Dein Ernst?
Ja. Aber ›nicht übel‹ kannst du wörtlich nehmen. Ich muss mir das Stück auch nicht mehr als einmal anhören. Rap ist auch nicht mein bevorzugtes Genre.
Und was die Frauenverachtung, den ›angeblichen‹ Antisemitismus und die Gewaltverherrlichung anbelangt: Ich fühle mich eher von der Dummheit der Texte und des ganzen Gehabes peinlich berührt. Dieser ganze Macho-Scheiß ist einfach nur armselig. Auf mich wirkt das nicht authentisch. Aber nehmen wir mal eines meiner Lieblings-Alben, die Murder Ballads von Nick Cave. Das ist auch in gewisser Weise gewaltverherrlichend, z. B. das vorletzte Stück, das ich besonders gerne mag. Verherrlichung von Gewalt ist also nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium für mich. Dasselbe gilt auch für frauen-, oder allgemeiner: menschenverachtende Äußerungen in Liedtexten. Ich mache in der Kunst eher Unterschiede zwischen Gut und Schlecht oder zwischen Hässlich und Schön aus als zwischen Gut und Böse.
Falls sich der Antisemitismus-Vorwurf gegen die beiden Rapper nur auf die Textstelle Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen bezieht – das ist nicht antisemitisch, sondern nur plump. Und außerdem schlechtes Deutsch.
Aber weißt du was: Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen. Meiner Meinung nach tragen die beiden nicht stärker zur Verblödung und Verrohung anderer bei als Fernsehsendungen wie Big Brother oder Dschungelcamp oder die Echo-Verleihung selbst. In Bezug auf die Qualität von Musik ist es scheißegal, wie oft irgend ein Album verkauft wurde. Dafür sollte es überhaupt keine Preise geben.
Edit: Ich habe mir eben mal ein paar Stücke von Sido angehört. Nur so zum Vergleich. Einige fand ich echt gut, z. B. das Stück Schlechtes Vorbild. Und ich mag auch seine Stimme.