Spannende Zeiten für Werbeblocker

  • Google arbeitet am Manifest v3 für seine Erweiterungs-Architektur:
    https://bugs.chromium.org/p/chromium/iss…d=896897&desc=2

    Raymond Hill, Entwickler von uBlock Origin, sieht darin aufgrund der damit verbundenen Einschränkungen das Ende von uBlock Origin und uMatrix, falls das so umgesetzt wird wie geplant ("causing uBO and uMatrix to no longer be able to exist").

    Und Opera hat eine Änderung implementiert, mit welcher Erweiterungen wie Werbeblocker standardmäßig nicht mehr auf den Ergebnisseiten der meisten mitgelieferten Suchmaschinen funktionieren:

    https://dev.opera.com/extensions/con…pt-capabilities

    Das Verhalten ist zumindest vom Nutzer überschreibbar.

    Spannende Zeiten…

  • Solche Ankündigungen sehe ich locker; es wird dann immer einen geben, der ein Script schreibt, oder sich eine funktionierende Gegenmaßnahme überlegt, und veröffentlicht.

    Mich wundert das nur, dass bisher noch niemand mit einem Script "um die Ecke" kam, das man in den Browser einfügen kann, ohne dass erst uB oder uM eingebunden werden müssen. Wäre doch ein Erfolg. Vielleicht ein Denkanstoß für Andreas, um hier etwas für uns zu basteln; leider habe ich von dieser Materie wenig Ahnung, sonst wäre ich schon reich(er) :mrgreen: So bin ich halt nur ein "armer Student" - stimmts, Sören 8)

  • Solche Ankündigungen sehe ich locker; es wird dann immer einen geben, der ein Script schreibt, oder sich eine funktionierende Gegenmaßnahme überlegt, und veröffentlicht.

    Bei so einer Aussage ist leider offensichtlich, dass du vom Thema nichts verstanden hast. Anders ist so eine Aussage nicht zu erklären… Aber vielleicht irre ich mich ja: Erkläre doch bitte, wie man mit einem Script die komplette Funktionsweise der Erweiterungs-Architektur von Chrome verändern soll. Das ergibt überhaupt keinen Sinn.

  • Ich habs auch nicht verstanden. Habe diesen Artikel bei Caschy gelesen https://stadt-bremerhaven.de/google-chrome-…ocker-bedeuten/
    Dort ist der Tenor in den Kommentaren meist "dann wechsel ich halt zu Firefox" oder ähnlich. Also was bedeutet das denn für Firefox wenn solche Änderungen für Chrome relevant werden könnten? Genau das ist der Punkt den ich nicht verstehe. Da du es aber hier ins Forum postetest, denke ich es könnte auch für Firefox relevant werden, oder? :-??
    Wärst du bitte so nett das differenzierter zu erläutern?

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    Meine Anleitungstexte dürfen gerne "geklaut" und weiter verwendet/kopiert werden ;)

  • Zunächst einmal, weil du schreibst, du hast es auch nicht verstanden: Was du nicht verstanden hast, ist, was es in der Konsequenz für Firefox bedeutet. Das ist eine sehr gute Frage und kein Vergleich zu Beitrag #2. Was mich daran so störte, ist, dass da eine vollkommen sinnlose Aussage in den Raum geworfen wurde und auf dieser Grundlage das Thema damit unpassenderweise klein gemacht wurde, obwohl das ein Thema ist, welches in Wahrheit ziemlich groß ist, zig Millionen Menschen betrifft und zum Aus von Add-ons wie uBlock Origin und uMatrix führen kann. Das würde ich beides nicht in einem Atemzug nennen. ;)

    ---

    Ich hab's im Smalltalk-Bereich gepostet, weil es erst einmal nichts mit Firefox zu tun hat. Es kann in der Zukunft aber auch relevant für Firefox werden. Aktuell sind jetzt erst einmal die beiden Themen zu Chrome und Opera.

    Worum geht es bei Chrome? Die aktuelle Erweiterungs-Architektur basiert auf dem sogenannten Manifest v2. Ein entsprechender Eintrag findet sich auch in ausnahmslos allen WebExtensions für Firefox. Dass es irgendwann ein Manifest v3 geben wird, erstaunt erstmal nicht. Google hat in diesem Zusammenhang aber diverse Änderungen geplant, welche signifikante Auswirkungen für Werbeblocker haben.

