Ypsilanti stolpert über Metzger und Medien-Meinungsmache

  • Vor der Wahl in Hessen ging es im Thread "Roland Koch und die Ausländerpolitik" um die unsägliche, fast schon ausländerfeindliche Wahlkampagne des Herrn Koch und seiner Hessen-CDU.

    Es ist wohl niemandem verborgen geblieben, was sich seit dem - und insbesondere nach den Wahlergebnissen - in Hessen und damit auch auf bundespolitischer Ebene abgespielt hat und sich nun auf sehr unschöne Weise fortsetzt.

    Fakt ist: die Koch-CDU-Politik ist im Sinne einer absoluten Mehrheit abgewählt, und auch eine Koalition mit der FDP reicht nicht aus, um diese Politik fortzusetzen. In übertragenem Sinne haben die Wähler einen Politikwechsel gewählt.

    Statt jedoch über Inhalte und gemeinsame Schnittpunkte der Hessen-SPD mit Grünen und der Linken objektiv zu diskutieren, wird nun bereits seit Wochen der "Wortbruch" angeprangert - auch die Medien wollen anscheinend von Inhalten gar nichts wissen - statt dessen wird auf kleinkarierte Weise die Linke mit der SED in einen Topf geworfen und eine gnadenlose Hetzkampagne durchgezogen, in deren Strudel auch das bisschen wiederentdeckte Sozialdemokratie der SPD stark beschädigt wird.

    Der Wähler, der offensichtlich auf das extreme Defizit sozialer Belange in der politischen und gesellschaftlichen Landschaft reagiert, wird wiedermal auf diese Weise vorgeführt. Das Polarisieren innerhalb der Gesellschaft - die sich stets weiter öffnende Schere zwischen arm und reich, der schleichende Zerfall der so genannten Mittelschicht etc. sind deutliche Signale für die realen Zustände; linke Themen - und dazu zählen nun mal primär die Sozialthemen - wurden in den letzten Jahrzehnten zugunsten ausschließlicher Wirtschaftsorientierung unter den Teppich gekehrt - die "Sozialthemen" werden nur noch ökonomisch betrachtet und angegangen - in jeglichem Sinne steht die Wirtschaft an erster Stelle - die sozialen Belange der Bevölkerung (das sind lebendige Belange) sind längst nur noch eine Randerscheinung.

    Ganz klar ist dies ein Defizit an Linkspolitik innerhalb der Demokratie - die etablierten Parteien verstecken sich hinter einer fiktiven Mitte, die sich schon längst auf der rechten Waagschale befindet - wer redet denn noch bezüglich der CDU von rechts? .... auch wenn sie nach wie vor rechts ist. Und die SPD steckt in dem Dilemma, sich wie die CDU als Mitte verkaufen zu wollen und ist nun angesichts dem Erstarken der Linken, die diesbezüglich als einzige Partei Farbe bekennen, auf der Suche nach etwas mehr linker Identität.

    Diese Widersprüchlichkeit ist nicht nur das Problem der SPD - das vermeintliche Bild einer so genannten politischen Mitte ist ein Problem für die gesamte Demokratie - man verkauft ein X für ein U! Fast alle reden von Wortbruch, aber fast niemand redet von der systematischen Täuschung, die mit der Maske "Mitte" einhergeht - es wird über einen Linksruck geredet, aber niemand redet von der permanenten Rechtstendenz der etablierten Parteien in den den letzten Jahrzehnten.

    Es ist ein kleinkariertes Dünkel, sich nicht mit den Inhalten der Linken auseinanderzusetzen - ein Dünkel, der durch die Art und Weise, wie die Medien mit dem Thema umgehen, nachhaltig befördert wird. Wenn beispielsweise Frau Ypsilanti bereits vor der Wahl geäußert hätte, die Inhalte der Hessen-SPD notfalls auch von der Linken tolerieren zu lassen, wären mit der CDU/CSU, FDP auch die Medien über sie hergefallen - eben so, wie man es auch mit Beck gemacht hat - die Umfragen belegen im Grunde die von den Medien inszenierte Meinung. Im Grunde machen es die Medien nicht sehr viel anders wie Koch in seiner Wahlkampagne - wo immer es geht, wird gegen links gewettert - dass jedoch "links" sehr viel mehr ist, als "Kommunismus", der nun mal eine Ideologie für sich ist, bleibt dabei völlig außen vor.

