US-Gericht verurteilt Google - Folgen für Mozilla?

  • Missbrauch von Marktmacht: US-Gericht verurteilt Google
    Nicht nur sei Google ein Monopolist, sondern habe seine Marktmacht auch missbraucht. Das hat ein US-Gericht in einem wegweisenden Verfahren entschieden.…
    netzpolitik.org

    Zitate daraus:

    Zitat

    Nicht nur sei Google ein Monopolist, sondern habe seine Marktmacht auch missbraucht. Das hat ein US-Gericht in einem wegweisenden Verfahren entschieden.

    "Google ist ein Monopolist und hat wie ein solcher gehandelt, um sein Monopol aufrechtzuerhalten"

    Dies allein ist noch nicht illegal, sehr wohl allerdings die Praktiken, mit denen Google diese Stellung erlangt und zementiert habe, wie aus dem Urteil hervorgeht. So hat Google milliardenschwere Verträge mit Browser-Herstellern wie Apple und Mozilla, Smartphone-Herstellern wie Samsung und Motorola und großen US-Netzbetreibern abgeschlossen, um sich dort zur Standard-Suchmaschine zu machen.

    Bei Mozilla, Hersteller des quelloffenen Firefox-Browsers, macht der Betrag etwa 80 Prozent des jährlichen Budgets aus. Wiederholt habe Mozilla deutlich gemacht, heißt es in dem Urteil, dass es ohne diese Zahlungen nicht in der Lage wäre, so zu funktionieren wie heute.

    Google-Urteil könnte gravierende Folgen für Firefox haben: So reagiert Mozilla auf die Entscheidung
    Ein amerikanisches Gericht hat entschieden, dass Google eine Monopolstellung bei Suchmaschinen hat.
    t3n.de
    Zitat

    Mozilla hat den Browser Firefox ... [...] Aus den letzten Berichten kann entnommen werden, dass Mozilla mit dem Browser rund 593 Millionen US-Dollar eingenommen hat. Davon entfallen 510 Millionen US-Dollar auf Zahlungen von Google für die Änderung der Standardsuche.

    Zitat

    Das Gericht hat keine Lösungen festgelegt – dieser Prozess könnte Jahre dauern und Berufungen nach sich ziehen.“

    Zitat

    Künftig will man auch weiter eine Reihe von Suchoptionen im Firefox-Browser anbieten. Allem voran, um die Vorlieben der Nutzer:innen zu berücksichtigen und auf den Wettbewerb auf dem Markt weiter zu fördern. Theoretisch könnte Mozilla künftig auch andere Suchmaschinenanbieter zu einem Deal überreden. Allerdings bleibt fraglich, ob diese Arrangements ebenfalls so lukrativ ausfallen.

    Einfach mal so sacken lassen und schauen, was da kommt.

    Wir sind keine Beschwerdestelle, hier gibt es nur Lösungen! Meine Glückszahl hier: 93.

  • Ich finde, da wird schon wieder deutlich zu viel daraus gemacht.

    Zunächst einmal, wie von Mozilla schon angemerkt, kann sich die Geschichte noch ein paar Jahre ziehen, ehe es dann auch tatsächlich Auswirkungen gibt. Nicht einmal, ob es überhaupt jemals so kommen wird, kann jetzt schon gesagt werden. Aber selbst, wenn von heute auf morgen die Google-Einnahmen wegbrechen würden: Die Umsatz- und Vermögenszahlen sind ja bekannt, das kann sich also jeder selbst ausrechnen. Selbst komplett ohne Umsatz und ohne drastische Reduzierung der Ausgaben würde Mozilla mit dem angesparten Vermögen noch drei Jahre gut durchkommen. Und der Umsatz wird nicht komplett wegfallen, das ist faktisch ausgeschlossen. Mal abgesehen davon, dass Mozilla jetzt schon ca. 85 Millionen USD Umsatz pro Jahr hat, der nicht von Suchmaschinen kommt, und Mozilla den Fokus darauf weiter verstärken könnte, gibt es immer noch andere Suchmaschinen als Google. Sicher nicht viele, die sich das leisten können, mir fallen nur Microsoft und Yahoo ein (und mit Yahoo gibt es eine Vorgeschichte), aber Microsoft wird schon seit langem nachgesagt, an der Position in Firefox interessiert zu sein. Bei der letzten Ausschreibung hat sich halt wieder Google durchgesetzt. Und ja, selbst wenn die dann nicht wie Google aktuell ca. 510 Millionen USD pro Jahr zahlen, sondern vermutlich weniger, dann lass es „nur“ 400 Millionen oder sogar „nur“ 300 Millionen USD pro Jahr sein, was schon unrealistisch wenig ist, selbst wenn Microsoft in der Ausschreibung dann konkurrenzlos wäre. Damit überlebt Mozilla. Zumal ja immer auch die Möglichkeit besteht, Ausgaben zu reduzieren. Natürlich würde das wohl als erstes Mitarbeiter betreffen und natürlich hätte das Auswirkungen, weil dann weniger vorwärts geht. Aber wenn es wirklich notwendig würde, wäre das eine Option.

    Dass Mozilla sagt, dass sie auf das Geld von Google angewiesen sind, ist natürlich auch klar. Erstens können sie am meisten zahlen, zweitens treiben sie den Preis alleine dadurch, dass sie im Wettbewerb stehen, in die Höhe, selbst wenn sich Mozilla für einen anderen Anbieter entscheidet, drittens wollen die Firefox-Nutzer schlicht und ergreifend die Google-Suche. Das hat man in der Zeit gesehen, als Yahoo die Standard-Suchmaschine war - ein Großteil der Nutzer ist zu Google zurückgewechselt. Also ja, Mozilla profitiert von Google am meisten. Aber überleben würden sie definitiv auch ohne.

    PS: Netzpolitik hat mit seiner Berichterstattung über PPA deutlich an Seriosität eingebüßt, nachdem sie sich am Verbreiten von Unwahrheiten beteiligt und mehrfache Kontaktaufnahmen zwecks Richtigstellungen ignoriert haben - und der Artikel wurde wohlgemerkt von jemandem verfasst, der damit angibt, mehrere Journalismuspreise gewonnen zu haben, was es umso peinlicher macht. Deswegen habe ich den Link auch nicht angeklickt. Aber ich habe mitbekommen, was auf der einen oder anderen Seite schon wieder Abenteuerliches über Mozillas vermeintlich bevorstehendes Aus kommentiert wurde.