Zitat von DasIchEs kommt sehr darauf an was man weiß.
Das stimmt, aber nicht minder kommt es darauf an, was man will, welche Intention man vertritt und welche Motive man verfolgt. Das Wissen an sich ist wertfrei - man kann lediglich viel oder wenig wissen - die Macht ist in diesem Sinne geradezu das Gegenteil: sie ist immer von Bewertung geprägt, ist immer mit einem Motiv verbunden und oft das Motiv selbst. Auch in diesem Sinne stimmt der Spruch "Wissen ist Macht" als Gleichung nicht - von der unterschiedlichen Definition der Begriffe mal ganz abgesehen. Das Wissen selbst ist ein Werkzeug, mit dem man z.B. zerstören oder kreieren kann.
Aber der Spruch kommt ja nicht von Ungefähr - so, wie auch in den Denkmustern der überhöhte Stellenwert der Macht und der damit verbundenen hierarchischen Strukturen nicht von Ungefähr kommt. Der Spruch entstand in Folge der so genannten Epoche der "Aufklärung" - man differenzierte stärker zwischen Glauben und Wissen - dennoch sind die Religionen - allen voran die monotheistischen mit dem einen Gott, dem einen "Herrn" im Himmel untrennbar mit der patriarchalen Denke und den Machtstrukturen verbunden. Man glaubt heute zwar, das Patriarchat sei von gestern, aber in den Denkmustern setzt es sich auch noch im 21. Jhd. fort - und zwar geschlechtsübergreifend.
Dies sitzt so tief, dass man es sich kaum vorstellen kann, wie es denn ohne Macht und den entsprechenden hierarchischen Strukturen gehen sollte - es gibt sogar Leute, die behaupten, die Macht wäre genetisch vorprogrammiert. Auch eine Demokratie ist genau genommen mit eingebauten Machtstrukturen absurd - wir wählen nicht "Demokratie" sondern "Macht-Besetzungen" - lediglich die Wahl ist demokratisch; auch wenn sich Politiker selbst gerne als Volksvertreter darzustellen versuchen, haben sie in Zeiten der Legislaturperioden mit Demokratie kaum was am Hut. Auch in den Medien werden die Wahlen als Wahl der Macht dargestellt - was soll also anderes dabei rauskommen? Das Problem ist, dass wir's uns kaum anders vorstellen können, weil wir es über viele Generationen gar nicht anders kennen. John Lennon hat dies mal in seinem Song "Imagine" angeschnitten, was man schmunzelnd als realitätsfremde Träumerei eines Hippies heruntergespielt hat.
"Es kommt sehr darauf an was man weiß," trifft an dieser Stelle wieder zu, da dies ja auch beinhaltet, dass es ebenso darauf ankommt, was man nicht weiß, aber vielleicht wissen sollte - was im Laufe der Generationen verloren gegangen ist und/oder durch primäre Machtfixierung nie weiter entwickelt wurde. Dies ist aus meiner Sicht die größte Kreativitätsbremse bezüglich aller sozialen und ökologischen Probleme auf diesem Planeten - wer die Realität, wie sie sich derzeit darstellt kritisiert, da auch Realität veränderbar ist, gilt als hoffnungsloser Spinner. Die Macht wird geradezu religiös als ein unveränderbares Faktum dargestellt, und die Bildung des Wissens wird entsprechend festgenagelt fortgesetzt - im wahrsten Sinne des Wortes: auf Teufel komm raus!
Grüße - doubletrouble