    Es gibt ein eindeutiges Defizit an "Links" in unserer Demokratie - diesbezüglich ist es ein Segen, dass die Linke sich auch im Westen etablieren kann. Wenn Frau Ypsilanti wenigstens noch die linke Seite der SPD und entsprechende Inhalte vertritt, ist es eine logische Konsequenz, sich auch gegenüber der Linken zu öffnen. Der "Wortbruch" bezieht sich lediglich auf die durch die Unionsparteien, die durch die FDP und letztlich durch die Medien inszenierten Erwartung, die Linke schneiden zu müssen - ein gesunder inhaltlicher Anteil an Linkspolitik soll offensichtlich mit allen Mitteln verhindert werden.

    Frau Metzger ist ein trauriges Beispiel für Kleinkariertheit und dafür, wie man jede konstruktive Veränderung verhindern kann - denn so wie es aussieht, wird nun Koch Ministerpräsident bleiben. Auf der Bundesebene ist wohl ähnliches zu befürchten.

    Das musste jetzt mal zum Wochenende raus, nachdem wir letztens noch über Koch & Co. diskutierten. Wie denkt ihr darüber?

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

    Einmal editiert, zuletzt von doubletrouble (8. März 2008 um 18:15)

  • Die Dame heisst Metzger und ist die Schwiegertochter des Kommunisten- und Grünenfressers Günter Metzger, seines zeichens ehemals Oberbürgermeister der Stadt der Heiner, überdies ehemaliger Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD.

    In übrigen ist die Dame Direktkandidatin im meinem Wahlkreis und von mir auch gewählt. Hätte ich allerdings gewusst, dass Sie Probleme mit ihrem Gewissen hat hätte sie meine Stimme nicht bekommen. Für mich ist diese Dame politisch Tot.

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  • pomasl: Danke für den Hinweis - hab's korrigiert! :wink:

    Zitat von pomasl

    Hätte ich allerdings gewusst, dass Sie Probleme mit ihrem Gewissen hat hätte sie meine Stimme nicht bekommen. Für mich ist diese Dame politisch Tot.


    ... in der Tat ein seltsames Gewissen, zumal man sich fragt, warum eine Direktkandidatin gleich nach der Wahl in Urlaub fährt - ganz so als wäre das Wahlergebnis keines, das besondere Sorgfalt erfordert - diesbezüglich quält sie wohl nicht das Gewissen!? ... zumal sie auch persönliche Gründe wie etwa den Mauerbau anführt, durch den ihre Familie getrennt wurde. Sie ist offensichtlich, wie viele andere auch, noch nicht im realen Status Quo angekommen und begreift nicht, dass es um Inhalte geht. Aber die Inhalte der Linken scheinen tabu zu sein - jedenfalls lässt sich kaum jemand darauf ein, objektiv darüber zu reden - statt dessen reitet man auf überkommenen Vorurteilen rum, die nichts mit dem Programm und den Inhalten der Linken zu tun haben.

    Ich hab mit der SPD nicht viel am Hut, aber Frau Ypsilanti hat bei mir deutlich an Sympatie gewonnen - nicht nur weil ihre Entscheidung mutig sondern logisch richtig war.

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Zitat von doubletrouble

    Fakt ist: die Koch-CDU-Politik ist im Sinne einer absoluten Mehrheit abgewählt


    Gähn, ich kanns nicht mehr hören. Schauen wir uns die Zahlen an: CDU: 36,8 %, SPD: 36,7 %
    Wer hat also gewonnen? Ganz bestimmt nicht die SPD. Aber das erinnert so herrlich an die letzte Bundestagswahl, wo Gerhard Schröder auch einfach das Wahlergebnis ignoriert hat und stur und völlig realitäsfern rumpolterte: "Ich bleibe Kanzler". Tja, was die Gier nach Macht so alles aus den Leuten macht. Einfach herrlich, sowas erbärmliches mit anzugucken. Umso schöner, dass Frau Ypsilanti jetzt auch gescheitert ist. Das einzig Gute an ihr ist, dass sie nen Rückzieher gemacht hat - ansonsten hätte es eine zweite Simonis-Nicht-Wahl gegeben.
    Man kann in diese Zahlen noch so viel reindeuten von wegen "Politikwechsel" blabla - das mag ja vielleicht so sein - Nur reicht es eben nicht dazu! Die CDU hat trotz erheblicher Verluste die Wahl gewonnen, so ist das nun mal.

