Verfolgen von Daten bei Anfrage auf Webseite

  • Tach auch,

    ich arbeite bei einem amerikanischen Unternehmen im Verkauf (Telemarketing). Unsere Brüder und Schwestern aus USA haben uns jetzt etwas "Neues" vorgestellt, was mir etwas spanisch vorkommt, und zwar folgendes:

    Die Kollegen haben ein neues "Tool", mit dem sie verfolgen können, wer unsere amerikanische Webseite besucht. Normalerweise wäre es so, dass jemand auf unsere Seite geht und Informationen anfordert. Der eine oder andere guckt aber nur einfach ein bisschen rum und fordert keine Informationen an. Oder er beginnt, das Kontaktformular auszufüllen, überlegt es sich dann aber doch anders und verlässt die Seite.

    Mit diesem neuen "Tool" kann man wohl rausfinden, woher derjenige gekommen ist (also von welcher anderen Webseite), und die Kollegen haben die Vorstellung, dass wir im Verkauf jetzt anhand der Daten, die dieses "Tool" erkennt, das Unternehmen anrufen und fragen, ob noch weitere Informationen benötigt werden.

    Ich halte solche Aktionen bzw. "Tools" für zumindest fragwürdig, wenn nicht sogar verboten, zumindest in Europa. Wenn ich mir vorstelle, mich ruft jemand an und sagt, hallo, Sie waren auf der Webseite XYZ, aber Sie haben keine Informationen angefordert, kann ich was für Sie tun, dann würde ich mir schon ausspioniert vorkommen.

    Zur Verdeutlichung hier ein kurzes Zitat aus der Mail, die wir dazu erhalten haben: "... a new tool that allows us to track the companies that visit our website … these companies do not complete a contact form … but we can find names … based on their search criteria."

    Gibt es hierzu nähere Informationen? Hat die EU-Kommission vielleicht schon was dazu gesagt? Wer kann helfen?

  • Zitat

    woher derjenige gekommen ist (also von welcher anderen Webseite)

    Kein Kunststück, das "Tool" liest dabei bspw. die Logfiles des Webservers aus und schaut auf das hinterlassene Referrer-Feld oder durch Suchen entstandene HTTP-Requests.

    Zitat

    mich ruft jemand an und sagt, hallo, Sie waren auf der Webseite XYZ, aber Sie haben keine Informationen angefordert, kann ich was für Sie tun, dann würde ich mir schon ausspioniert vorkommen.

    Derart detailliert ist das nicht möglich. Der Server sieht bspw. die IP und den Referrer. Daraus kann noch nicht auf eine bestimmte Person geschlossen werden. Es besteht die Möglichkeit über die Auswertung der Daten in Verbindung mit einigen Anfragen manchmal auf die Herkunft des Besuchers (die Firma) zurück zu schließen. Ist allerdings nicht zuverlässig.
    Anders würde es aussehen, wenn der Besucher das Kontaktformular ausfüllt und dort seine Kontaktdaten hinterlässt, das könnte via JavaScript protokolliert werden, auch wenn das Formular nicht abgeschickt wird. Ist aber auch dann kein Hexenwerk.

    Zitat

    Ich halte solche Aktionen bzw. "Tools" für zumindest fragwürdig, wenn nicht sogar verboten, zumindest in Europa

    Sind sie afaik nicht, dabei werden nur die Informationen ausgewertet, die der Besucher selbst zur Verfügung stellt.

  • Alle Achtung, 12 Minuten bis zur ersten Antwort!

    Zitat von boardraider

    Sind sie afaik nicht, dabei werden nur die Informationen ausgewertet, die der Besucher selbst zur Verfügung stellt.

    Also meine französische Kollegin, die bei mir im Büro sitzt (und die sich an dieser Aktion auch beteiligen soll), die sagte mir, dass die französische Regierung bei der EU-Kommission derzeit vorfühlt, ob man solche Nachforschungen nicht untersagen kann. Wobei sich das so, wie Du mir das jetzt näher erklärt hast, sooo wild gar nicht anhört.

  • Allerdings kann der Anruf bei dem Kunden in D verboten sein - wenn es sich um einen Privatkunden handelt, zu dem noch keine Geschäftsbeziehung bestand (sogenannte "kalte Akquise").

    Auch wenn das Ganze nicht illegal ist, so halte ich das doch für fragwürdig - auch aus Sicht des Unternehmens, das diese Methode einsetzt. Wenn ich als Geschäftskunde auf der Seite eines Unternehmens etwas herumstöbere und dann durch einen Anruf belästigt werde, kannst du versichert sein - mit dem Unternehmen werde ich keine Geschäftsbeziehungen eingehen. Die einzige Ausnahme wäre, das Unternehmen hätte die absolute Monopolstellung für ein Produkt, zu dem es keine Alternative gibt. Aber so ein Unternehmen hätte solche Maßnahmen auch nicht nötig.

  • Zitat

    Wobei sich das so, wie Du mir das jetzt näher erklärt hast, sooo wild gar nicht anhört.

    Ich bin dabei im Wesentlichen auf die technischen Aspekte eingegangen. Auswertungen von Server-Logfiles und Usertracking über Cookies und JavaScript sind seit langen Zeiten bekannte Marketinginstrumente, die auch von Webseitenbetreibern genutzt werden.
    Unter moralischen Gesichtspunkten ist es natürlich zu prüfen. Ich käme mir nicht gut vor, wenn mich jemand auf Grund eines für mich als anonym zu verstehenden Webseitenbesuches kontaktiert. Ob ich mit einer solchen Firma geschäftliche Beziehungen aufbauen würde, bezweifle ich ein wenig (Edit: analog zu Junker Jörg)

    Auf juristischer Ebene ist mir kein spezifisches Gesetz/Urteil bekannt, dass ein derartiges Vorgehen im B2B-Bereich unmittelbar verbietet. Anders würde ich die Situation im B2C-Bereich sehen, da gelten bspw. in Deutschland strengere Normen, die dem entgegen stehen (Edit: wie ebenfalls von Junker Jörg bereits angemerkt). Es ist allerdings auch schwerer eine Privat-Person mit den genannten technischen Maßnahmen zu identifizieren.

    Zitat

    dass die französische Regierung bei der EU-Kommission derzeit vorfühlt, ob man solche Nachforschungen nicht untersagen kann

    Bleibt dann abzuwarten, die Erfolgsaussichten sehe ich im B2B-Bereich allerdings als gering an.