Karten auf den Tisch! - Jetzt Druck machen

  • Karten auf den Tisch! - Jetzt Druck machen

    11 Tage vor der Bundestagswahl möchte ich Euch auf oben genannte Aktion von Attac hinweisen, an der sich jeder per Internet beteiligen kann. Ich zitiere aus einem Newsletter:

    Zitat

    Was passiert nach der Wahl? – Karten auf den Tisch!

    Liebe Freundinnen und Freunde von Attac,
    die Bundestagswahl rückt immer näher, und großes Wahlkampfgetöse vernebelt weiterhin die Frage: Wer wird nach der Wahl für die Krise bezahlen müssen? Alle vermeintlich in Frage kommenden künftigen Regierungsparteien hüllen sich darüber in wenig vornehmes Schweigen.

    Wir wissen warum! Es zeichnet sich ab, wie die Zeche für die Exzesse des globalen Finanzmarktcasinos bezahlt werden soll: Massiver Stellenabbau, Sozialkürzungen, Erhöhung der Mehrwertsteuer, weniger Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen und weitere Privatisierungen öffentlichen
    Eigentums sind nur einige der Punkte auf der „Liste der Grausamkeiten“, die uns nach der Wahl voraussichtlich erwartet.

    In vielen Städten mischen sich Attacies mit Aktionen auf Wahlkampfveranstaltungen ein und bringen so die öffentliche Diskussion in Gang. Unterstützen Sie sie!
    Unter http://www.attac.de/wir%20wollen-antworten können Sie alle Bundestagsabgeordneten Ihrer Wahl mit einer vorbereiteten Mail anschreiben und sie auffordern, klar Stellung zu beziehen. Wir erwarten von < br />allen Parteien im Wahlkampf, endlich die Karten auf den Tisch zu legen:
    Wer soll die Kosten der Krise zahlen?
    Stellen auch Sie unter http://www.attac.de/wir-wollen-antworten unbequeme Fragen!


    Ich denke, man muss den Politikern auf die Pelle rücken und als Wähler diesen seichten Wahlkampf auf gar keinen Fall mitmachen. Es gibt genügend gewichtige Fragen, die zur Zeit im "Wahlkampf" heuchlerisch unter den Teppich gekehrt werden.

    Ich habe zudem noch nie erlebt, wie sich schon im Vorfeld der Wahlen auch mit Hilfe der Medien derart deutlich eine künftige Regierungs-Koalition basteln lässt. Dies hat nichts mehr mit Wahlkampf und schon gar nichts mehr mit dem "Souverän Wähler" zu tun, wenn auf eine Weise mögliche Koalitionen derart ausgeschlossen werden, dass regelrecht eine schwarz/gelbe Koalition gepuscht wird und sollte dies nicht reichen, eine große Koalition übrig bleibt. Es ist geradezu irrwitzig, dass gerade jene Partei-Konstellationen gepuscht werden, die sich in der Vergangenheit dem Neoliberalismus verschrieben hatten und somit tatkräftig an der Wirtschaftskrise beteiligt waren.

    Die SPD trägt mit ihrer kategorischen Weigerung, auf Bundesebene mit der Linken zusammenzuarbeiten, erheblich dazu bei, dass die nach rechts rückenden Wahlergebnisse in großen Teilen spekulativ vorweggenommen werden können. Der Wähler wird schon lange nicht mehr gefragt, was er sich eigentlich vorstellt - die "bürgerliche" Rechte (Union, FDP und rechter Flügel der SPD), die sich heuchlerisch als "Mitte" bezeichnet zimmert sich die Ergebnisse so zurecht, dass der überwiegende Teil der zumeist mäßig Interessierten lediglich noch glaubt, noch das kleinere Übel wählen zu können, und die SPD macht sich in ihrer wirren Vorstellung einer eigentlich ebenso unmöglichen rot/gelb/grünen Koalition zum Steigbügelhalter für die "bürgerlich" Rechte, die uns geradewegs in die Krise geführt hat.

