Die Fackel

  • Ich hoffe sie geht aus, auch wenn das so wahrscheinlich ist wie meine Hoffnung auf den Weltfrieden und eine darauffolgende Anarchie...

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  • Zitat von DasIch

    wie meine Hoffnung auf den Weltfrieden und eine darauffolgende Anarchie...

    Das hast Du immer noch nicht in der Literatur nachgeschlagen.

  • Geschieht doch alles inoffiziell im Namen unserer Arbeitsplatzkonkurrenten.
    Halb so wild.

  • Nur leider kann man die ganze Aufregung bei den offiziellen Stellen und auch bei den Medien nicht wirklich ernst nehmen - solange es um wirtschaftliche und/oder entsprechende strategische Interessen geht, schaut man schon seit Jahren großzügig an Menschenrechtsverletzungen aller Art vorbei - übrigens nicht nur in China.

    Man ist ja beispielsweise geradezu stolz darauf, China den Kapitalismus beizubringen - jedenfalls erweckt es den Anschein - da ist es den zahlreichen westlichen Konzernen, die sich in China breit machen, herzlichst egal, auf welche Weise ihnen die Infrastrukturen bereitgestellt werden - sprich: dies auf diese komfortable Weise nur möglich ist, weil ein riesiger Teil der Bevölkerung unter Bedingungen arbeiten und leben, wie sie hierzulande noch im Frühkapitalismus des 19. Jhd's an der Tagesordnung waren - siehe dazu auch die Lebensbedingungen der so genannten Wanderarbeiter.

    Die Kritik ist sehr wohl angebracht - ist aber im Westen nicht wirklich aufrichtig - wäre sie aufrichtig, würde sie auch konsequent auf der Tagesordnung stehen - aber dazu müsste man notwendigerweise ebenfalls vor der eigenen Türe kehren, denn auf wirtschaftlicher und politischer Ebene sind wir an solchen Zuständen beteiligt, und irgendwie profitiert man hierzulande auch in Punkto Lohndumping und Sozialabbau von solchen Verhältnissen. Diesbezüglich nun den Fokus auf Tibet einzugrenzen, lenkt aber gerade davon ab und ist in diesem Sinne äußerst heuchlerisch.

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Zitat von doubletrouble

    Diesbezüglich nun den Fokus auf Tibet einzugrenzen, lenkt aber gerade davon ab und ist in diesem Sinne äußerst heuchlerisch.

    Grüße - doubletrouble

    Also lieber gar nicht drüber berichten, weil's ja nicht 100%ig ehrlich gemeint ist? Da werden die Chinesen aber dankbar sein. Dann ham die nicht nur 'ne "Great Wall" innerhalb des eigenen Landes, sondern auch außerhalb. Sehr erstrebenswert.

    Zudem glaube ich, dass es in diesem Thread um etwas anderes ging. Wie Politik, Wirtschaft & Medien mit dem Thema "China vs. Tibet" umgehen, mag ja streitbar sein. Aber dass Menschen auf die Straße gehen, um gegen die Politik Chinas zu protestieren, finde ich eher löblich. Daran kann ich nichts heuchlerisches erkennen. Ich persönlich hoffe auch, dass diese Fackel so oft wie möglich erlischt, und mit (friedlichen) Mitteln weiterhin auf diesem Wege demonstriert wird, damit dann eben vielleicht auch Wirtschaft, Politik und Medien mitbekommen, dass Olympia in Peking unter den derzeitgen Verhältnissen untragbar ist.

    MfG...

  • Zitat von deschen2

    Aber dass Menschen auf die Straße gehen, um gegen die Politik Chinas zu protestieren, finde ich eher löblich. Daran kann ich nichts heuchlerisches erkennen.

    Dann frag dich mal, wieviele von den Leuten Sachen "Made in China" kaufen oder Sachen von Firmen, die sich stark in China engagieren. So ein bißchen Protest tut keinem wirklich weh. Ein wirtschaftlicher Boykott würde hingegen allen weh tun - den Chinesen, der Wirtschaft, und eben auch jenen, die jetzt so lauthals protestieren, denn dann könnten sie nicht mehr so billig einkaufen. Und deshalb sind diese Proteste in dem meisten Fällen Heuchelei.

    Womit ich nicht sagen will, das man nicht gegen die Vorgänge in Tibet protestieren soll. Aber wenn, dann sollte man gegen die Verhältnisse in China generell protestieren und auch sein Konsumverhalten überdenken.

  • Zitat von Junker Jörg

    ...und auch sein Konsumverhalten überdenken.


    Da wirst Du Pech haben. Vor einigen Wochen lief ne Sendung im WDR Fernsehen wo genau das versucht wurde, Fehlanzeige. Es ist nicht möglich hier zu leben und auf Sachen aus China zu verzichten. Schau Dich mal in Deiner Wohnug um, Du wirst umfallen was alles aus China kommt.

