Google Suche - Kredit - Schufa

  • Hallo,

    So, jetzt mache ich als erstes mal das, wovon meine Mutter mir gesagt, dass ich es nicht tun soll.

    Und zwar hat meine Mutter gestern Abend im Fernsehen eine Sendung über Datenschutz geguckt und will mir jetzt erzählen, dass, wenn ich bei google Wörter wie "Kredit aufnehmen" eingebe, dass das dann direkt bei der Schufa landet, mit meinem echten Namen u.s.w. Das habe ich ihr dann nicht geglaubt und deswegen frage ich hier nach. Sie hat irgendwas von IP-Adresse gesagt, aber ich habe ihr dann gesagt, dass man die Person, die hinter einer IP-Adresse steckt, nicht ohne weiteres rausfinden kann. Ich meine, dass Google sonstwas mit meinen Such-Anfragen macht, ist mir schon klar, aber sowas...?

    Ich meine, wenn man zur Bank geht, und da nach Kredit fragt, dann ist klar, dass das zur Schufa geht. Die Bank hat ja meine Daten, da wäre das also theoretisch möglich (und auch praktisch). Aber doch nicht, wenn ich irgendwelche Wörter in eine Suchmaschine eintippe, wo sind wir denn?

  • Zitat von Boersenfeger

    Völliger Plödsinn!


    Das habe ich mir doch gleich gedacht.

    Zitat von Boersenfeger

    Allerdings würde ich übers Internet nie einen Kredit aufnehmen! :P


    Das ist klar...

  • Google wertet nachweislich Suchanfragen aus und versucht, Nutzerprofile zu generieren, indem sie Cookies mit eindeutigen IDs vergeben, die mehrere Jahrzehnte gültig sind. Google selbst macht keinen Hehl mehr daraus, dass Daten gesammelt und Systematisch ausgewertet werden.

    Seitdem auch das Doubleclick-Netzwerk zu Google gehört, kann Google sehr umfassende Nutzerprofile erstellen, auch wenn man sich auf Seiten befindet, die man gar nicht per Google gesucht hat. Wenn man Cookies der Google-Machinerie nicht konsequent blockiert (bzw. nur als Session-Cookies annimmt, die nach jeder Sitzung verfallen - Firefox kann das ja zum Glück), kann Google schon nach wenigen Tagen sagen: Es gibt einem Nutzer mit der ID sowieso, der regelmäßig Suchanfragen zu den Themen Y und X ausführt und sich auch sonst auf Seiten herumtreibt, die X, Y und Z tum Thema haben.

    Theoretisch könnte Google soagr an Adressdaten kommen: Ein Unternehmen, das aus dem Doubleclick-Netzwerk Werbung einbindet, müsste seine Bestellseite mit eingegebenen Adressdaten nur über Doubleclick laufen lassen. Dies setzt allerdings die Mitarbeit des Unternehmens voraus, was seriöse Firmen kaum tun dürften. Zwar habe ich schon gelesen, dass einige Unternehmen derartige Daten liefern, aber ich konnte es noch nie selbst beobachten und kann das auch nicht so recht glauben.

    Halten wir also fest, dass Google anonymisierte Nutzerprofile generiert, also versucht nachzuvollziehen, was jemand im Netz sucht und welche Themen ihn interessieren, allerdings diese Daten nur unter einer ID und nicht mit Adressangaben speichern kann. Somit kann eine Suche nach Kredit aufnehmen auch nicht an die Schufa gemeldet werden. Das wäre aus zwei Gründen auch vollkommen sinnlos: Nur weil ich im Netz nach Kredit aufnehmen suche, muss ich keinen Kredit aufnehmen wollen (dies ist ja auch ein häufiger Kritikpunkt der Vorratsdatenspeicherung: Wer irgendwann mal nach Kinderpornographie gesucht hat, wollte wahrscheinlich nur eine Definition des Wortes suchen und muss noch lange kein Kinderporno-Konsument sein. Auch wer nach Bombenbau sucht, ist noch lange kein Terrorist, der einen Anschlag plant).