    Wer bezahlt nun die Rechnung für die Krise - die Rechnung, die erst nach der Wahl auf den Tisch gelegt wird? Es ist mit Massenentlassungen zu rechnen, wenn die Fristen für Kurzarbeit abgelaufen sind - ebenso ist mit massiven Sozialkürzungen etc. zu rechnen; deshalb ist "Karten auf den Tisch" und zwar vor der Wahl, die wichtigste Frage an die Abgeordneten, an der sie sich sonst vorbei mogeln, ohne anschließend Rechenschaft darüber ablegen zu müssen.

    Außerdem gibt's bei Campact die Möglichkeit, sich an einer weiteren Aktion bezüglich der Einführung bundesweiter Volksentscheide zu beteiligen:
    http://www.campact.de/direkt/sn1/signer

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Zitat von doubletrouble

    Die SPD trägt mit ihrer kategorischen Weigerung, auf Bundesebene mit der Linken zusammenzuarbeiten, erheblich dazu bei, dass die nach rechts rückenden Wahlergebnisse in großen Teilen spekulativ vorweggenommen werden können.


    Wir hatten doch das Dilemma hier in Hessen bei der Landtagswahl, Du erinnerst Dich? Die große Chance den Landesfürsten Koch in die Wüste zu schicken und eine "linke" Regierung zu implementieren, was aber nicht zuletzt daran scheiterte, daß ein paar Abgeordnete der SPD fünf Minuten vor Schluß ihr Gewissen "entdeckte".

    Im Moment stellt es für mich so dar, daß es auf unbestimmte Zeit keine Links-Regierung geben wird, so sehr ich mir das wünsche.

    Anscheinend ist das Wahl-Volk mit den "Ergebnissen" der großen Koalition wie Bankenpleiten, Finanzkrise, Sozialabbau etc pp zufrieden. Steuererleichterungen nach der Wahl? Entschuldigung, ich war noch nie gut in Mathe, aber ein bißchen rechnen kann ich noch.

    Bevor ich mich zu dieser späten Stunde noch mehr aufrege, mache ich erstmal Schlu0.

  • Zitat von Global Associate

    Anscheinend ist das Wahl-Volk mit den "Ergebnissen" der großen Koalition wie Bankenpleiten, Finanzkrise usw......


    Was hat eigentlich die "Grosse Koalition" mit der Finanzkrise zu tun?
    Die hat sich über mehrere Jahre Entwickelt und soweit ich weiss gibt es die Grosse Koalition noch nicht solange.....
    Brauchst doch nur mal Nachrechnen, seit wann geht es so richtig bergab - seit wann ist die SPD an der Macht......
    Wenn ich mir so Sätze anhören muss wie vom Steinmeier der Sagt er kann 4 Mio. Arbeitsplaetze in seiner Zeit als kanzler
    schaffen dann frag ich mich warum er da nicht schon früher darauf gekommen ist, so ein fuzzy.

    Die Grünen des gleiche,
    erst beschliessen sie mit der SPD den Afghanistan - Einsatz, die sogenannte Friedenspartei und jetzt kommt das grosse zurückrudern,
    is ja schliesslich Wahlkampf und vorher war das ja nicht klar dass dabei auch Leute umkommen könnten, die sind nicht besser oder
    schlechter wie die anderen auch (und damit mein ich alle Parteien) - Heuchler halt.....

    Normaler gehört mal in unsrem Land ein Generalwahlboykott her, aber das Problem mit den Deutschen gegenüber anderen Ländern ist
    halt nun mal, Grosse Schnauze - nix dahinter und solange dass so bleibt wird sich auch nichts ändern......in unsrem BRDigungsland.

    Gruß MK204

    Mozilla/5.0 (Windows NT 5.1; rv:19.0) Gecko/19 Firefox/19.0b2

  • Zitat von MK204


    Was hat eigentlich die "Grosse Koalition" mit der Finanzkrise zu tun?