    Wie sich das auf Firefox auswirken wird, weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Grundsätzlich ist Mozilla nicht an Google gebunden und muss nicht mitmachen, was Google entscheidet. Aber es ist auch naheliegend, wieso Mozilla in der Vergangenheit versucht hat, so wenig Unterschiede wie nur möglich zwischen den Implementierungen von Chrome und Firefox zu haben. Je mehr man auseinandergeht, desto mehr rückt auch das Ziel einer gemeinsamen Erweiterungs-Schnittstelle für alle Browser in die Ferne. Darum sollte man nicht zu überrascht sein, wenn Mozilla entscheidet, die Änderungen zu übernehmen. Im Oktober 2018 hatte Mozilla ja schon angekündigt, ein Manifest v3 im Jahr 2019 einzuführen (https://blog.mozilla.org/addons/2018/10…thy-extensions/), womit man auch Google und die anderen Browserhersteller eingeladen hatte, gemeinsam daran zu arbeiten. Aber Google hat sich in dem Bereich von Anfang an nicht dafür interessiert, mit Mozilla und den anderen Browserherstellern zusammenzuarbeiten. Insofern muss man schauen, was passiert. Vielleicht bedeutet Manifest v3 in Zukunft größere Unterschiede zwischen Firefox und Chrome. Aber darüber kann man jetzt nur spekulieren. Aber es wäre wohl im Sinne von uns allen, wenn Google seine Pläne so nicht umsetzt und Mozilla nicht gezwungen wird, eine Entscheidung mit solchen Folgen zu treffen. Ob Google das so umsetzt und Mozilla das mitmacht oder Google das so umsetzt und es damit grundlegende Unterschiede für Chrome- und Firefox-Erweiterungen gibt: Beides ist schlecht.

  • @Sören: stimmt, ich hatte den Beitrag auf andere Weise nicht verstanden :D Danke für deine Ausführungen. Jetzt habe ich es besser vertanden und ich bin erst einmal etwas erleichtert, wobei ich das Damoklesschwert auch für Firefox dennoch als leichten Schatten noch am Himmel sehe.
    Denn im oben von mir verlinkten Beitrag von Caschy steht:

    Zitat

    Begründet werden die Änderungen übrigens mit Sicherheit, da es immer wieder Erweiterungen gibt, die Dinge auslesen, die sich nicht sollen.


    Das könnte doch auch für Firefox gelten. Gerade wenn ich sehe, was immer wieder an Erweiterungen geblockt wird (und das wird nur ein kleiner Teil von unschönen Erweiterungen sein, die so durchs Netz schwirren). :roll:

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  • Natürlich, Sicherheit ist immer ein Argument, für welches Mozilla sehr empfänglich ist. Man muss halt schauen, wo man sinnvollerweise die Grenze setzt. Es ist klar, dass man die Sicherheit immer weiter erhöhen kann, je weniger man erlaubt. Letztlich sind Erweiterungs-Schnittstellen immer Kompromisse zwischen Sicherheit und Anpassungsmöglichkeiten.

    Ich find's halt dann schwierig, wenn der Hersteller durch solche Änderungen zufällig und unerwähnt auf ganz andere Weise profitiert. Wenn Google sagt, sie können die Sicherheit dadurch verbessern, glaube ich das gerne. Aber es tut ihnen als weltweit größter Werbedienstleister auch nicht gerade weh, dass es in der Konsequenz nicht mehr möglich ist, jede Werbung zu blockieren. Genau wie Opera, die mittlerweile einer Investorengruppe gehören, die Änderung, dass Werbeblocker auf Suchergebnisseiten nicht mehr funktionieren, mit verbesserter Privatsphäre begründet hat. Eine marginal verbesserte Privatsphäre mag das schon bringen können, aber ein fader Beigeschmack bleibt, wo Opera durch Suchmaschinen finanziert wird und die wiederum durch Werbung ihr Geld verdienen.

    (Sollte Google die Pläne umsetzen und Mozilla folgen, muss sich Mozilla natürlich mit der gleichen Frage konfrontiert sehen, ob da nicht ein Zusammenhang besteht. Selbst wenn die Motivation tatsächlich nicht die gleiche sein muss, da hinter Mozilla ja keine Investorengruppe und kein Werbenetzwerk steht, sondern man "nur" die Suchmaschinen-Partner hat und nicht auf Gewinnmaximierung um jeden Preis angewiesen ist. Als Nutzer ist es schwierig, da von außen einen Unterschied zu sehen.)

