Scherz-Telefonat mit Andrea Ypsilanti mit Müntefering-Double

  • Zitat von liracon

    Mitschuld: eindeutig nein, selbst meine Eltern lebten zur fraglichen Zeit nicht einmal.
    Mitverantwortung: definitiv nein, ich hatte keine Chance etwas dagegen zu tun, fraglich wäre in der Tat, hätte ich es getan, wäre die Gelegenheit da gewesen. Ich vermute (mehr ist nicht möglich) eher nicht. An dem Punkt, wo definitiv das eigene Leben in Gefahr gewesen wäre, hätte ich jegliche Aktionen "der Verhinderung" relativ sicher eingestellt.


    "Schuld" kann sich immer nur auf einzelne konkret aktive und passive (Augenzukneifer) Mittäter beziehen, wobei es damals von den "Einzelnen" reichlich genug gab; es dürfte klar sein, dass die späteren Generationen dafür keine Schuld zu tragen haben; ebenso trägt man keine direkte Verantwortung für ein Zeitgeschehen, in deren Zeit man noch nicht geboren war. Andererseits stehen beispielsweise nach einem angezettelten Krieg durch eine Nation auch die folgenden Generationen für die Folgen des Krieges und in diesem Falle auch für den Holocaust und der Folgen in Verantwortung. Was also die Verantwortung betrifft, muss man dies schon etwas differenzierter betrachten, zumal sich nach zwei angezettelten Weltkriegen und dem Holocaust eine besondere Verantwortung dafür ergibt, dass so etwas nie wieder von Deutschland ausgehen darf - und gerade dafür sind die heutigen Generationen verantwortlich, da die Zeitzeugen nahezu ausgestorben sind und Deutschland wieder eine zentrale Rolle in Europa und der Weltpolitik spielt.

    Was die Neonazis angeht, gibt es in der Bevölkerung zum Glück einen recht hohen Widerstand, wie man an diesem Wochenende auch in Köln sehen konnte; die durch die rechtsradikale Partei "Pro Köln" so genannte "Antiislamistische Konferenz", zu der aus ganz Europa Neonazis geladen waren, wurde eine ganz klare und sehr breit gefächerte Absage erteilt, an der sich neben den vielen Gegendemonstranten auch Taxifahrer, Kneipenwirte etc. beteiligt haben, so dass die Faschisten absolut keine Chance hatten, sich auch nur annähernd zu formieren.

    Aber dennoch ist das Spektrum der politischen Rechten wie das der politischen Linken stufenlos breit gefächert - links und rechts ist nun mal auch eine inhaltliche Tatsache, an der nichts vorbei geht und die es zumindest gilt, in ein annäherndes Gleichgewicht zu bringen - das Spektrum zwischen Patriotismus und extremem Nationalismus ist inhaltlich ebenso stufenlos, wie es inhaltlich rechts ist. Ebenso steht der überwiegend bürgerlich geprägte Kapitalismus und der sich daraus ergebende Neoliberalismus inhaltlich rechts - sämtliche Programme der CDU/CSU und der FDP sind neoliberal und damit rechts ausgerichtet - und zudem gesellt sich noch der Seeheimer Kreis und der gesamte rechte Flügel der SPD ebenfalls dazu. Die große Koalition ist somit bereits rechts ausgerichtet - sobald sich die SPD auch nur einen kleinen inhaltlichen Schritt nach links bewegt, ist nicht nur bei Union und FDP, sondern auch in sämtlichen Medien gleich von einem Linksruck oder einer rückwärtsgewandten Richtung die Rede - insbesondere wenn es um konkrete Korrekturen an der Agenda-Politik geht, mit der innerhalb der SPD in Wirklichkeit ein inhaltlicher Rechtsruck stattgefunden hat.

    Es wird immer behauptet, die Agenda-Politik hätte maßgeblich zur Reduzierung der Arbeitslosenquote beigetragen, wobei es für diese Behauptung absolut keinen empirischen Beweis gibt - bewiesen ist lediglich, dass der Niedriglohnsektor gewachsen ist, was aber schlicht gesagt, im großen und ganzen ganz einfach an der kursierenden Angst um den Arbeitsplatz und der damit einhergehenden Kompromissbereitschaft der Arbeitnehmer liegt, die in den Tarifverhandlungen schon seit fast 20 Jahren immer mehr Einschnitte hingenommen haben - die Angst um den Arbeitsplatz ist auch eine von den Industrie- und Wirtschaftsverbänden geschürte Angst - ein Druckmittel, das sich auch auf politischer Ebene bewährt hat und die politisch neoliberale Ausrichtung nachhaltig beeinflusst, was durchaus als unterschwelliger Eingriff in die demokratische Struktur zu werten ist und einen entsprechenden Rechtstrend innerhalb der parlamentarischen Politik nach vorne treibt.

