anleitungstexte dürfen gerne "geklaut" und weiter verwendet/kopiert werden ;)

  • Zitat von Zitronella

    die um Werbung zulassen "betteln"

    Genau das ist nämlich das Problem. Anstatt von vornherein ihre Leser und vielleicht auch möglichen Kunden zu beteiligen und einzubinden, vielleicht so nach dem Motto: Lieber Kunde, wir haben da mal eine Frage, vielleicht möchtest Du uns bei der Suche nach der Antwort helfen, nein, stattdessen knallen sie erstmal raus, dass wir, die Leser, die Dummen sind und uns gefälligst auf sie zubewegen sollen. Es liegt an der Verantwortung der Seitenanbieter, mit ihren Werbekunden ins Gespräch zu kommen und zu sagen, wir wollen die und die Werbung nicht, lasst Euch was einfallen. Und wenn das dann nach und nach weiter geht, also vom Seitenanbieter zum Werbekunden, von denen zum Werbehersteller usw., dann wird es auch mal irgendwann wieder ruhiger.

  • Mal davon abgesehen. Ich glaube eh nicht, dass Werbung im Internet mit Erfolg funktioniert. Vielleicht gehe ich da nur von mir aus. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von einer Werbung angesprochen wird, der sich dann in seiner Kaufentscheidung beeinflusst zeigt. Ich sehe eine Werbung für eine Glotze und die kaufe ich mir dann auch? Trotz des grundsätzlich funktionierenden Hebels, der sich in der Werbung versteckt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Internetwerbung direkt darauf zurückzuführende Umsätze nach sich zieht. Ist mir zu hoch. Auf der anderen Seite kostet Werbung ja Geld. Und wenn sich diese Investition nicht lohnen würde, könnten sich die Unternehmen das Geld sparen.

    Werbung würde ich mir gegen Bezahlung anschauen. Wenn ich dafür Geld bekommen würde, dann würde ich ABP wieder deinstallieren. Nicht zu vergessen: Von der Werbung profitiert in erster Linie das Unternehmen. Nicht unbedingt der Kunde. Denn wenn Werbung funktioniert, wird immer etwas verkauft, was im Sinne der Firma ist. Aber nicht unbedingt im Sinne des Käufers, denn der kann sich fälschlicherweise von der Werbung beeinflussen lassen. Und wäre mit einem Produkt eines anderen Anbieters besser bedient. Passender. Und was für mich persönlich passt, das weiß ich am besten. Und um das heraus zu finden, was passt, braucht es auch keine Werbung. Da brauche ich verlässliche Informationsquellen. Auch wenn ich zu keinem Ergebnis kommen sollte, was am besten passt, kaufe ich etwas, wovon ich am meisten überzeugt bin. Diese Überzeugung entsteht aber auch nur dann, wenn ich mich mit dem Produkt beschäftige. Aber für viele Menschen ist das zu aufwändig und so kaufen sie auf gut Glück. Unterstützt von Werbung, da kann ja nix mehr schief gehen.

    Werbung ist für mich so ähnlich wie Voodoo. Funktioniert, aber so richtig weiß man nicht...

  • Liebe Leute,

    jetzt lasst mich mal mit einigen eurer Argumente aufräumen (als einem, der beruflich in der Medienbranche arbeitet bzw. forscht).

    1. Werbung zu sehen, heißt nicht, dass man danach völlig hirnlos losrennt und Sachen kauft. Derlei Stimulus-Response-Annahmen aus der Psychologie gelten schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Es geht vielmehr darum, dass die Leute das Unternehmen/Produkt gewissermaßen nicht vergessen. Man spricht davon, dass das Produkt/Unternehmen ins sogenannte "relevant set" kommt. Damit ist gemeint, dass Werbung helfen kann, überhaupt wahrgenommen zu werden. Wenn man sich einen Fernseher kaufen will und gar nicht weiß, dass es Modell X oder Marke Y gibt, wird man es gewiss nicht kaufen. Wenn man aber nun oft genug Werbung zu Produkt X gesehen hat, geht man in den Laden und sagt sich vereinfacht ausgedrückt "nagut, es gibt Modell X, Modell Y, Marke Z usw.". Ob man dann tatsächlich Marke X kauft, sagt auch niemand. Und jeder der behauptet, dass er von Werbung überhaupt nicht beeinflusst wird, hält psychologisch gesehen leider etwas zu viel auf sich selbst. Werbung ist langfristig, kumulativ und oftmals sehr subtil ausgelegt. Wie gesagt, es geht nicht darum, sofort in den Laden zu rennen. Aber eine gewisse Wirkung hat Werbung schon.

    2. (Ausgangspuntk dieses Threads): Es ist aus meiner Sicht völlig legitim und richtig, was die Printmedien derzeit in Sachen Adblocker tun (was nicht heißt, dass ich ihn persönlich deaktiviere). Man sollte als Nutzer mal ein bisschen von diesem paritätischen Verständnis von Wirtschaftsbeziehungen runterkommen. Man nimmt sich selbst ein wenig zu wichtig, wenn man meint, der Website-Betreiber hat einen gefälligst zu fragen, was man will, sonst gehe man nicht mehr auf seine Seite. Wer so denkt, der soll halt einfach nicht mehr auf die Seite gehen. Und es ist schon ganz schön unverfroren zu sagen "Jahrelang hab ich nichts für guten Journalismus gezahlt, weil ich zu gezig bin. Und jetzt, wo ich gebeten werde, den Adblocker zu deaktivieren, na da gehe ich aber auf die Barrikaden!" Es ist mitnichten so, dass die online-Portale vor Jahren gedacht haben: mensch, jetzt locken wir die Leute mal jahrelang mit kostenlosen Angeboten, und dann zocken wir so richtig ab. In den Anfängen der online-Zeitungen war noch überhaupt nicht klar, welche Auswirkungen das Internet haben wird, in jedem Falle aber konnte man noch kein Geld damit verdienen. Also stellte man die Inhalte kostenlos ins Netz, womit man sich leider selbst den Ast absägte, auf dem man saß. Denn damit setzte sich die Kostenlos-Mentalität durch, die gedruckten zeitungen verloren an Auflage und heute ist niemand mehr bereit, auch nur einen Pfennig zu zahlen bzw. regt sich über Werbung auf. Werbung ist aber derzeit die einzige Geldquelle für online-Journalismus, und dabei decken die Werbeerlöse nicht im Mindesten die Kosten der online-Redaktionen. Insofern ist es völlig legitim, dass die Seiten nun diesen Schritt gehen. Ich finde sogar, dass er Lob verdient, denn hier wird nicht mit Gängelung, Zwang oder ähnlichem gearbeitet, sondern (zunächst?) erst einmal mit einem zwanglosen Appell.

    Man sollte das ganze vielleicht auch mal aus einem größeren Blickwinkel betrachten:

    die Öffentlich-Rechtlichen bekommen pro Jahr ca. 7 Mrd. Euro (!) vom Steuerzahler. Das Programm der ÖR ist nun ohne Frage deutlich besser als das der Privaten, aber auch bei den ÖR läuft sehr, sehr viel Schrott. Aber dennoch: 7 Mrd.!
    Und was bekommen Printmedien? Gar nichts. Das ist historisch bedingt, aber damit müssen die Printmedien derzeit leben. Deren Haupt-Einnahmequellen sind die Verkäufe der gedruckten Zeitungen sowie Werbung. Werbung macht je nach Printmedium zw. 40 und 60% der Einnahmen aus. So, und nun stellt euch mal vor, dass niemand sich die Werbung anschaut. Dann können die Zeitungen dicht machen. Na und, wird der ein oder andere sagen. Zeitungen braucht niemand. Bullshit. Zeitungen sind ein Eckpfeiler unserer gesellschaft und Demokratie. Durch Zeitungen wird die Meinungsvielfalt gesichert, Zeitungen überwachen das Geschehen in Politik und Wirtschaft. Man denke nur mal an Herrn Wulff. Wenn diese "Vierte Gewalt im Staate" wegfiele, weil nicht mehr arbeitsfähig, weil kein Geld da ist, dann geht es bergab mit uns. Dann können wir uns schon mal auf Verhältnisse wie vor 80 Jahren gefasst machen. Was wird denn in Politik udn Wirtschaft passieren, wenn die wissen, dass sie von niemandem mehr kontrolliert werden? Das kann sich vielleicht jeder selbst zu Ende spinnen.

    Unter diesen Gesichtspunkten sollte der ein oder andere vielleicht doch nochmal reflektieren, ob es nun so derart skandalös ist, was die Zeitungen machen, oder ob das nicht ein guter, fairer und wichtiger Schritt ist.

  • Finde ich total super, deine Stellungsnahme und Ausführungen und ich teile diese auch im Großen und Ganzen. Ich selber kaufe keine Zeitungen mehr. Nachrichten schaue ich mir im ÖR-Fernsehen an und höre sie täglich im Radio. Hintergrund evtl. übers I-Net.
    Werbung im Fernsehen vermeide ich konsequent. Bei den ÖR, gelegentlich (z.B. bei Sportübertragungen) aber selten.
    Seit es die Privaten mit der vielen Werbung gibt, nervt mich diese und ich schaue schon fast seit 10 Jahren kein privates Fernsehen mehr (mit kleinen Ausnahmen wie Formel 1) aber die massive Werbeflut im privaten Fernsehen ist für mich absolutes No-Go.
    Im I-net ist das ähnlich. Ich nutze den Ad-Blocker konsequent. Wenn mich eine Seite, die ich toll finde bittet, diesen zu deaktivieren, mache ich das evtl. solange, bis mich die Werbung anfängt zu nerven (was ziemlich schnell passiert).
    Werbung muss subtil sein um zu wirken. Sie darf nicht aufdringlich sein. Wenn es nur 1,2 Banner wären oder kleine Werbefenster, dann hätte ich nicht so ein problem damit aber wenn man den Adblocker deaktiviert, dann fängt der Bildschirm an zu beben vor Werbung. Das ist leider nicht akzeptabel für mich.
    Ich kann aber den Aufruf von manchen Seiten bzw. Institutionen, bitte keinen Adblocker zu nutzen durchaus nachvollziehen.
    Werberesistent ist niemand. Besonders wirksam ist die Werbung, die man als Kind empfängt. Deshalb kommt die meiste Werbung zu der Zeit, wo Kinder fernsehen. Die hat bei mir auch gewirkt, dass kann ich nicht bestreiten.

  • Ich frage mal andersherum: Wer hat Zeit, sich FAZ, Die Zeit und ähnliche bessere vorm Frühstück, in der Mittagspause, so durchzulesen, dass er gegen Feierabend mitreden kann? Mein Kollege bringt sich die bekannte mit 4 BUCHstaben mit, aber der Quark, der da drinsteht... Und nach Feierabend? Wer zieht sich danach eine sophisticated rein zwischen Windeln, Frau, Kind, Familie, Einkauf, Feierabendbierchen, online, Foren? Wenn ich effektiv die Ruhe und Zeit hätte, mir die Rheinische Post (RP) als Papier anzutun, wären das Geld dafür gar kein Problem - nur dem ist nicht so. Es gibt von diesen Zeitungen keine Kurzfassung. Also lese ich dann und wann Mal den Onlineartikel und wenn der gewollt ohne Werbung ist, dann müssen die sich damit abfinden. Ich benötige keine Erinnerung für irgendein Produkt, was mich eh nie interessieren wird. Meinen letzten Eierkocher (Steba) habe ich nach Qualität ausgesucht und nicht nach Werbung - gezielt gelesen in der Warentest, örtliche Bibliothek. Aktuell läuft hier N24, weil ich die Faxen dicke hab von den ÖR vor dem Abendprogramm.

  • Zitat von Bernd.

    Ich frage mal andersherum: Wer hat Zeit, sich FAZ, Die Zeit und ähnliche bessere vorm Frühstück, in der Mittagspause, so durchzulesen, dass er gegen Feierabend mitreden kann?

    Ganz klare Antwort: Jeder!

    Die Sache ist nur die: es tut keiner. Der Durchschnitts-Deusche schaut am Tag ca. 220min. TV, also über 3 1/2 Std. Durschnittlich Zeitung gelesen wird ca. 30min pro Tag. Also es möge bitte niemand sagen, er hätte keine Zeit dafür. Es geht ja auch nicht darum, morgens so viel Informationen aufzusaugen, um dann abends in Klassenarbeits-Manier über alles Bescheid zu wissen. reicht ja auch, wenn man am nächsten Tag ungefähr Bescheid weiß oder eben langfristig mitreden kann. Natürlich ist Zeitung lesen anstrengender als sich mit der Tagesschau im Schnelldurchlauf berieseln zu lassen. Die Informationstiefe ist dabei aber ungleich geringer.
    Früher gab es mal eine "duty to keep informed". Es gehörte quasi zur Bürgerpflicht, sich über das aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen auf dem Laufenden zu halten. Diese Einstellung geht jedoch immer mehr verloren. Lieber lustige Katzenvideos im Internet. Damit einher geht natürlich dann auch die Änderung, dass die Überschrift im RSS-Feed oder der Dreizeiler bei gmx.net schon reichen würde, um sich zu informieren. Somit verliert "Journalismus" dauerhaft an Wert in unserer Gesellschaft.

    Und auch der Online-Artikel, der "dann und wann Mal" gelesen wird, wurde erstellt und will finanziert werden. Früher haben 1000 Leute die Zeitung gelesen und bezahlt. Heute lesen noch 100 die gedruckte Zeitung und zahlen dafür. 200 weitere lesen den Spaß dann kostenlos im Internet und der Rest will sich gleich gar nicht informieren. Wenn das so weitergeht, stirbt der Journalismus und damit gut recherchierte und aufbereitete Information aus.
    Es gibt Versuche, auch in Zeiten unserer absoluten Geiz ist Geil Mentalität mit Journalismus wieder Geld zu verdienen, siehe z.B. die Paywall der NY Times (oder war es die Washington Post, ich bin mir grad nicht sicher). In Dtl. versucht z.B. die taz im online-Bereich, Ihren Nutzern auf Artikelebene micropayments abzugewinnen. Ich bin aber skeptisch, ob das die Talfahrt stoppen kann. Insofern finde ich es absolut verständlich, dass die Online-Zeitungen nun versuchen, wenigstens Ihre Werbeerlöse zu sichern.

    Meines Erachtens sollte es ja auch für Printmedien einen "Rundfunkbeitrag" geben, denn die Arbeit der Printmedien ist mindestens genauso wichtig wie die des ÖR-Rundfunks. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Du hast echt 3.5h Zeit für Fernsehen? Htte ich gerne. Gut, dafür sitze ich an manchen Tagen etwas länger am Monitor. Ich sehe zu, den Tagesguck zu erwischen und dann irgendwie Serie bis Schlafenszeit, aktuell bin ich schon gut drüber. Deswegen NTV oder N24 für Meldungen oder deren Ticker. Gefühlte 99% aller aufgenommenen Informationen habe ich am folgenden Tag wieder vergessen, dafür könnte ich in fast allen Startrek TNG Serien (auch nur dort, nicht DS9, Voyager oder Kirk) mitspielen :mrgreen: Aber selbst jenes Wissen verblasst und wird mit neuen Daten gefüllt. Circle of Life.

    PS ich bekomme jedoch so viel mit, dass ich zB dieses Jahr das Kreuzchen am richtigen Kästli machen werde. ;)

  • Guten Abend,

    Zitat von Bernd.

    dass ich zB dieses Jahr das Kreuzchen am richtigen Kästli machen werde. ;)


    gibt es dies überhaupt noch? :-??

    Gruß
    graubaer

    *** "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden ..." (Amtseid der Bundesminister/-innen - Auszug)***

  • Zitat von deschen2

    Ganz klare Antwort: Jeder!

    Die Sache ist nur die: es tut keiner. Der Durchschnitts-Deusche schaut am Tag ca. 220min. TV, also über 3 1/2 Std. Durschnittlich Zeitung gelesen wird ca. 30min pro Tag. Also es möge bitte niemand sagen, er hätte keine Zeit dafür.

    Puh, also hier muss ich aber schon widersprechen. Klar, ich bin sicher nicht der durchschnittliche Deutsche, aber diese Zeit habe ich beim allerbesten Willen nicht. Und ich schaue keine 3 1/2 Stunden am Tag TV, ich schaue an einem durchschnittlichen Tag 20 Minuten DVD zum Frühstück und 20 Minuten DVD zum Abendessen, gleichzeitig wohlgemerkt, das wars. Das sieht auch an Wochenenden nicht groß anders aus. Also ich wüsste wirklich nicht, wann sich das bei mir als regelmäßige Beschäftigung ausgehen könnte. So viel Arbeit...

  • Ich höre viel NDR Info, nebenbei, im Auto, auf der Arbeit und bin politisch in 15 Minuten gut informiert, ferner lese ich täglich meine Tageszeitung im Abo.. Weitere Zeitungen lese ich nicht. Ich werde sicher beeinflusst von Werbung, blocke diese aber, wo immer es geht, bzw. schmeiße sie ins Altpapier, wenn ich am Montag nachn ALDI und zum REAL fahre, gucke ich vorab in deren Prospekte und weiss Bescheid. Ich bin keiner, der wegen einem guten Angebot zu verschiedenen Einkaufsstellen fährt, keine Zeit und es rechnet sich nicht.
    Größere Anschaffungen werden gut vorbereitet analog zu .Bernds Vorgehen. Ich habe nichts gegen Werbung, solange ich ihr ausweichen kann. :)
    Übrigens: Früher war Werbung noch lustig und erinnerlich.. wer erinnert sich nicht an das HB-Männchen oder den Bärenmarken-Bär.... heute ist das Werbesegment überwiegend nur noch gequirlte Scheisse...

  • Zitat von Boersenfeger

    heute ist das Werbesegment überwiegend nur noch gequirlte Scheisse...


    Dem stimme ich 100% zu.

    Wenn man allerdings sieht was es teilweise für tolle Werbespots im Ausland gibt..armes Deutschland kann ich dann nur sagen.

    Sollen sich doch die Werbeleute mal etwas einfallen lassen.....denn auch Werbung anzusehen kann Spaß machen, und dann würden auch weniger User sie wegklicken denke ich mal.