    Das zu boykottieren dürfte schwer fallen. Selbst im kleinen ist das kaum machbar.

    Ansonsten...

    Ich hoffe, es wird so weiter gehen.

  • Wenn man aus den Angesprochenen Gründen China boykottiert will muss man im Prinzip mit der gleichen Konsequenz Produkte auf fast ganz Asien boykottieren. Ich glaube kaum jemand in diesem Forum wäre dazu bereit :P

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  • Zitat von DasIch

    Wenn man aus den Angesprochenen Gründen China boykottiert will muss man im Prinzip mit der gleichen Konsequenz Produkte auf fast ganz Asien boykottieren. :P


    ... und neben asiatischen Produkten auch Produkte jener westlichen Konzerne, die sich in und durch China erheblichen Profiten erfreuen.

    Konsumverzicht in dem Maße, wie er notwendig wäre, um alle Geld- und Machtgeier, die an dem globalen Geflecht des Neoliberalismus beteiligt sind zu treffen, ist schlicht gesagt unmöglich. Man sollte sich jedoch vergegenwärtigen, dass auch unser System darin verflochten ist. China macht sich den Neoliberalismus des Westens zu nutze, und der Neoliberalismus des Westens macht sich den Wachstumsmarkt Chinas zu nutze - die Systeme profitieren nicht nur voneinander, sie verschärfen sich auch auf beiden Seiten.

    Die Heuchelei liegt nicht im Einzelnen, der gegen Menschenrechtsverletzungen, Mord, Folter, Krieg etc. protestiert - die Heuchelei liegt in der Instrumentalisierung solcher Vorkommnisse: stets den moralischen Zeigefinger woanders hin zu richten und so zu tun, als wäre das eigene System nicht daran beteiligt; dies führt dazu, die eigenen Systeme als heilige Kuh erscheinen zu lassen.

    Heuchelei ist in diesem Sinne auch, wenn einerseits Frau Merkel und Herr Steinmeier den Besuch der olympischen Spiele ausschließen - wohl wissend, sich nicht selbst instrumentalisieren lassen zu wollen - sie Betroffenheit über die Zustände in Tibet zum besten geben, ohne andererseits Tacheles reden zu wollen - das nennt man dann Diplomatie, wobei ihnen im Grunde die Lobbyisten im Nacken sitzen - es geht schließlich um einen "Wachstumsmarkt", der einen "Aufschwung" beschert, der jedoch auch hierzulande nicht unten ankommt und uns in hohem Maße Sozialabbau beschert. Von einem offiziellen Boykott der Bundeskanzlerin bezüglich des Besuchs der olympischen Spiele - mit klarer Ansage - kann absolut nicht die Rede sein.

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Zitat von doubletrouble

    es geht schließlich um einen "Wachstumsmarkt", der einen "Aufschwung" beschert, der jedoch auch hierzulande nicht unten ankommt und uns in hohem Maße Sozialabbau beschert


    Dieser Sozialabbau ist der "Aufschwung", nicht für den der grad seinen Job verliert aber für andere, wird bloß keiner laut sagen.

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  • ... nur sind nicht "nur" Leute, die ihren Job verlieren, vom Sozialabbau betroffen - Renten, Pflege, Gesundheitssystem, Bildung, soziale Angebote für Jugendliche und Kinder, Kultur ....

    ... es gibt genügend Beispiele dafür, wo der "Aufschwung" primär in sozialen Bereichen nicht ankommt und der Exportweltmeister in Vergleichen wie beispielsweise der OECD primär mit einem Abwärtstrend glänzt.

    Sozialabbau ist neben dem Ausbau der Kontrollsysteme und der Überwachung schleichender Ausbau von Menschenrechtsverletzung. Man redet zwar über den Niedergang der so genannten Mittelschicht und kratzt in diesem Kontext auch schon mal am Thema "Zweiklassengesellschaft", aber dass diese bereits Realität ist, will auch niemand laut aussprechen.

    Das Zauberwort ist nach wie vor "Wachstum" (auf Teufel komm raus) - da will man es sich mit China nicht verscherzen - es geht analog zur Olympiade um "Wettbewerb" - wie die Maden im Speck setzt man auf das Wachstum in China, Indien und sogar Afrika.

    Wenn es um Menschenrechtsverletzungen geht, redet man vom kommunistischen China, geht's um's Business, ist es geradezu hipp, chinesisch zu lernen oder Geschäftsfelder in Schanghai zu suchen und sich dort in einer Penthouse-Wohnung einzurichten, die durch rechtlose Wanderarbeiter erbaut wurde.