    Zitat von doubletrouble

    Statt jedoch über Inhalte und gemeinsame Schnittpunkte der Hessen-SPD mit Grünen und der Linken objektiv zu diskutieren, wird nun bereits seit Wochen der "Wortbruch" angeprangert


    ja, glaubst Du etwa, die Medien oder der politische Gegner würden sich nicht darauf stürzen? Was erwartest Du? Das war einfach nur gefundenes Fressen und wird natürlich in der heutigen Medienlandschaft hochgekocht. Es gab übrigens auch genug Beiträge in Welt, FAZ etc. über inhaltliche Vergleiche aller möglichen Konstellationen - aber es ist ja wohl klar, dass sowas seit Di untergeht. Länger wissen wir von Frau Y.s Plänen nämlich öffentlich nichts.

    Zitat von doubletrouble

    Frau Metzger ist ein trauriges Beispiel für Kleinkariertheit und dafür, wie man jede konstruktive Veränderung verhindern kann


    Frau Metzger ist ein herausragendes Beispiel für Standhaftigkeit und Frau Ypsilanti ist ein hervorragendes Beispiel für Machtgeilheit.


    Zitat von doubletrouble

    - denn so wie es aussieht, wird nun Koch Ministerpräsident bleiben.


    Na, da täusche Dich mal nicht. Viel interessanter finde ich, dass Westerwelle den Weg nach Links geöffnet hat (in Hessen aber noch nicht). Ausserdem gibts schon Gedankenspiele über Jamaica mit dem Frankfurter Bürgermeister (glaub ich) und eben OHNE den xxxxx Koch.

    ------------------

    Edit Road-Runner: Schimpfwort entfernt.

  • Miccovin, also Zählen sollte man schon können, die CDU ist sicherlich um den zehntel punkt stärker als die SPD, aber wenn ich mir die Gesamtzahl der Stimmen ansehe, hier CDU und FDP und dort SPD, Grünen und Linke ist die Sache wohl klar. Klare absolute Mehrheit gegen Koch und zwar absolute Mehrheit der Stimmen und absolute Mehrheit der Mandate.

    Im übrigen regiert wer die Mehrheit der Mandat erringt und nicht die Mehrheit der Stimmen.

    Beispiele gefällig, der Dicke Oggersheimer gewann Ende der Siebziger Jahre klar gegen die SPD, war aber nur zweiter Sieger da die FDP damals in der Sozialliberalen Koalition noch an der Seite von Helmut Schmidt war.

    Oder neueren Datums, Ole von Beust, 10% Stimmen weniger als die SPD, der mit Hilfe von Barnabas "Kokser" Schill, von dem die CDU :lol: ja nicht wusste was für ein Licht er ist :? zum Ersten Bürgermeister von Hamburg gewählt wurde

    So gesehen waren also auch Helmut Schmidt und Ole von Beust Machtgeil.
    Aber wenn man sich die Unterschiede in den Prozenten anschaut ist Ole von Beust der Machtgeilste.

    Allerdings halte ich von solchen Aussagen nichts, denn wie gesagt, die Mehrheit der Mandate entscheidet über Regierungen.

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    2 Mal editiert, zuletzt von pomasl (8. März 2008 um 19:53)

  • Ypsi, Metzgi, Kochi, Schmidt, machen allen Scheißdreck mit.
    Mist! Wer ist jetzt grad Schmidt?
    Was (wer) sich reimt ist gut.
    Und wer hat jemals behauptet, dass alles auf "i" enden muss?