    Nach dem Motto "Bäumchen wechsel Dich" (entweder CDU-Kanzler"in" oder SPD-Kanzler) inklusive FDP als Koalitionspartner wurde seit Jahrzehnten der Neoliberalismus gefördert - in jeder Legislaturperiode wurde bezüglich des Sozialabbaus und Abbaus der Arbeitnehmerrechte unverschämter agiert - bis zum Crash mit erhöhter Intensität; auf den Status Quo bezogen sind alle Altparteien an der Finanzkrise beteiligt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie noch vor wenigen Jahren darüber diskutiert wurde, ob wir uns den Sozialstaat noch leisten könnten, der übrigens ein Grundrecht im Grundgesetz ist. Wann immer vom "schlanken Staat" die Rede war, waren in der Regel Kürzungen in den Sozialsystemen bis hin zum marodierenden Bildungssystem die Folge. Wenn von mehr Eigenverantwortung die Rede war, war im Grunde immer mehr Egoismus statt soziale Verbindlichkeit damit gemeint - man hätte doch am liebsten den Sozialstaat ganz abgeschafft, um im Wettbewerb im Casino Bestand zu haben. Während dessen wurde die Privatisierung des Allgemeingutes vorangetrieben. Noch heute ist man dazu bereit, unser aller Geld zu verprassen, um "Wachstum" zu generieren - Wachstum, das vor allem Wachstum von Profiten bedeutet. Sorry, aber die Altparteien sind alle daran beteiligt - sie haben den Giersäcken Tür und Tor geöffnet und machen heute einen auf "unschuldig" - dies geht sogar so weit, dass gerade jene Köpfe der Ex-Koalitionen als die "großen Weisen" zu Rate gezogen werden - Leute, die über Jahrzehnte für dieses Giersystem die Rahmenbedingungen geschaffen haben.

    Seit Jahrzehnten werden wir mit dem Begriff "Soziale Marktwirtschaft" verarscht - wo ist sie denn geblieben? Die Banken lassen sich von den Kunden noch heute die Risiken bezahlen, die sie - wie offensichtlich ist - selbst nicht gewillt sind zu tragen. Es werden Milliarden-Beträge zur Rettung der Banken etc. investiert - fast zu Null % Zinsen - Milliarden die gepumpt werden und für die wiederum reichlich Zinsen vom Steuerzahler bezahlt werden. Die Aktion "Karten auf den Tisch - Jetzt Druck machen" bezieht sich nicht nur auf die noch derzeitige große Koalition - es geht aus gutem Grund um alle Parteien die nun zur Wahl stehen - und es geht vor allem um die Parteien, die in den letzten Jahrzehnten zur Misere beigetragen haben und die kommende Misere, die erst nach der Wahl ansteht, aus wahltaktischen Gründen erst mal gar nicht angesprochen sehen wollen.

    Statt jetzt da zu sitzen und alles auf sich zukommen zu lassen - und dazu auch noch einen völlig sinnlosen "Generalwahlboykott" zu propagieren, sollte man sich lieber dafür einsetzen, dass sich die Leute mal dazu bewegen, sich konkret politisch zu beteiligen, als stattdessen wie die Schafe alles über sich ergehen zu lassen, um dann auch noch zu meckern. Um sich an solchen Aktionen zu beteiligen, muss man noch nicht mal den Hintern aus dem Sessel bewegen - mit Firefox kann man sich auch an Demokratie beteiligen:

    http://www.attac.de/wir%20wollen-antworten

    http://www.campact.de/direkt/sn1/signer

    "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." (Francis Picabia)

  • Ich will mal an Handke anknüpfen.

    Diese ganze wegguck-, verdrängungs-, neid-, besitzstands Gesellschaft, und die Politische Klasse bedingen sich doch gegenseitig.
    Wenn man Parlamentarisch denkt, und sich links von der Mitte verortet, ist Rot/Rot/Grün eine Perspektive, die evtl. in zwei Bundesländeren möglich wird.
    Mehr geht nicht. Man muß aber nicht parlamentarisch denken. In jedem, individuellen Umfeld geht immer was...
    Davon wird allerdings nicht z.B. in der Tagesschau berichtet.