    Zudem ist Deutschland der drittgrößte Waffenlieferant auf diesem Planeten und ist somit indirekt an vielen Kriegen beteiligt - dass die angeblich scharfen Gesetze bezüglich der Waffen-Exporte in Konfliktgebiete nicht wirklich tragen, war vor paar Wochen wiedermal im Fall Georgien zu sehen, als die Truppen von Sarkaschwili - durch viele Kameraeinstellungen belegt - ganz offensichtlich mit deutschen Waffen Südossetien angriffen. Dass von Deutschland kein Krieg mehr ausgehen soll, wird zwar offiziell so dargestellt, aber unterschwellig nicht mehr wirklich ernst genommen - dies bezieht sich ebenso auf den damals entgegen des Völkerrechts durch die NATO beschlossenen Angriffskrieg im Balkan, an dem sich die rot/grüne Regierung in Eintracht mit der Opposition Union/FDP beteiligte. In Sachen Krieg war auch das ein historischer Rechtsruck innerhalb der parlamentarischen Politik Deutschlands - und warum sollte es diesbezüglich anders sein wie im "wahren" Leben: "ist der Ruf erstmal ruiniert, lebt es sich recht ungeniert" - die Hemmschwelle, sich an solchen Kriegen zu beteiligen, ist deutlich gesunken - reicht man den kleinen Finger, krallen sich die Verbündeten, wie z.B. die NATO möglichst die ganze Hand - die Tornado-Einsätze und das Aufstocken der deutschen Truppen in Afghanistan ist ein weiteres Beispiel dafür, wie allmählich das ursprünglich im Parlament beschlossene Mandat unterwandert wird.

    Der RECHTSTREND kommt heute mit einem ganz anderen Gesicht daher - von den Konfliktgebieten sind wir relativ weit entfernt und trotzdem daran beteiligt - und dass es bei den meisten Konflikten und Kriegen um Ressourcen und um wirtschaftlichen Machterhalt geht, dürfte auf der Hand liegen, wobei im eigenen Land ein deutlicher Sozialabbau stattfindet, sich der Überwachungsstaat ausbaut, sich die Schere zwischen arm und reich weiter öffnet, die Bildung den Bach runter geht und auf geradezu unsäglich kleinkarierte Weise Stimmung gegen alles, was links ist gemacht wird; die Stimmung, die gegen die Linke ohnehin und zudem gegen den linken Flügel der SPD und somit gegen Andrea Ypsilanti gemacht wird, ist die logische Konsequenz eines breit getragenen Rechtstrend, der als solcher kaum wahrgenommen wird. Wir brauchen eindeutig mehr klar linke Inhalte in der Politik, um wenigstens ein annäherndes Gleichgewicht der politischen Kräfte zu gewährleisten.

    Deshalb sage ich: "ANDREA YPSILANTI FOR KANZLERIN!" :P

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

    Einmal editiert, zuletzt von doubletrouble (21. September 2008 um 17:20)

  • Wenn du schon von empirischen Beweisen sprichst: wo sind dieselben dann bitteschön für den von dir angesprochenen Rechtsruck? Ich meine, der müsste sich dann ja durch Umfragen, Inhaltsanalysen der Medienberichterstattung etc. belegen lassen. Im Moment ist das, was du als Fakten verkaufst, lediglich deine persönliche Meinung. :wink:

    Im Übrigen disqualifiziert sich die Linke ja von selbst als ernstzunehmende parlamentarische Kraft, wenn ein Herr Lafontaine die teilweise Enteignung von Unternehmen fordert bzw. ich in meiner Satdt zur Bundestgaswahl 2005 lesen musste "Wein statt Wasser. Luxus für alle. Die Linke". Das steht DVU/NPD/Republikaner-Plakaten a lá "Schluss mit dem Benzinwucher. Wähle Rechts." in Nichts nach.

    MfG...

  • Zitat von deschen2


    Im Übrigen disqualifiziert sich die Linke ja von selbst als ernstzunehmende parlamentarische Kraft, [..] Das steht DVU/NPD/Republikaner-Plakaten a lá "Schluss mit dem Benzinwucher. Wähle Rechts." in Nichts nach.