    Da rücken die 3 deutschen Tugenden in den Vordergrund:
    - Was will der denn
    - Das haben wir ja noch nie gehört
    - Wo kämen wir denn da hin

    Edit:
    Das Kaufen von "Yps mit Gimmick" war ganz früher ein klares Zeichen
    von "meine Eltern haben mehr als deine".

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous (8. März 2008 um 19:47)

  • Zitat

    den xxxxxx Koch


    au weia, hoffentlich liest das keiner :wink:

    Zitat

    § 185 Beleidigung
    Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Beleidigung mittels einer Tätlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.


    @ Thread
    Man wird sich daran gewöhnen müssen, das sich die politische Landschaft in Deutschland gewandelt hat. Über kurz oder lang wird man mit der Linken über Regierungsbeteiligungen reden müssen. Man erinnere sich an die Anfangszeit der Grünen. Auch da haben alle geschrien: IGITTIGITT! Heute sind die Grünen etabliert, weil sie sich angepasst haben und weil das Personal (Kelly und andere) ausgetauscht wurde. Heute sinds bei den Linken, Wagenknecht und die kommunistische Platform und die, vor allen in den Augen der SPD, Unperson Lafontaine! Die Zeit wirds richten....

  • @ Boersenfeger, "Vermächtnis-Lügner Koch" darf man Schreiben, ist ja die Wahrheit.

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  • Zitat von doubletrouble

    Wie denkt ihr darüber?

    Es war in meinen Augen unklug von Frau Ypsilanti, sich vor der Wahl in einer Art und Weise festzulegen, die nach der Wahl keine weiteren Möglichkeiten mehr offen lässt. Sowas macht man nicht!

    Nichtsdestotrotz hätte auch ich an ihrer Stelle den "Wortbruch" begangen. Alleine schon mal zu sehen, wie sich eine rot-rot-grüne Regierung "macht".

    Wortbrüche gab es in der Politik schon immer ("ich gebe Ihnen mein Ehrenwort" - Uwe Barschel). Verschleierung von Millionenspenden (Herr Dr. Kohl ("nein, ich sage nicht, woher das Geld kommt") und Herr Koch ("ich verspreche eine brutalstmögliche Aufklärung").

    Und was die paar Kommunisten in der Linkspartei angeht, warum nicht? Es fällt mir immer - auch im Zusammenhang mit der Hessenwahl - wieder auf, daß permanent "Hatz" auf alles Linke gemacht wird. Was ist an Linken denn so schlimm?!

    Die DKP wurde seinerzeit verboten; die NPD, Republikaner, DVU und die anderen "braunen" Horden dürfen weiterhin frei ihr Süppchen kochen und ein Verbot ("die gehen dann doch in den Untergrund") ist noch lange nicht in Sicht. Sie werden verfassungsschutzmäßig überwacht, ok, das werden die Linken schon lange.

    Wer denkt denn noch an die Zeit, als der deutsche Bundestag voll mit "entnazifizierten" Nazis besetzt war?

    Übrigens: Herr Filbinger war der größte Widerstandskämpfer im 3. Reich :roll:

    -GA-

  • Zitat von doubletrouble

    Wie denkt ihr darüber?


    Da Kochs CDU mit brutalstmöglicher Realität zur stärksten Partei
    gewählt wurde, sollte die jetzt mal aus ihren Löchern kommen.
    Zusammen mit dem 18er-Guido.

  • Zitat

    Da Kochs CDU mit brutalstmöglicher Realität zur stärksten Partei
    gewählt wurde, sollte die jetzt mal aus ihren Löchern kommen.
    Zusammen mit dem 18er-Guido


    Ist aber keine Mehrheit......

    Zitat

    Kommt "rot"-rot-grün nun endlich doch noch


    Guckst du keine Nachrichten? :shock:
    Koch bleibt bis auf weiteres geschäftsführend im Amt....

  • Zitat von pomasl

    Miccovin, also Zählen sollte man schon können, die CDU ist sicherlich um den zehntel punkt stärker als die SPD, aber wenn ich mir die Gesamtzahl der Stimmen ansehe, hier CDU und FDP und dort SPD, Grünen und Linke ist die Sache wohl klar. Klare absolute Mehrheit gegen Koch und zwar absolute Mehrheit der Stimmen und absolute Mehrheit der Mandate.