    Die Finanzkrise hat allerdings tatsächlich nichts mit dieser "großen" Koalition zu tun. Sie ist sogar "ausversehn" passiert. als Lehman Brothers in Not kam, hat die damalige US Regierung diese Bank absichtlich "hängen" lassen, um ein Exempel zu statuieren... Dumm gelaufen!

    angelheart

    …Wie viele rätselhafte Städte unter der Erde baut nicht das, was wir das Herz nennen!… (Lars Gustafsson)

    Firefox 43.0.1

  • Zitat von doubletrouble

    Nach dem Motto "Bäumchen wechsel Dich" (entweder CDU-Kanzler"in" oder SPD-Kanzler) inklusive FDP als Koalitionspartner wurde seit Jahrzehnten der Neoliberalismus gefördert - in jeder Legislaturperiode wurde bezüglich des Sozialabbaus und Abbaus der Arbeitnehmerrechte unverschämter agiert


    7 von 8 Treffern bei der Suche nach "Neoliberalismus" entfallen auf doubletrouble! :wink: Immer und immer wieder dieselbe Mär vom Sozialabbau (der eigentlich erstmal nichts mit Neoliberalismus zu tun hat). Ich bin nicht alt genug, um die "Jahrzehnte" der Förderung des Neoliberalismus nachvollziehen zu können (im Übrigen basiert das Prinzip der soz. Marktwirtschaft auch auf Grundzügen des Neoliberalismus), aber insofern du dich auf den Sozialabbau beziehst, so wage ich die These in den Raum zu stellen, dass die Menschen in Deutschland heutzutage sehr gut sozial abgesichert sind.

  • Zitat von angelheart

    Die Finanzkrise hat allerdings tatsächlich nichts mit dieser "großen" Koalition zu tun.


    Ne? Beide Parteien haben da kläglich versagt. Sie haben zugelassen, daß sich z.B. amerikanische Rentner zu Lasten unserer Volkswirtschaft bereichert haben. Ich sage nur Hedgefonds, Equities etc. unter dem Motto: kommet alle her zu uns, wir wollen Euch erquicken. Kläglich versagt, diesem "schnelles Geld" Denken hier bei uns Einhalt zu gebieten.

    Zitat

    Sie ist sogar "ausversehn" passiert.


    Ja klar, das hat natürlich nichts mit unsere jetzigen Regierung zu tun. Das ist es ja, der amerikanische "Großkotz" ist an seinem eigenen Profitdenken erstickt und mit "versehen" hat das hier auch nichts zu tun.

  • Zitat von Global Associate

    Ne? Beide Parteien haben da kläglich versagt. Sie haben zugelassen, daß sich z.B. amerikanische Rentner zu Lasten unserer Volkswirtschaft bereichert haben. Ich sage nur Hedgefonds, Equities etc. unter dem Motto: kommet alle her zu uns, wir wollen Euch erquicken. Kläglich versagt, diesem "schnelles Geld" Denken hier bei uns Einhalt zu gebieten.

    Das stimmt so nicht, denn die Erlaubnis dieser "Finanzinstrumente" in Deutschland fällt in die Zeit von Schröder unter Rot-Grün und der Einführung der Agenda 2010. Einer der Hauptgründe, warum ich der SPD nach 25 Jahren Mitgliedschaft und engagiertes Mitgestalten mein Parteibuch zurückgegeben habe.

  • Zitat von deschen2

    aber insofern du dich auf den Sozialabbau beziehst, so wage ich die These in den Raum zu stellen, dass die Menschen in Deutschland heutzutage sehr gut sozial abgesichert sind.*

    *Dann wünsche ich Dir mal dass Du versuchst mit Hartz IV über die Runden zu kommen, wie viele andere auch!
    Dann verabschiede Dich schon mal von Deinem gewohnten Lebensstandard....( aber es war ja nur eine These von Dir).