    Letztlich ist es die Gier nach Wachstum und Profiten der kapitalistischen Welt, aus der sich die totalitäre chinesische Führung ein grandioses Spiel macht - und es ist die Gier, die letztendlich blind macht - vor Menschenrechtsverletzungen ebenso wie vor ökologischen Schäden aller Art.

    Totalitär ist auch der entfesselte Kapitalismus - der Unterschied liegt bezüglich der global verstrickten Märkte lediglich darin, dass man nicht mehr gezielt den moralischen Zeigefinger auf einzelne Nationen oder Personen richten kann. Die Börsen und Finanzmärkte sind sehr abstrakt und entziehen sich dem moralischen Zeigefinger - sie erscheinen wie ein Gespenst in jeder Nachrichtensendung - mitunter gleich nach den Bildern geprügelter, blutender Tibeter, Palästinenser etc. - da schaltet man dann gleich auf den stets steigenden Eurokurs um und die Befürchtung, dass der Leitzins angehoben werden könnte .... "Alles im Lot" bekommt man dann mitgeteilt.

    Grüße - doubletrouble

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • http://www.baz.ch/news/index.cfm…0AF760AF036061C

    Zitat

    letzte Änderung: 01.08.08 10:44
    Peking. sda. Nach weltweiter Kritik hat China angekündigt, die Internetzensur während der Olympischen Spiele aufzuheben. Es sollten alle Beschränkungen aufgehoben werden, sagte IOC-Vizepräsidentin Gunilla Lindberg.
    [...] das Internationale Olympische Komitee (IOC) [...], habe dem zugestimmt. Das Problem sei gelöst.

    Zitat

    Offenbar bleiben aber einige Internetauftritte gesperrt, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Darunter sind die chinesische Homepage der britischen Rundfunkgesellschaft BBC und Websites chinesischer Dissidenten sowie pro-tibetischer Kreise.

    Zitat

    Chinas Präsident Hu Jintao hatte [...] um Verständnis für Chinas Position geworben und gefordert, die Olympischen Spiele sollten nicht "politisiert" werden.


    Sollte sich gegenüber gestern vieles so plötzlich geändert haben? - ich glaub nicht dran.
    http://www.gulli.com/news/olympia-in-china-ioc-2008-07-30/

    Zitat

    30. Juli 2008
    Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" kritisierte das Verhalten des IOC und gibt ausländischen Journalisten Tipps, wie sie die "Great Firewall" technisch überwinden können.


    Gruß gammaburst

  • Als teilweise betroffener (in beiden "Welten" lebender) erlaube ich mir, einen kleinen kritischen Aspekt in die Diskussion einzuführen:

    wir zeigen - auf Basis unseres Verständnisses von Freiheit, Demokratie und unserer Verfassung - (zu recht) mit den Fingern auf China.

    Wenn ich mich in China via Internet über Dinge wie Terrorismus, Islam, Tibet usw. informieren möchte, sehen die Infoangebote eindeutig anders aus, als wenn ich dies von München aus mache.

    Der Vorteil in China ist: jeder dort weiss, was die Regierung zensiert, was nicht gewünscht ist und welche Konsequenzen drohen (können).
    Somit ist es imho eine Sache des chin. Volkes, dies zu akzeptieren, damit zu leben, oder dagegen vorzugehen.

    In einem "mit-dem-Finger-zeigenden-Land" wie Deutschland bzw. einer Region wie Europa bin ich mir angesichts der ganzen Gesetzesvorlagen (auf EU-Ebene, Schäuble-Psychosen) nicht sicher, ob derartige Informationswünsche der Bürger nicht ebenfalls gespeichert werden und vor allem - was mit diesen Daten bei einer Auswertung für Schlüsse oder gar Konsequenzen gezogen werden.

    Unterschied zu China: wir wissen es eben nicht genau !

    Massen-Handydatenabgriff bei Brückenanschlag, Vorratsdatenspeicherung, Datenträgerprüfung an Flughäfen, elektronische und biometrische Ausweisdaten, Zusammenführung von Datenpools, zahlreiche vom Verfassungsgericht gekippte Gesetze, Bespitzelung von Journalisten und und und.

    Ich denke, wir sollten den Finger eher unten lassen, nach dem Motto: wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

    Ich bin ein entschiedener Gegner jeglicher Zensur, Diktatur und Menschenrechtsverletzung, aber kann mich als Deutscher/Europäer leider nicht mehr so einfach auf das hohe Ross der Gängelung begeben ...

    Meine aktuell benutzte Konfiguration !
    Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern das Segel ! (Lao Xiang, China)
    Wandel und Wechsel liebt, wer lebt ! (Richard Wagner, Bayreuth)
    Seit wann sind wir dem Wähler - und nicht nur Gott - Rechenschaft schuldig ?! (CSU, München)