    "Deutschlandtrend" sieht "Die Linke" derzeit bei 12% (+2 gegenüber Die Grüne +1/+0 gegenüber FDP).
    Umfragen hin - Unfragen her: die bedeutet doch, das 12% der wahlberechtigten Bürger dieses Landes der Meinung sind, Die Linke ist sehr wohl eine parlamentarische Kraft (soviel Intelligenz mal angenommen, dass diese Leute wissen, dass eine Partei mit >4,97% ins Parlament kommt).
    Meine polit. Heimat ist mehr die CSU, Tendenz Die Grüne. Aber man muss schon (demokratisch) akzeptieren, dass das Meinungsbild von Die Linke nicht so schlecht zu sein scheint.

    Ich persönlich würde diese Partei gerne im Parlament sehen, noch besser in entscheidender Verantwortung (also: an der Regierung, egal ob auf Landes- oder Bundesebene).

    Dann könnte man ein wirkliches Urteil über Die Linke fällen, u.a. auch, ob der Name auch wirklich Programm ist, nämlich diese Partei wirklich an den linken äusseren Rand (ins Extreme) tendiert, oder nicht.
    Ob sie tatsächlich konstruktive Politik betreiben können, oder nicht.

    Sofern der Trend nicht nur eine "Modeerscheinung" ist, wovon man derzeit nicht unbedingt ausgehen kann, werden wir zukünftig ein 5er-System im Lande haben. Somit werden alle etablierten Parteien sich inhaltlich und konzeptionell mit Die Linke auseinandersetzen müssen - auch das gehört zum demokratischen Prozess dazu.

    Ich plädiere in Hessen für eine SPD+GAL+Die Linke - Koalition. Je eher man Die Linke entzaubern kann, desto eher kehrt wieder Ruhe ins Land ein.
    Aber: je eher man evtl. vorhandene konstruktive Fähigkeiten von Die Linke erkennt, desto besser für die demokratische Zukunft unseres Landes.

    Stabile Regierungen (ausgenommen die nicht sonderlich effektive Grosse Koalition) wird es nicht geben können, wenn man irgendwelche rechnerischen Konstellationen konstruiert, nur um diese Partei möglichst aussen vor zu halten.

    Wie gesagt: ich werde sie nicht wählen, würde sogar eine intensive Prüfung befürworten um undemokratische Inhalte/Konstrukte innerhalb dieser Partei aufzuspüren - aber solange eine Zulassung zur Demokratie vorhanden ist, muss man auch gleiches Recht für alle zugelassenen Parteien walten lassen.

    Ypsilanti als Kanzlerin - nun gut, ich denke auch in Hessen gibt es mehr Kompetenzen (SPD), von denen man eher sowas behaupten kann. Aber gut, sie ist nun mal (leider) die TOP1 in diesem Lande.

    Meine aktuell benutzte Konfiguration !
    Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern das Segel ! (Lao Xiang, China)
    Wandel und Wechsel liebt, wer lebt ! (Richard Wagner, Bayreuth)
    Seit wann sind wir dem Wähler - und nicht nur Gott - Rechenschaft schuldig ?! (CSU, München)

  • Zitat von deschen2

    Wenn du schon von empirischen Beweisen sprichst: wo sind dieselben dann bitteschön für den von dir angesprochenen Rechtsruck? Ich meine, der müsste sich dann ja durch Umfragen, Inhaltsanalysen der Medienberichterstattung etc. belegen lassen. Im Moment ist das, was du als Fakten verkaufst, lediglich deine persönliche Meinung. Wink


    ... wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Ich hab in obigem Beitrag von einem durch den Seeheimer Kreis (offizieller rechter Flügel der SPD) inszenierten Rechtsruck innerhalb der SPD geschrieben - wie bekannt ist, gehört Schröder wie auch Agenda-2010-Erfinder Steinmeier zum rechten Flügel der SPD - da muss ich den Rechtsruck nicht empirisch beweisen; das erledigt die SPD schon selbst.

    Nun kannst Du vielleicht empirisch belegen, dass die Inhalte der CDU/CSU und der FDP nicht MEHR rechts ausgerichtet sind - vermutlich hast Du ein persönliches Problem damit, dass diesbezüglich von rechts die Rede ist!? Bei mir zieht die Ausrede: "Mitte" nicht! Wenn nun auch die zweite große Volkspartei - die SPD - überwiegend vom rechten Flügel gelenkt wird und die Union ohnehin im parlamentarischen Vergleich als rechte Partei zu bezeichnen ist, was kommt denn Deiner Meinung nach nach Adam Riese dabei raus?