    Der zweite Grund erscheint mir aber noch wichtiger: Welchen Vorteil hätte Google, immerhin kein deutsches Unternehmen, wenn man mit der Schufa zusammenarbeiten würde? Googles Marktmacht wird langfristig darin bestehen, im exclusiven Besitz von Nutzerdaten zu sein. Bereits jetzt verkauft Google keinerlei Daten, und der Grund dafür ist nicht, dass man sich um irgendwelche Datenschutzrichtlinien sorgt. Man muss auch bedenken, dass die Schufa nicht irgendein Verbrecherverein ist, wie sie ja gern dargestellt wird, sondern letztlich "nur" eine Organisation des Bankgewerbes, die sicherstellen soll, dass Kreditanträger auch kreditwürdig sind. Eine Web-Suche nach Kredit aufnehmen ändert aber absolut nichts an der Kreditwürdigkeit einer Person.

    Ich weiß ja nicht, welche "Datenschutzsendung" deine Mutter gesehen hat. Nach meiner Erfahrung handelt es sich bei Sendungen, die die "Gefährlichkeit" des Internet zum Gegenstand haben, oft um schlecht recherchierte und pauschalisierende Volksverdummung. Selten geht es wirklich um Aufklärung, sondern viel häufiger um reißerische Einschüchterung, die Quote bringen soll. In Deutschland ist dies besonders einfach, da hierzulande dem Internet noch immer etwas Anrüchiges anhaftet, was zuallermeist auf Unkenntnis oder sogar auf fehlender Informationskompetenz beruht. Es kommt immer noch viel zu oft vor, dass Leute eine grundsätzlich negative Ansicht über das Internet vertreten, in Wirklichkeit aber keine Ahnung von diesem Medium haben und ihre Meinung vom Hörensagen beziehen. FUD-Sendungen wie etwa Planetopia leisten dazu ihren Beitrag.

    Um also deine Frage zu beantworten: Nein, die Schufa erfährt nichts davon, ob du bei Google nach Kredit aufnehmen suchst. Es spricht aus Datenschutzsicht trotzdem nichts dagegen, der Datensammelwut Googles einen Riegel vorzuschieben (dafür gibt es hier verschiedene Tipps, die sich aber nicht in aller Kürze darstellen lassen. Das komplette Blockieren von Inhalten aus dem Doublelick.net-Netzwerk wäre ein wichtiger Anfang) und/oder auch mal andere Suchmaschinen zu nutzen.

  • Was ist denn der Unterschied zwischen einem Session-Cookie und einem normalen Cookie? Vielleicht, dass das Session-Cookie nur für eine Session gilt/gespeichert wird?

    Ich habe Firefox so eingestellt, dass alle Cookies gelöscht werden, wenn ich ihn beende. Damit kann man Google auch einen "Strich durch die Rechnung machen", oder?

  • Nochmal zum Titel!

    Ich habe die Sendung auch gesehen. Google hat ausnahmsweise nichts damit zu tun.

    Wenn man aber eine Kreditanfrage bei diversen Anbietern (meistens Online-Banken) startet und explizit seine "persönlichen" Daten preisgibt, kann es durchaus sein, daß man sein "Ranking" durch diese Anfrage bei der Schufa verschlechtert.

    That's Internet....

    -GA-

  • Zitat von eXpWaY

    Was ist denn der Unterschied zwischen einem Session-Cookie und einem normalen Cookie? Vielleicht, dass das Session-Cookie nur für eine Session gilt/gespeichert wird?

    Richtig. Grundsätzlich kann jeder Server Session-Cookies vergeben oder er kann ein Ablaufdatum setzen, bis wann ein Cookie gespeichert werden soll. Firefox bietet zusätzlich aber noch eine ausgefeilte Möglichkeit der Cookie-Verwaltung: Man kann einstellen, dass alle Cookies nur als Session-Cookies angenommen werden sollen. Das ist deswegen sinnvoll, weil ja nicht alle Cookies der Spionage dienen. Ich zum Beispiel habe festgelegt, dass alle Cookies erstmal als Session-Cookies akzeptiert werden und habe außerdem einige Ausnahmen definiert. Dieses Forum zum Beispiel darf dauerhafte Cookies anlegen, sodass ich mich nicht jedes Mal neu einloggen muss.

    Zitat von eXpWaY

    Ich habe Firefox so eingestellt, dass alle Cookies gelöscht werden, wenn ich ihn beende. Damit kann man Google auch einen "Strich durch die Rechnung machen", oder?