    Mir gings nur darum, zu sagen, wer die Wahl "gewonnen" hat und das hat nunmal die CDU.
    Frau Y. hat sich das in den letzten Wochen immer schon so schön zurechtgebogen und was von Abwahl geblubbert - da hat sie die Linken aber noch gar nicht mitgezählt!
    Aber wenn Du schon so kommst: CDU, FDP und Linke haben auch eine "klare" absolute Mehrheit. :)


    Hintergrundinfo: Wie lange könnte Koch weiter regieren?

  • Zitat

    Ist aber keine Mehrheit......

    Es geht ja auch wohl nicht mehr um klassische Mehrheiten...
    Und wer den Hals aufmacht, darf gerne auch nachlegen.
    Und soweit ich sehen kann, haben ALLE den Mund zu voll genommen.
    Sie HASSEN sich halt. Und das möglichst auf Kosten anderer.

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous (8. März 2008 um 21:35)

  • Zitat von Miccovin

    Gähn, ich kanns nicht mehr hören. Schauen wir uns die Zahlen an: CDU: 36,8 %, SPD: 36,7 %
    Wer hat also gewonnen? Ganz bestimmt nicht die SPD. Aber das erinnert so herrlich an die letzte Bundestagswahl, wo Gerhard Schröder auch einfach das Wahlergebnis ignoriert hat und stur und völlig realitäsfern rumpolterte: "Ich bleibe Kanzler".


    ... also was die Rechenexempel und die parlamentarischen Regeln, wie sich eine Regierung zusammenzusetzen hat betrifft, ist dem, was pomasl schrieb, nichts hinzuzufügen. Nur zur Wiederholung: SPD, Grüne und Linke sind in den Wahlkampf gezogen, um Koch und seine CDU-Politik abzulösen - ohne Zweifel bildet diese Konstellation nicht nur rechnerisch eine Mehrheit, sondern bildet auch inhaltlich die größtmöglichen Schnittpunkte.

    Das mag Dich vielleicht an das gockelhafte Verhalten Gerhard Schröders erinnern, der in der Tat ein ausgeprägter Machtmensch ist und zudem bei seinem damaligen TV-Auftritt offensichtlich auch noch besoffen war; dies alles ist jedoch in keinem einzigen Punkt mit der angestrebten Sozialpolitik von Frau Ypsilanti zu vergleichen. Schröder hat während seiner Regierungszeit z.B. auch die Familienpolitik als "Gedöns" bezeichnet; mit sozialen Belangen hat dieser Mann nun wirklich nicht viel am Hut - seine Agenda 2010 und HartzIV spricht diesbezüglich Bände, wie in diesem Land auch durch die so genannten "Netzwerker" in der SPD Sozialabbau betrieben wurde und somit der Unterschied zur CDU kaum noch spürbar war. Leute wie Clement und auch Münte haben ihren Teil dazu beigetragen. Die SPD hat für den Rechtsruck, den sie als "Mitte" verkauft haben, die Quittung von den Wählern bekommen. Das Problem der SPD ist, sich nun damit schwer zu tun, sich wieder links zu positionieren, da sie sich in den letzten Jahren so sehr bemüht haben, als "Mitte" zu erscheinen, die aber eindeutig rechtslastig ist.

    Leute wie Schröder, Clement & Co. haben die sozialdemokratische Grundlage ihrer Partei demontiert und sind auf die neoliberale Aussage: "Sozial ist, was Arbeit schafft" aufgesprungen, ohne sich im geringsten darum zu scheren, was "sozial" im eigentlichen Sinne bedeutet - die suggestive Definition war die gleiche wie die der CDU und die der FDP. Ja, in der Tat sind mehr Arbeitsplätze entstanden, dafür aber ohne wirkliche soziale Sicherheit und zumeist zu Hungerlöhnen, wobei noch gar nicht ausgemacht ist, ob nicht die Arbeitslosenquoten künftig wieder deutlich steigen werden - nur eben dann mit einem völlig desolaten Sozialsystem, das hinten wie vorne nicht mehr stimmt.