    Und wenn Du schon die angebliche Forderung von Lafontaine zur teilweise Enteignung von Unternehmen ansprichst, dann solltest Du dabei nicht vergessen, dass es dabei um die Rücknahme diverser Privatisierung öffentlichen Eigentums geht - damit ist Lafontaine übrigens nicht alleine - auch die Hessen-SPD fordert nun, dass z.B. die Strom-Netzwerke wieder in öffentliche Hand kommen sollten, was nicht nur ökologisch Sinn machen würde, sondern auch die Monopolstellung und die damit einhergehende unsoziale Preistreiberei der Energie-Konzerne deutlich eindämmen würde. Die Position der Linken - übrigens weit über die "Linkspartei" hinaus, ist diesbezüglich ganz klar: öffentliches Eigentum hat auch einen sozialen Hintergrund, was sich auf Strom, Wasser, Bahn und andere sozial relevante Bereiche bezieht. Die geplante Privatisierung der Bahn wird nach Umfrageergebnissen vom größten Teil der Bürger aus gutem Grund abgelehnt; die diesbezüglichen Erfahrungen der vergangenen Jahre, in denen fortlaufend öffentliches Eigentum zum Nachteil der Bevölkerung verscherbelt wurden und die primär von CDU/CSU und FDP stets propagierte Forderung nach "weniger Staat" hat sich schon längst als Schuss nach hinten erwiesen - die derzeitige "Bankenkrise" wirft bezüglich staatlicher Kontrolle ebenfalls diese Frage wieder auf.

    Es mag ja vielleicht Dein persönliches Anliegen sein, die Linke mit der NPD/DVU in einen Topf werfen zu wollen - aber mit solch oberflächlich geposteten Statements ohne sachlichen Hintergrund wirst Du mich zumindest nicht überzeugen können. Hingegen habe ich viel eher den Eindruck, dass Du den fehlenden empirischen Beweis für die Behauptung, die Agenda-Politik hätte angeblich maßgeblich zur Reduzierung der Arbeitslosenquote beigetragen, auf kindische Weise auf andere zu beweisende Fakten umlenken willst. nach dem Motto: "Wenn Emil blöd ist, warum redest du denn nicht davon, dass Karl auch blöd ist." Sorry, aber auf diese Weise argumentierst Du fortlaufend - damit kannst Du bei mir nicht punkten. Wenn das o.a. Argument FÜR die Agenda-Politik ständig angeführt wird, darf man doch wohl erwarten, dass dies auch ausreichend belegt ist - oder hast Du etwas gegen Transparenz in der Politik einzuwenden?

    Bezüglich der Gefahr für die Demokratie durch solche Schmutzkampagnen gegen links, die zur Zeit stattfinden, ohne sich auch nur im geringsten auf konkrete Inhalte zu beziehen, schließe ich mich liracon an, auch wenn ich sicher kein traditioneller Wähler der Union bin - die Linke hat ohne Frage eine Existenzberechtigung in der parlamentarischen Politik - diesbezüglich hat Deutschland einen ganz klaren Nachholbedarf, damit überhaupt mal wieder so etwas wie Opposition möglich sein kann - denn dass man zwischen SPD und CDU kaum noch unterscheiden kann, schadet ganz klar der Demokratie. Man hat sich durch die Schutzbehauptung einer angeblichen "Mitte" in eine undifferenzierbare Sackgasse bewegt, die durch die Linke aufgedeckt wird - und das ist NUR positiv zu bewerten - egal, welche Seite man vertritt. Für die SPD bleibt - wenn sie ihre Identifikation als Sozialdemokraten wieder finden will - nur eine klare Position auf der linken Waagschale; aber gerade das Gegenteil ist zu beobachten: der Eiertanz auf der vorgeschobenen angeblichen "Mitte" wird nun durch Müntefering und dem Agenda-Erfinder Steinmeier als Kanzlerkandidat fortgesetzt - der damit einhergehende berechtigte Imageverlust ist das beste und günstigste Wahlkampfmittel für Angela Merkel bei den Wahlen 2009, denn die "Sozialdemokratie" kann man der SPD beim besten Willen nicht mehr abkaufen - die SPD bewegt sich zurück zur Schröder-Ära, mit der sie ihren massiven Wähler- und Mitgliederschwund ausgelöst hat.