    Das ist ein guter Schritt, obwohl dir dadurch natürlich auch erwünschte Cookies verloren gehen. Sinnvoll kann es auch sein, per Adblock Plus den ganzen anderen Google-Kram zu blockieren, darunter doubleklick.net, google-analytics.com und googlesyndication.com. Auch wenn ich nicht an solche Schufa-Horrorgeschichten glaube traue ich Google nämlich nicht zu, dass sie mit meinen Daten verantwortungsvoll umgehen.

    Zu bedenken ist außerdem, dass man nicht nur mit Cookies Nutzer verfolgen kann. Andere Ansätze sind Images mit bestimmten Inhalten ("Webbugs"), Local Shared Objects ("Flash Cookies") und die Möglichkeit, identifizierbare Informationen im DOM Storage abzulegen. Wenn dich das interessiert, suche mal nach den angegebenen Begriffen (mit Google :wink:). Es würde zu weit führen, das hier im Detail darzustellen.


    Zitat von Global Associate

    Wenn man aber eine Kreditanfrage bei diversen Anbietern (meistens Online-Banken) startet und explizit seine "persönlichen" Daten preisgibt, kann es durchaus sein, daß man sein "Ranking" durch diese Anfrage bei der Schufa verschlechtert.

    So wird schon viel eher ein Schuh draus. Insgesamt ist auch das unseriös, aber wesentlich glaubwürdiger als das oben ausgeführte Szenario.

  • Zitat von Global Associate

    Wenn man aber eine Kreditanfrage bei diversen Anbietern (meistens Online-Banken) startet und explizit seine "persönlichen" Daten preisgibt, kann es durchaus sein, daß man sein "Ranking" durch diese Anfrage bei der Schufa verschlechtert.
    -GA-

    die Banken unterscheiden (für die Schufa) mit:

      1. "Kreditanfragen" - verschlechtert den Index!

      2. "Kreditkonditionen" - wird beim Index nicht berücksichtigt!

    Wenn man also zu seiner Bank geht und einen Kredit benötigt darauf achten, dass der Kundenberater eine Anfrage nach "Kreditkonditionen" bei der Schufa macht!

  • Zitat von PIGSgrame

    Sinnvoll kann es auch sein, per Adblock Plus den ganzen anderen Google-Kram zu blockieren, darunter doubleklick.net, google-analytics.com und googlesyndication.com.


    Was ich jetzt sage ist zwar offtopic, aber, ich sehe gerade, dass die Website von unserer Hochschule auch Scripte von adition.com ("Ihr Anbieter für innovatives Adserving") lädt. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.

  • Zitat von hoschen


    Wenn man also zu seiner Bank geht und einen Kredit benötigt darauf achten, dass der Kundenberater eine Anfrage nach "Kreditkonditionen" bei der Schufa macht!

    Danke für die "Aufklärung". Jetzt würde mich nur mal interessieren, ob so ein entsprechender Hinweis auch auf den Anbieter-Webseiten erscheint. Wahrscheinlich nicht und wenn doch, bestimmt im "Kleingedruckten" :wink:

    -GA-

  • Zitat von Global Associate

    kann es durchaus sein, daß man sein "Ranking" durch diese Anfrage bei der Schufa verschlechtert.

    Das kann nicht so sein, das ist definitiv so. Durch jede Anfrage nach z. B. Eröffnung eines Kontos wird auch eine Anfrage bei der Schufa generiert, so dass also direkt ein Zusammenhang entsteht. Was man aber leider nicht erkennen kann, sind die sogenannten Score-Werte der Schufa. Das bedeutet, selbst wenn ich ein gutes Gehalt habe und einen Kredit brauche, kann eine Ablehnung die Folge sein, weil ich z. B. in der "falschen" Gegend wohne, also zuviele Arbeitslose, zuviele Hochhaussiedlungen usw.

  • Zitat von Global Associate

    ob so ein entsprechender Hinweis auch auf den Anbieter-Webseiten erscheint. Wahrscheinlich nicht und wenn doch, bestimmt im "Kleingedruckten"

    Nein, erscheint nicht, weder "vorne" noch im Kleingedruckten. Deshalb sind ja in den einschlägigen Foren auch die Tipps über garantiert "sichere" Kontoeröffnungen z. B. von Guthabenkonten im Umlauf, um eben eine solche Reaktion der Bank weitgehend auszuschließen, so nach dem Motto: meine Schufa ist so rabenschwarz, und wenn ich ein Konto bei der Bank XYZ kriege, dann kriegen andere das auch.