  • Welche Tragweite das Thema hat, wird hier deutlich:
    https://www.ghostery.com/de/blog/ghoste…acy-extensions/

    Zitat

    Marc Al-Hames, Managing Director at Cliqz, says:

    This would basically mean that Google is destroying ad blocking and privacy protection as we know it. They pretend to do this for the sake of privacy and browser performance, however in reality, users would be left with only very limited ways to prevent third parties from intercepting their surfing behavior or to get rid of unwanted content. Whether Google does this to protect their advertising business or simply to force its own rules on everyone else, it would be nothing less than another case of misuse of its market-dominating position. If this comes true, we will consider filing an anti-trust complaint.

    Mit anderen Worten: Cliqz erwägt eine Kartell-Klage gegen Google, sollte Google diese Pläne so in die Tat umsetzen.

  • Sehr spannend, wirklich. Ist Cliqz eigentlich neuerdings vertrauensvoll i.S. Privatsphäre? Gehört das nicht dem BURDA-Konzern?
    Ich denke, es wird kein (baldiges) Ende der Ad-bzw. Skriptblocker geben. Außer, die Browser bieten sowas direkt mit an. D.h., der Nutzer bekommt die Option zw. personalisierter oder keiner Werbung. Einiges an Werbung geht ja inzw. auch ohne Skripts und ist nicht so aufdringlich.

  • Ist Cliqz eigentlich neuerdings vertrauensvoll i.S. Privatsphäre? Gehört das nicht dem BURDA-Konzern?

    Dass Burda eine Beteiligung besitzt, ist doch vollkommen unerheblich, weil es nichts an dem ändert, was Cliqz macht. Ich verstehe nicht, wieso nach so vielen Jahren immer noch erklärt werden muss, dass Cliqz ein eigenständiges Unternehmen ist. :(

    Um mit den Vorurteilen aufzuräumen: Cliqz ist ein deutsches Unternehmen (und damit an die strengen deutschen Datenschutz-Gesetze gebunden), welches auf die Entwicklung von Produkten zur Verbesserung der Privatsphäre spezialisiert ist und an denen aus diesem Grund übrigens auch Mozilla eine Beteiligung besitzt. Vertraust du denn Mozilla in Sachen Privatsphäre? Also ja, Cliqz ist bei diesem Thema vertrauensvoll und das nicht erst neuerdings. Davon abgesehen, dass selbst das für das Thema egal ist. Wenn sich Cliqz für Werbeblocker einsetzt, profitieren davon alle, die mit den Plänen von Google nicht einverstanden sind. Daher weiß ich nicht, worauf die Frage abzielt.

    Ich denke, es wird kein (baldiges) Ende der Ad-bzw. Skriptblocker geben.

    Grundsätzlich sicher nicht, aber einzelne Werbeblocker sind getroffen. Der Entwickler von uBlock Origin und uMatrix hat selbst geschrieben, dass die Änderungen das Ende seiner Erweiterungen bedeuten würde.


  • Wenn sich Cliqz für Werbeblocker einsetzt, profitieren davon alle, die mit den Plänen von Google nicht einverstanden sind.

    Wenn Cliqz vertrauenswürdig ist, dann ist das natürlich gut. Ich bin mir halt nicht ganz sicher ob die das so ganz ehrlich meinen, da Google ja auch zweischneidig ist. Zum einen setzt es Microsoft durch das Veröffentlichen von Sicherheitslücken (Day-0-breaches) enorm unter Druck und zum anderen sammelt es soviele Daten und stellt diese zahlenden Kunden zur Verfügung, so dass die Datensicherheit gefährdet ist, bzw niemand 100 % sicher sein kann, dass seine Daten sicher sind.


    Daher weiß ich nicht, worauf die Frage abzielt.

    Weil ich eben bzgl. Cliqz nicht ganz auf dem laufenden war. Der letzte Stand vor ca. 1 Jahr war für mich noch, dass Cliqz gar nicht geht. Muss mich da ggf. noch eingehender mit befassen, oder auch nicht, denn ich nutze ja lieber den Firefox. :)

  • Da war dein Wissensstand aber vor einem Jahr schon veraltet. Mozilla ist ja auch schon seit 2016 an Cliqz beteiligt und Cliqz war nicht erst seit dem Tag das, was es jetzt ist. Cliqz ist auch nicht nur Entwickler eines auf Firefox basierenden Browsers. Die Firefox-Erweiterung Ghostery gehört beispielsweise ebenfalls zu Cliqz. ;)

    Wie gesagt ist Cliqz ein deutsches Unternehmen, was ein enormer Vorteil ist, weil die Datenschutz-Gesetze in Deutschland besonders streng sind.