    Warum tritt der Seeheimer Kreis nicht geschlossen in die CDU ein und bildet dort einen gelegentlich linksblinkenden Flügel? ... dann wären wenigstens die Verhältnisse einigermaßen geklärt. ... aber in der CDU sind bereits die Posten besetzt - denn ab und zu mal'n bisschen zum Schein links blinken kann Rüttgers auch.

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • ... ich weiss nicht recht ... aber Frau Y. hat sich als politsche Person einfach total disqualifiziert ... hat sich einfach nicht professionell verhalten ... etwas noch in der Wahlnacht auszuschliessen und am Tag danach, nur um an die Macht zu kommen, alle gemachten Verspechen für null und nichtig zu erklären ... das geht einfach nicht, so man ernst genommen werden will.
    Klar, sie liegt da voll im Trend ... auch H. Müntefering erklärt öffentlich, dass er es unfair findet, an seinen Wahlversprechen gemessen zu werden ... Leute (!) ... soweit ist es hier gekommen ...
    Auch ich würde die Linke gern an der Macht beteiligt sehen ... aber nicht unter diesem schlechten Stern, der momentan über Hessens politischen Himmel steht. Die kämen doch nie zu Sachentscheidungen, hätten permanent mit ihrer Reputation zu kämpfen ... Neuwahlen wären meiner Meinung nach die beste Lösung hier.
    Die Linke scheint mir z.Z. einfach die bessere SPD zu sein ... und die Schlammschlacht, welche gegen links geführt wird, bewirkt imho genau das Gegenteil ... nur gegen etwas zu sein, bringt nichts ... für etwas (besseres) einzutreten hat ganz bestimmt eher Erfolg ...
    Unser Land hat unter schwarz/rot einen sozialpolitischen Kahlschlag wie nie zuvor erlebt ... und warum: Weil es keine starke Opposition gibt/gab ... die für eine funktionierende Demokratie unerlässlich ist.
    Auch die Sprache hat sich verändert - Begriffe wie Armut, Unterschicht, unterprivilegiert, etc. werden seit einiger Zeit mit einer Selbstverständlichkeit benutzt, dass mir kalt wird ... und ist es nicht vielmehr die Aufgabe von Politik genau dagegen vorzugehen ...
    Es wird Zeit für einen Wechsel ... und eine starke Linke kann und wird das bewirken ... ganz egal ob an der Macht oder in der Opposition ... einfach durch ihre blosse Existenz ...

  • gero: bis auf einen Punkt schließe ich mich Deiner Ansicht an - obwohl ich auch kein traditioneller SPD-Wähler bin und zudem als Kölner keinen Einfluss auf die Wahl und die Entscheidungen in Hessen hatte, sehe ich ausschließlich nur ein gebrochenes Wahlversprechen, das sich jedoch nicht auf die von der Hessen-SPD angestrebten und im Wahlkampf angekündigten Inhalte bezieht - denn was die angekündigten Inhalte angeht, geht Andrea Ypsilanti äußerst straight vor und lässt sich kaum beirren.

    Es war vor der Wahl in Hessen ganz klar eine Dummheit, sich insbesondere durch die Medien zu einer Koalitionsaussage hinreißen zu lassen, auch wenn es nach der Wahl lediglich um eine Duldung der Linken ging und geht; hätte man ebenfalls vor der letzten Bundestagswahl die SPD Politiker nach einer klaren Aussage zu einer "großen Koalition" gedrängt, hätten sie dies wohl auch versucht, weit von sich zu weisen - die Cleveren wären einer solchen Frage aus dem Weg gegangen - wäre das etwa moralisch weniger verwerflich? Wenn "professionell" bedeutet, wer am besten viel sagt, um nichts zu sagen, wie es etwa Angela Merkel perfekt beherrscht, ist dies kein inhaltliches Qualitätsmerkmal. Man kann die ganze Situation auch als Stärke von Andrea Ypsilanti werten, weil sie sich nach der Wahl mit ihren Aussagen bezüglich einer Duldung durch die Linke sicher bewusst war, dass sie sich nicht nur medialen Anfeindungen und solchen der gegnerischen Parteien aussetzen musste, sondern auch Anfeindungen seitens des rechten Flügels der SPD. Was in den Medien als sture Machtbesessenheit ohne Rücksicht auf die arme, gebeutelte SPD im Bund dargestellt wird, kann man sehr wohl auch als inhaltliche Konsequenz sehen - diesbezüglich habe ich Andrea Ypsilanti noch nicht wirklich wackeln sehen - wobei sie sich natürlich nicht gänzlich von der SPD im Bund entfernen kann - der Zwiespalt der SPD im Bund konnte sie auch als Vertreterin des linken Flügels nicht wirklich abschütteln.