  • Ich lebe gerade von weniger Geld und habe eine kleinere Wohnung als mir mit Hartz IV zustehen würde. Ich habe nen Fernseher, Telefon, Internet, Computer, Unterhaltungselektronik etc. Wenn ich nur den Regelsatz von Hartz IV bekäme, hätte ich gut und gerne 100€ pro Monat mehr in der Tasche! Zugegeben, ich lebe allein und habe nicht 3 Kinder zu versorgen, aber wenn auch nur eine einzige alleinstehende Person (oder auch ein Pärchen) in Deutschland behauptet, Hartz IV sei zu wenig, ist das gelogen und kommt bei mir sofort in die Schublade "faules Schwein".

  • Zitat von pittifox

    Dann wünsche ich Dir mal dass Du versuchst mit Hartz IV über die Runden zu kommen, wie viele andere auch!


    Das liegt aber daran dass mim Geld ned umgehen können....
    Ist der Regelsatz (Für Einzelpersonen) zu wenig wenn ausserhalb alles Bezahlt wird? - Miete, Strom, Heizung usw.usw.

    Wieviele Leute haben denn 360 Euro zum Leben im Monat,
    da haben Hartz IV - Bezieher es wesentlich leichter als normalverdiener
    die haben nähmlich keine 360 Euro im monat zur Freien Verfügung......

    Gruß MK204

    Mozilla/5.0 (Windows NT 5.1; rv:19.0) Gecko/19 Firefox/19.0b2

  • Zitat von MK204


    Ist der Regelsatz (Für Einzelpersonen) zu wenig wenn ausserhalb alles Bezahlt wird? - Miete, Strom :!:, Heizung usw.usw.

    Wieviele Leute haben denn 360 Euro zum Leben im Monat,
    da haben Hartz IV - Bezieher es wesentlich leichter als normalverdiener

    das zeigt mir dass Du absolut keine Ahnung hast,scheinst keinen Hartz IV-Empfänger zu kennen,weniger noch was die Leistung betrifft! :-??

    Strom wird nicht erstattet, muss jeder schön vom Regelsatz( der übrigens konkret 359 € beträgt) selbst bezahlen ! [siehe unten! ]
    Und Haushaltsgeräte dürfen auch nicht kaputtgehen,mit eingeplanten 27 € kann man wohl kaum eine Reparatur bezahlen-oder?
    Ob es Hartz IV-Empfänger leichter als Normalverdiener haben bezweifle ich mal, um da nämlich wieder herauszukommen muss man ständig auf Jobsuche sein!
    Wie schwierig das gerade jetzt ist muss ich Dir wohl nicht erklären.


    damit Du mal was zum Lesen hast:


    Quelle: http://www.gegen-hartz.de/hartzivregelleistung.php

    Damit BtT.

  • Dann rechne zu den 359€ doch mal bitte noch die Standardkaltmiete für eine 45m² große Wohnung hinzu (mind. 300-350€) und die Heizkosten (setze ich jetzt einfach mal mit 20€ pro Monat an). Das macht für einen Single pro Monat insgesamt ca. 680-730€. Ich wäre dankbar, wenn ich 359€ pro Monat zur Verfügung hätte! Dennoch nage ich nicht am Hungertuch und kann mir einen angemessenen Lebensstandard leisten. Dass man von Hartz IV nicht wie Gott in Frankreich leben, sich jeden Monat neue Markenklamotten oder 2x pro Woche ins Kino gehen kann, ist klar. Aber ich bleibe dabei: niemand in Deutschland muss hungern oder in einer kargen 12m²-Wohnung ohne Heizung wohnen. Und eine solch umfangreiche soziale Absicherung gab es "vor Jahrzehnten" wohl kaum.

  • Zitat von deschen2

    eine einzige alleinstehende Person (oder auch ein Pärchen) in Deutschland behauptet, Hartz IV sei zu wenig, ist das gelogen und kommt bei mir sofort in die Schublade "faules Schwein".