    Für den Sozialstaat, der immerhin im Grundgesetz verankert ist, haben solche Leute keine klare Antworten - auch ein Westerwelle nicht - man redet gar nicht erst darüber; man spekuliert nach wie vor auf eine "soziale Marktwirtschaft", obwohl alle Anzeichen geradezu das Gegenteil belegen und die gegebenen marktwirtschaftlichen "Gesetzmäßigkeiten" und Dogmen alles andere als sozial sind. Dass Westerwelle nun den Weg nach links geöffnet haben soll, ist doch lächerlich - dazu müsste ja zunächst erstmal geklärt werden, für was "Links" eigentlich inhaltlich steht - und das kapieren offensichtlich selbst SPD-Leute wie Frau Metzger nicht; und Westerwelle will es gar nicht erst kapieren - womit sollte er sonst rumpoltern und sich profilieren?

    Westerwelle sieht lediglich durch seine extreme Bindung zur Union seine Felle schwimmen; die Verweigerungshaltung der FDP zu einer Ampel in Hessen war und ist Kalkül, um eine angestrebte Sozialpolitik, die als "gefährlicher Linksruck" bezeichnet wird, mit allen Mitteln zu verhindern. Das Debakel, das durch Frau Metzger nun nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, wurde primär von Leuten wie Westerwelle, Pofalla etc. und auch mit Hilfe der Medien heraufbeschworen.

    Denn die Medien wettern ja nicht nur einhellig gegen die Linke, sondern auch gegen jegliche Rückbesinnung der SPD auf sozialdemokratische Inhalte, die ebenfalls als gefährlicher "Linksruck" bezeichnet werden; mit größtmöglichem Misstrauen begegnet man in der Öffentlichkeit jeglicher Bewegung hin zu klaren sozialen Inhalten, so als wäre der Begriff "sozial" schon die Pest. Ich sehe keinen Grund, an der Glaubwürdigkeit der von Frau Ypsilanti und wohl dem größten Teil der Hessen-SPD angestrebten Inhalte zu zweifeln, und ebenso gibt es keinen Grund, die Inhalte der Linken derart misstrauisch anzuzweifeln - sind sie doch sogar in großen Stücken fast schon deckungsgleich.

    Was hier passiert, ist, dass die Medien einhellig mit den Ewig Gestrigen jegliche Entwicklung hin zu gesunden sozialen Grundlagen blockieren - keiner kann prophezeien, was aus einer Konstellation rot/rot/grün in Hessen unterm Strich geworden wäre - aber so sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass die Ewig Gestrigen wiedermal obsiegt haben und die Chance zu einer Normalisierung eines sozial ausgerichteten politischen Flügels verhindert wurde - und ein solcher Flügel ist nun mal inhaltlich und in traditioneller Definition links. Das ist ein geistiges Armutszeugnis für eine demokratische Kultur.

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Zitat von Miccovin


    Aber wenn Du schon so kommst: CDU, FDP und Linke haben auch eine "klare" absolute Mehrheit. :)

    Da werden die Leute mit dem Gelben Schlips (Von Politikern will ich hier nicht reden, Politik wollen die ja keine machen) aber vor Freude in die Luft springen.

    Übrigens, wer - Wahlprogramme - Lesen kann ist klar im Vorteil. Ach ja, nur zur Sicherheit, die Aussage nicht mit den Linken steht nicht im Wahlprogramm auch wenn jetzt viele so tun als wenn dem so wäre, dies stand auch nie auf den Wahlplakaten.

    Ach ja noch was, ich wollte den "Vermächtnis-Lügner Koch" weg haben deshalb habe ich so gewählt wie ich gewählt habe.

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    Einmal editiert, zuletzt von pomasl (8. März 2008 um 22:09)

  • 4711: sorry, aber komplexe Zusammenhänge lassen sich nicht in einem chatmässigen Zweizeiler oder in abgekürzten SMS-Formeln unterbringen. Zudem gibt's Absätze; wenn es schon zu unbequem ist, sich den Text ganz durchzulesen, kann man sich ja auch darauf beschränken. :wink:

    Werde aber mein bestes tun, um mich verständlich auszudrücken.

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)