    Aber im Grunde ist es bezeichnend, dass gerade eine Vertreterin des linken Flügels als Buhfrau der Nation hingestellt wird und Andrea Ypsilanti nun die Fehler der Agenda-Politik und damit die Zerrissenheit der SPD auszubaden hat und unterm Strich im Bund Müntefering als "ausgleichender" Papa und Agenda-Erfinder Steinmeier nun Ruhe in den SPD-Stall bringen sollen und somit auf die SPD bezogen an der Wurzel des Übels angesetzt wird, nicht aber um diese auszureißen, sondern um gerade dort weiterzumachen. "Ruhe und Ordnung" als deutsche Tugend scheint hier die "Lösung" zu sein - wobei man Andrea Ypsilanti als vermeintliche Unruhestifterin in der SPD bereits abgeschrieben hat, so wie auch Kurt Beck schon lange abgeschrieben war. Die propagierte linke Position des SPD-Parteitags im November 2007 ist außer in der Hessen-SPD komplett vergessen und revidiert. Die Jusos kommen diesbezüglich ohnehin nicht zu Wort - und Müntefering wird anders als Beck den Spagat zwischen links und rechts in der Partei lediglich mit markigen Worten besser verkaufen können - er erscheint "professioneller", wird aber den Graben durch sein autoritäres Festhalten an der Agenda-Politik nur noch vertiefen. Die SPD hat nichts aus dem ganzen Debakel gelernt, das durch den Seeheimer Kreis und eben auch durch Müntefering und Steinmeier verursacht wurde.

    Schon wegen der ganzen Intrigen in der SPD ist das Verhalten von Andrea Ypsilanti durchaus nachvollziehbar - der linke Flügel der SPD wird nun schon seit Jahren massivst unterdrückt - auch durch die selbsterzeugte Sackgasse einer angeblichen "Mitte", die bei der Schröderwahl noch zog, die sich aber heute klar als "rechts" entpuppt. Andrea Ypsilanti hat einen klaren Fehler gemacht, aber ausschließlich dafür disqualifiziert wird sie durch die Medien, die gegnerischen Parteien und von den SPD-internen Intrigen - das alles hat nichts mehr mit Inhalten und den üblichen Gepflogenheiten der Sondierung nach einem solchen Wahlergebnis zu tun - wie gesagt: die meisten Wähler hatten sich wohl auch bei der letzten Bundestagswahl keine große Koalition gewünscht, die als erste Amtshandlung gleich mal die Mehrwertsteuer erhöhte, obwohl sie dies VOR der Wahl kategorisch ausgeschlossen hatten - man sollte den Hessen die Chance bieten, die inhaltlichen Gemeinsamkeiten durch eine rot/grüne Koalition mit Duldung der Linken erstmal zu praktizieren, bevor man sich an einer ohnehin derart kleinkarierten Sicht gegenüber der Linken, die zudem sehr emotional hochgeschaukelt wird, festnagelt und damit jegliche ohnehin nicht abwendbare parlamentarische Entwicklung blockiert - je früher die Akzeptanz gegenüber der Tatsache, dass die Linke nun mal da ist, normalisiert wird. um so besser wirkt sich dies auf die Demokratie aus. In diesem Sinne ist Hessen und Andrea Ypsilanti eine Chance für das ganze Land. Man kann sich an fünf Fingern ausrechnen, was angesichts der Medien-Schlammschlacht bei einer Neuwahl rauskommen würde; nämlich ein entsprechendes Ergebnis: Roland Koch in Koalition mit der FDP - von normalem Wahlkampf kann dabei nicht mehr die Rede sein.

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Bei Neuwahlen würde ich davon ausgehen, das Roland Koch gar nicht mehr zur Wahl stehen würde. Man kann ja von der CDU halten was man will, aber doof sind die nicht. Koch würde irgendwohin abgeschoben und eine neue Lichtgestalt würde antreten. Wer auch immer.

  • wir könnten da z.. Stoiber anbieten
    Dann würde sein Etat von Hessen bezahlt werden müssen, nicht mehr von Bayern ;)

    Meine aktuell benutzte Konfiguration !
    Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern das Segel ! (Lao Xiang, China)
    Wandel und Wechsel liebt, wer lebt ! (Richard Wagner, Bayreuth)
    Seit wann sind wir dem Wähler - und nicht nur Gott - Rechenschaft schuldig ?! (CSU, München)