  • Zitat von eXpWaY

    ich sehe gerade, dass die Website von unserer Hochschule auch Scripte von adition.com ("Ihr Anbieter für innovatives Adserving") lädt. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.

    Wenn eine Firmenhomepage oder die Seite einer staatlichen Einrichtung Werbung in irgendeiner Form einbindet, habe ich dafür wirklich überhaupt kein Verständnis. Den Unterhaltungsportalen gestehe ich ja zu, dass sie sich auf diesem Weg refinanzieren müssen, aber für Hochschulen, die oft ein eigenes Rechenzentrum haben und bei denen deshalb nur minimale Kosten für die Domain anfallen, ist es wirklich indiskutabel.

    Das Problem dieser Werbenetzwerke ist ja auch: Die Webmaster, die solche Werbung einbinden, wissen manchmal gar nicht, dass sie damit die Netzwerkbetreiber in ihrer Datensammelwut unterstützen. Auch Google-Werbung kann praktisch jeder einbinden. Man erhält Bezahlung für das Zeigen dieser Werbung und muss nirgendwo erlauben, dass der Betreiber Nutzerdaten sammeln darf.

  • Um Google nicht zu neugierig werden zu lassen benutze ich die Erweiterung Customize Google
    http://www.erweiterungen.de/detail/CustomizeGoogle/
    und um Scripte nicht ausführen zu lassen die schon erwähnte No Script Erweiterung
    http://www.erweiterungen.de/detail/NoScript/

  • Zitat von Global Associate

    Danke für die "Aufklärung". Jetzt würde mich nur mal interessieren, ob so ein entsprechender Hinweis auch auf den Anbieter-Webseiten erscheint. Wahrscheinlich nicht und wenn doch, bestimmt im "Kleingedruckten"


    Aber was haben denn die banken davon, wenn sie ihren Kunden negative Schufa-Einträge reindrücken kann? OK, höhere Zinsen vielleicht, aber ansonsten...? Oder ist das etwa der einzige Grund?

  • Zitat von eXpWaY

    Aber was haben denn die banken davon, wenn sie ihren Kunden negative Schufa-Einträge reindrücken kann?

    Die Zusammenhänge sind ein bisschen anders, als Du Dir das vorstellst. Nicht die Banken drücken den Kunden negative Einträge rein, sondern die Kunden haben schon negative Einträge und werden deshalb von den Banken so oder so behandelt. Die Citibank gibt gerne Kredite bei schlechter Schufa, die (als Beispiel) Deutsche Bank verzichtet auf einen Kredit bei schlechter Schufa. Dafür ist die Citibank immer bei den teuersten Banken, die Deutsche Bank eher weniger. Abgesehen davon geht es ja auch nicht nur um Kredite, sondern auch und zunächst mal um Kontoeröffnungen. Und wenn ich als Bank einen Kunden damit erstmal im Boot habe, dann kann ich ihn mir auch für andere "Aufgaben" weichklopfen. Denn irgendwann wird der "schlechte" Kunde mal seine finanzielle Situation verbessern, und dann wird er mir als Bank schon was nützen.

  • Bei zu negativen Schufa-Einträgen gibts keinen Kredit, von keiner "seriösen" Bank; dadurch "schützen" die Banken sich und die Mitbewerber. Wenn du da unverschuldet reinrutscht, hast du schlechte Karten, wenn du mal wirklich Geld brauchst.
    Viele Bürger sind bei der Schufa gemeldet (negativ), weil sie halt durch unbedachte Äußerungen im Internet sich "verdächtig" gemacht haben. Selbst wenn die gemachten Äußerungen gar nicht stimmen! Dazu kommen dann z. B. noch erwähnte Kreditvoranfragen bei Online-Banken mit Eingabe der persönlichen Daten, diese gehen ja meist über 2 - 6 Seiten die man nur über "weiter" erreicht. Wenn du also bei der letzten Seite angekommen bist, hast du schon viele persönliche Daten angegeben, die sind dann schon mal im Datenpool! Wenn du dann abbrichst, wird die Anfrage nicht gesendet, aber deine Daten sind erfasst...... :wink: