Das ist eine provokante These, zeitgleich verwehre mich in dieser langeandauernden Diskussion dagegen, dass der Begriff Spyware so leichtfertig inflationär angewandt wird und möchte doch ein paar unfassbare Details zu diesem Thema aufzeigen, bei meinen Überlegungen stellte sich für mich heraus, daß ebay ein Problem, jedoch in Bezug auf andere kommerzielle Firefox-Partner vermutlich unter Datenschutzaspekten nicht das Größte ist.
Die kommerziellen Partner-Programme von Firefox sind:
1. Google (Platz 1 unter den Suchfeldern, Partnerprogramm, Startseite als "Beinahe-Zwang")
Sponsor der Mozilla Foundation - enge Zusammenarbeit, laut Presseberichten.
2. Yahoo (Partnerprogramm, Sponsor der Mozilla Foundation, u.a. werden Mitarbeiter der Mozilla Foundation von Yahoo entlohnt)
3. Amazon (Partnerprogramm, Konditionen laut Website von Amazon bis zu 15% des Umsatzes)
4. ebay (Partnerprogramm)
5. Wikipedia (Partnerprogramm)
Hier kurz eine Definition zum Thema Spyware von Wikipedia.org:
LINK: http://de.wikipedia.org/wiki/Spyware
Als Spyware wird üblicherweise Software bezeichnet, die persönliche Daten des Benutzers ohne dessen Wissen oder gar Zustimmung an den Hersteller der Software oder an Dritte sendet. Oft wird Spyware verwendet, um Produkte scheinbar kostenlos anzubieten.
Meist dienen die Spyware-Programme dazu, das Surf-Verhalten im Internet zu analysieren, um gezielt Werbebanner oder Popups einzublenden, die den Interessen des Benutzers angepasst sind. Die Firmen erhoffen sich daraus eine Steigerung der Wirksamkeit dieser Werbemethoden.
Keiner kann ernsthaft behaupten, daß diese Definition zu 100 Prozent auf den derzeitigen Firefox 1.0 zutrifft. Es ist jedoch so, daß ich die Sammlung von Informationen, daß Ausspähen von personenbezogenen Daten u.a. auf Cookies beziehe und habe mir aus diesem Grund die Lebensdauer der vom Suchfeld des Firefox-Browsers ausgehenden Cookies einmal angeschaut.
1. Google:
Cookie-Lebensdauer: 17. Januar 2038 20:14:07
Wenn ich bis zu meinem Rentenalter mit einem Firefox-Browser surfe, dann partizipiert die Mozilla Foundation bis zu meinem Rentenalter an dem AdSense-Programm von Google (Ausschuettung ca. 50% des Umsatzes). Google hat die Möglichkeit (und nutzt diese auch) alle meine eingegeben Suchwörter während dieser Zeit zu speichern. Sollte ich noch einen G-Mail-Account besitzen und mich für Froogle interessieren, auch diese Angaben werden unweigerlich meinem Profil hinzugefügt. Durch eingebundene Textanzeigen werden mir heute schon die fuer mich relevanten Informationen angezeigt.
Google impliziert ein riesiges Datenschutzproblem. Mozilla mischt da mit und verdient dabei.
Mehr Infos zum Thema Google und Datensicherheit:
http://www.google-watch.org/krane.html
2. Amazon:
Cookie-Lebensdauer: Dienstag, 1. Januar 2036 00:00:02
Hier sieht es ähnlich aus, der Cookie wird ebenfalls bis zu meinem Rentenalter gespeichert, es sei denn, ich ginge in den Vorruhestand. Mozilla verdient mit und bekommt bis zu 15% der erziehlten Amazon-Umsätze. Zum Thema Datenschutz:
Amazon verweist auf seinen deutschen Seiten auf das Safe-Harbour-Abkommen und das bedeutet im schlimmsten Fall für die Daten seiner deutschen Kunden: verdachtsunabhängiger Vollzugriff für US-amerikanische Behörden auf die eigenen Lesepräferenzen. Es ist also nicht unmöglich, daß mein Interesse an islamischer Literatur and die Behörden der USA weitergereicht werden.
Link zu diesem Thema:
http://www.heise.de/ix/artikel/2003/05/096/
3. Yahoo:
Cookie-Lebensdauer: Donnerstag, 15. April 2010 22:00:01
Yahoo hat eine gute Datenschutzerklärung veröffentlich, die Lebensdauer des Cookies ist im Vergleich zu amazon.de und google.com beinahe akzeptabel. Trotzdem auch hier in keinem Hilfetext oder FAQ ein Hinweis zu dem offensichtlichen Partnerprogramm (bezahlte Suchmaschinenergebnisse, etc. pp.)
4. webtip.ch, mediaplex.com, ebay.de
Mediaplex und Ebays Cookies haben folgende Lebensdauer: 22. Juni 2009 02:00:00
webtip.ch hat keinen Cookie gesetzt, und speichert laut Datenschutzerklärung keine personenbezogenen Daten. Ich hoffe einmal, daß das auch stimmt.
Im Vergleich zu Google und Amazon wirken die Datenschutzbedingungen von ebay.de humaner. Ebay betont, dass sie es externen Dienstleistern nicht gestattet, personenbezogene Daten mithilfe von Cookies zu erfassen. So schön so gut. Mediaplex ist Mitglied im Privacy Preferences (P3P) Project, welches vom World Wide Web Consortium (W3C) definiert wurde. Aber auch hier die für amerikanische Konzerne bindene Safe-Harbour-Regelung, die die deutsche Amazon GmbH ohne Not ja ebenfalls unterstützt.
5. Wikipedia.org:
Das einzige nichtkommerzielle Partnerprogramm. Datenschutzrechtliche Bedenken habe ich dort nicht. Es werden keine Cookies gesetzt.
Kurze Wertung:
Die Mozilla Foundation hat problematische Partner auf den PCs der individuellen Nutzer installiert, das Verwerfliche daran ist, daß darüber schlichtweg nicht informiert wird und der Nutzer diese Partnerprogramme (vor allen Dingen Google und Amazon) zwangsweise Nutzen muss, da diese nicht ohne einen grossen Aufwand deinstalliert werden können. Ich habe die Statements von Axel Hecht und Abdulkadir Topal gelesen und sehe nirgendwo einen Hinweis auf die Nähe der Mozilla Foundation zu diesen Anbietern. Ich bin sehr enttäuscht über deren Informationspolitik und empfinde ein unterjubeln problematischer Partnerprogramme als dreist.
Ich denke, daß der Weg der Finanzierung über Partnerprogramme sinnvoller Weg sein könnte, wenn folgende Bedingungen erfüllt wären:
- gezielte Information der Nutzer, Hinweis möglichst bei der Installation des Firefox-Browsers
- einfach Möglichkeiten der Deinstalltion der einzelnen Partnerprogramme ohne ein kompliziertes Editieren des Quelltextes.
- Erwirken von kürzeren Cookie-Lebensdauern bei den Partnern (falls möglich!) - reichen da nicht vielleicht 48 Stunden?
- deutliche Distanzierung der Mozilla Foundation von den derzeit von Axel Hecht und Abdulkadir Topal angewandten Praktiken, der sinnfremden Partnereinbindung ohne eine deutliche Informationspolitik.
Ich bin gespannt, ob mein Beitrag zu einer gezielten Diskussion führen kann und vielleicht resultieren daraus Änderungen, die dem Firefox-Projekt zugute kämen.
MFG,
FRED