Wenn Heise dann schreibt "Die Datensätze von Mozilla sind offenbar inzwischen nicht mehr öffentlich zugänglich", dann haben sie den Inhalt des Satzes gut wiedergegeben. Es rechtfertigt meiner Meinung nach keinefalls eine solche Aussage:
Das ist schlechter Stil.
1. Impliziert die Formulierung ziemlich deutlich, dass dies eine Reaktion auf den Artikel gewesen wäre oder aber dies wenigstens chronologisch danach passiert wäre. Es ist aber genau umgekehrt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass es nicht explizit so da steht. Im Journalismus ist es ganz wichtig, wie man Dinge formuliert und welche Assoziationen man damit weckt. Und gerade je höher die Reichweite des Mediums ist, desto mehr Verantwortung trägt man auch, dass die Nutzer die Inhalte korrekt und nicht falsch verstehen. Wenn du schon von schlechtem Stil redest: genau das unterscheidet, neben weiteren Dingen, guten von schlechtem Journalismus.
2. Ein Artikel hört nicht mit dem letzten Wort des Haupt-Teils auf. Von einem bezahlten Redakteur erwarte ich mehr. Die ersten Kommentare liest man ebenfalls mit, weil in Kommentaren oft Fragen und Klarstellungen stehen. Wenn du das nicht erwartest, ist das schön für dich. Aber ich erwarte das. Und wenn für mich wird auf dieser Seite zu häufig zu schlechte Arbeit geleistet wird, dann sage ich das auch.
3. Ich bin zum einen mit meinem Blog selbst im journalistischen Bereich tätig und übrigens nicht nur mit meinem Blog, man konnte von mir auch schon in Print-Medien lesen, und immer wieder werde ich von anderen IT-Seiten als Experte bezeichnet, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Es ist auch erst wenige Monate her, dass ich ein telefonisch vom Chefredakteur der internationalen Ausgabe von Handelsblatt zu Firefox befragt worden bin. Ich bin also durchaus in der Position, die journalistische Arbeit dieser Seite zu bewerten, da meine journalistische Arbeit zu diesem Thema auch in der Branche anerkannt wird. Ich befasse mich mit Mozilla seit so vielen Jahren, dass ich die Inhalte sehr gut beurteilen kann und sofort sehe, ob sich jemand Mühe gemacht hat oder nicht. Also wir brauchen jetzt wirklich nicht so tun als wäre ich ein durchschnittlicher Leser und hätte keine Grundlage für meine Meinung. Wenn es darum geht, was Mozilla tut und wie darüber berichtet wird, dann weiß ich ganz genau, wovon ich spreche.
Und bevor jemand auf die abenteuerliche Idee kommt, ich würde grundsätzlich keine andere Quelle zu Mozilla-Themen wertschätzen, glücklicherweise leisten auch andere noch gute Arbeit und ich bin immer froh, wenn ich sowas anerkennen darf. Dafür nenne ich gerne ein Beispiel. Mal alle Vorurteile gegen den Verlag außen vorgelassen, meiner professionellen Meinung nach als Experte in diesem Bereich liefert die Computer Bild ein wesentlich höheres Qualitäts-Niveau, wenn es um Artikel zu Firefox geht. Die investieren Zeit in ihre Artikel zu neuen Firefox-Versionen, das merkt man sofort. Da werden nicht nur die Release Notes abgeschrieben. Und sie nennen sogar, wenn sich nicht der ganze Artikel darum dreht, was eine Quelle zwingend erforderlich macht, ihre Quellen, was bei Seiten dieser Größe alles andere als normal ist und unbedingt positiv hervorgehoben werden muss. Also ich habe wirklich kein Problem damit, auch Lob zu vergeben, wenn man es sich verdient.
Heise hat heute übrigens einen sehr positiven Beitrag zu Firefox 55 veröffentlicht, obwohl die doch so schlecht recherchieren.
Was hat die Qualität der Recherche denn bitte damit zu tun, ob der Inhalt eines Artikels positiv oder negativ ist? Du kannst auch ein Loblied auf Firefox mit schlecht recherchierten Fakten untermauern. Zwischen den beiden Dingen besteht überhaupt kein Zusammenhang. Schlechte Recherche bedeutet nicht, Firefox schlechtzumachen. Komplett andere Baustelle.