    Angesichts ständig steigender Kosten und auch mit einbezogen, dass Hartz IV Empfänger auch mal Wünsche haben, ist das Geld auf den ersten Blick, und ich betone "auf den ersten Blick", erstmal wenig. Der finanzielle Einschnitt, den meine Frau und ich mit der Einführung von Hartz IV erfahren haben, waren pro Person 200 € weniger. Das macht sich natürlich auf den Monat bemerkbar, zumindest hat es so den Anschein, der Anschein trügt aber. Letztendlich hält es sich die Waage - Hartz IV zur vorherigen Arbeitslosenhilfe (und nur darauf beziehe ich mich). Bei AlHi hatten wir zwar mehr Geld vom Arbeitsamt, dafür mussten wir die Miete für die Wohnung zu 90% selbst tragen, die restlichen 10 % waren Wohngeld. Mit ALG II hatten wir zwar weniger Geld, im Vergleich zur AlHi, dafür wurde aber die Miete voll übernommen, bis auf einen geringen Teil, für den ALG II Empfänger immer noch selbst aufkommen müssen. Also ist der eigentliche Regelsatz wirklich nur zum Leben gedacht, inkl. der Kosten für Strom und Telefon, wenn ich das mal als die wichtigsten Fixkosten in einem Haushalt nehme. TV Gebühr (GEZ) ist bei ALG II Empfängern hinfällig, Privat-TV (sofern nicht über eigenen Receiver) muß natürlich schon bezahlt werden.

    Sicher muß man sich einschränken, also beispielsweise eine Schachtel Kippen pro Tag verqualmen ist nicht drin mit ALG II und wenn ich jetzt von mir ausgehe (4 Personen Haushalt) und da mal eine Fahrt in den Leipziger Zoo rechne, mit etwas essen gehen (Kleinigkeit nur), dann kostet uns das mit nur ALG II, um die 150 € grob und pauschal gerechnet. Spontanität ist bei ALG II nicht drin, es muß alles wohl überlegt und wenn es geht zusammen gespart sein. Das ist der Stand von vor 2007.

    Seit Winter 2007 bin ich ja gut 8 1/2 Monate im Jahr in Österreich und der Verdienst dort wird verständlicherweise auf das ALG II was meine Frau bis vor kurzem noch bezogen hat angerechnet. Finanziell sind wir deshalb aber nicht besser gestellt, als mit komplett ALG II, auch das hält sich, bis auf wenige Euro die Waage. Soll heißen, meine Familie lebte weitestgehend von meinem verdientem Geld. Trotz der Einschnitte sind wir aber mit dem Geld relativ gut hingekommen, ging halt nicht anders. Mir selbst stehen von meinem Verdienst sogar nur 200 Euro in Österreich zu laut Arbeitsamt.

    Was die Schublade "faules Schwein" angeht, diese Schublade sollte erstmal genauer entstaubt werden. Es gibt in Deutschland ganz bestimmt keine 4 Millionen "faule Schweine", wenn ich ALG I und ALG II Empfänger zusammen rechne. "Faule Schweine" mag es geben, keine Frage und die Zahl derer ist sicherlich auch nicht grad gering, aber so eine Verallgemeinerung ist im höchsten Maß ungerecht. Ich war selbst lange Zeit arbeitslos (meine Stadt war immer eine Industriestadt und ist es seit der DM-Einführung nicht mehr), doch ich habe immer nebenbei gearbeitet, während dieser Zeit - ging ja damals und geht heute auch noch - Nebenjob suchen und beim Arbeitsamt anmelden - fertig.

  • Zitat

    Ich wäre dankbar, wenn ich 359€ pro Monat zur Verfügung hätte!

    Wie war das noch gleich im anderen Thread [" Begreifen"] ?
    Von den 359 € geht noch die Stromrechnung ab.
    Das mit den Markenklamotten hättest Du aussparen können, glaube nicht dass ein(normaler) Hartz IV-Empfänger daran denkt und sich eine "7 for all Mankind-Jeans" für 250 € kauft und dann von Luft und Wasser lebt.

  • @pittifox: Kannst gern noch 60€ für Strom pro Monat abziehen. Auch mit 300€ wäre ich (als Alleinstehender) mehr als zufrieden!