  • Und es gibt bereits die ersten schweren Fehler in diesem Kontext:

    Externer Inhalt twitter.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    https://bugs.chromium.org/p/chromium/iss…tail?id=1216788

    Zitat

    declarativeContent.onPageChanged API breaks tabs.executeScript API

    Da Chrome ab v91 betroffen ist, dürften alle anderen Chromium-Ableger, da wohl auch ein Problem haben.

    Wir sind keine Beschwerdestelle, hier gibt es nur Lösungen! Meine Glückszahl hier: 92.

  • Es gibt auch eine Ankündigung von Mozilla:

    Manifest v3 in Firefox: Recap & Next Steps
    It’s been about a year since our last update regarding Manifest v3. A lot has changed since then, not least of which has been the ...
    blog.mozilla.org

    Was die Anpassungen meiner Erweiterungen betrifft, habe ich für alle, die auf dem Laufenden bleiben möchten, entsprechende Platzhalter-Issues auf GitHub angelegt. Wenn meine Erweiterungen umgestellt sind oder es sonstige Status-Meldungen gibt, wird man es dort zuerst erfahren, da ich natürlich plane, meine Erweiterungen mit der ersten Firefox-Version umgestellt zu haben, welche MV3 offiziell unterstützt, ungeachtet dessen, dass MV2 noch eine Weile erhalten bleiben wird:

    MV3 compatibility · Issue #188 · cadeyrn/enterprise-policy-generator
    Make sure that the add-on still works with MV3.
    github.com
    MV3 compatibility · Issue #44 · cadeyrn/keep-or-delete-bookmarks
    Make sure that the add-on still works with MV3.
    github.com
    MV3 compatibility · Issue #181 · cadeyrn/bookmarks-organizer
    Make sure that the add-on still works with MV3.
    github.com
    MV3 compatibility · Issue #274 · cadeyrn/newtaboverride
    Make sure that the add-on still works with MV3.
    github.com
    MV3 compatibility · Issue #1 · cadeyrn/subtome
    Make sure that the add-on still works with MV3.
    github.com

    Die Entwicklerversion von Keep or Delete Bookmarks habe ich heute bereits erfolgreich auf MV3 umgestellt, aber der Code wird erst in das öffentliche Repository eingepflegt, sobald absehbar ist, welche Firefox-Version MV3 final unterstützen wird, weil das ja dann die neue Mindestvoraussetzung wird. Abgesehen davon ist vorher sowieso noch mindestens ein Update mit MV2 geplant, weswegen ich damit noch warte.

  • Es soll doch noch clevere Nutzer von Chrome geben, die ihren Chrome nicht erneuern deswegen, "hey, damit entgehe ich dem "killswitch" doch."

    Wirklich? Denk nochmal drüber nach.

    Wir sind keine Beschwerdestelle, hier gibt es nur Lösungen! Meine Glückszahl hier: 92.

  • Führt das "begrenzen" in welcher Form auch immer, ob gewollt oder nicht, von Werbeblockern nicht zu einer Art "Katz und Maus Spiel" von den Benutzern in dem die versierten Anwender andere mögliche Werbeblocker außerhalb des Browsers einsetzen? Im Betriebssystem oder im Netzwerk? Darauf hat weder Google, Mozilla oder andere Browser-Hersteller direkten Einfluss. Auf jeden Fall wird es für die Entwickler der Erweiterungen nicht leichter.

  • Ich glaube, dass Ansätze, die über eine Browser-Erweiterung hinaus gehen, für den Mainstream zu kompliziert sind. Da ist der Wechsel zu Firefox die leichter zugängliche Option. Allerdings glaube ich auch nicht, dass das Bewusstsein für dieses Thema groß genug ist, dass es zu einer relevanten Verschiebung der Browseranteile führen wird. Falls die Einschränkungen vom Benutzer überhaupt wahrgenommen werden, wird man vermutlich eher eine reduzierte Zuverlässigkeit der Erweiterung als eine Einschränkung durch den Browser vermuten, ohne dass es am Ende echte Konsequenzen hat. Sprich, die Nutzer (im Großen und Ganzen, also außerhalb einer Blase wie Camp Firefox oder einer anderen Tech-Community) ändern überhaupt nichts und es wird vielleicht etwas weniger Werbung blockiert, womit man sich arrangiert. Es ist ja nicht so, dass Werbeblocker komplett aufhören zu funktionieren. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Vermutung. Die Zeit wird es zeigen.