    Zitat von darkwave

    Was die Schublade "faules Schwein" angeht, diese Schublade sollte erstmal genauer entstaubt werden. Es gibt in Deutschland ganz bestimmt keine 4 Millionen "faule Schweine", wenn ich ALG I und ALG II Empfänger zusammen rechne. "Faule Schweine" mag es geben, keine Frage und die Zahl derer ist sicherlich auch nicht grad gering, aber so eine Verallgemeinerung ist im höchsten Maß ungerecht. Ich war selbst lange Zeit arbeitslos (meine Stadt war immer eine Industriestadt und ist es seit der DM-Einführung nicht mehr), doch ich habe immer nebenbei gearbeitet, während dieser Zeit - ging ja damals und geht heute auch noch - Nebenjob suchen und beim Arbeitsamt anmelden - fertig.


    Ich habe ja auch nicht behauptet, dass jeder Hartz IV Empfänger faul ist. Du argumentierst selbst, dass du mit Hartz IV über die Runden kommst - zwar nicht im Luxus, aber dennoch. Und du gehst arbeiten bzw. hast dich darum bemüht. Was mich aufregt, ist so eine generelle Verteufelei "uns geht's immer schlechter", wobei jedesmal das Argument angeführt wird, man könne hier in Dtl. als Arbeitsloser nicht leben. Und das ist mitnichten so. Wenn ich als Maßstab jedoch jmd. ansetze, der 2.000€ pro Monat verdient, dann geht es einem Hartz-IV-Empfänger in der Tat sehr schlecht.

  • Zitat

    Deschen2 schreibt:
    Aber ich bleibe dabei: niemand in Deutschland muss hungern...


    Die Tafeln sind gut besucht.
    Das Pausenbrot, in der Schule, ist nicht immer garantiert.
    Im Winter liegen die Obdachlosen auf Abluft Rosten, in den Einkaufszonen. Sie wolln nicht in die Städtischen "Asyle", weil sie dort beklaut werden...

    deschen2
    Hut ab das Du hier ganz offen Deine Situation schilderst!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Aber das kann doch nicht der Standard sein - auch nicht für einen Alleinstehenden, ohne Kinder.

    In diesem, nach wie vor reichen Deutschland, mit seinen Grundrechten:
    ...Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt...
    ...
    ...
    ist die Würde bei Vielen schon angetastet worden.

    Es kann ja nicht nur um das Überleben gehn.
    Der Standard muß doch der sein, sich am Gesellschaftlichen Leben beteiligen zu können,
    Kino, Theater, Fußballplatz, mal Essen gehn, mal Urlaub machen, mal Kinder in die Welt setzen - ohne die Angst - ob man sie durch bekommt...etc.
    Die Würde eines korrekten Lohnes, für die geleistete Arbeit. Arbeit

    Alles das finde ich nicht überzogen. Weniger als das akzeptiere ich nicht.

    angelheart

    …Wie viele rätselhafte Städte unter der Erde baut nicht das, was wir das Herz nennen!… (Lars Gustafsson)

    Firefox 43.0.1

  • angelheart: keine Angst. Mir geht's gut, richtig gut sogar. Die Sache ist ja die, dass mein Geld für genau die Dinge reicht, die du ansprichst. Ich kann mir Kino leisten, kann mal zu nem Konzert gehen und muss auch nicht die dünne Milch kaufen, nur weil sie 5cent billiger ist. Der Lebensstandard ist da. Die Frage ist und bleibt, welche Maßstäbe man ansetzt. Klar, ich kann mir nicht das Kilo Schweinefleisch für 7,99€/kg leisten. Vorzugsweise gehe ich im Lidl einkaufen, weil billig. Meine Möbel sind größtenteils auch nicht die neuesten, was aber nicht heißt, dass ich mir Sperrmüll zusammengesucht habe. Schreibtisch noch aus Jugendzeiten. Sieht nach wie vor top aus, keine Gebrauchsspuren. Fernseher ist kein 50''-Plasma-Monster. 37''er Röhre: Schenkung von nem Bekannten. Duschen statt Vollbad. Das ist im schlimmsten Falle sparsam, aber als menschenunwürdig empfinde ich das nicht.

    Aber nochmal: wenn man jede Woche ins Stadion will, unbedingt rauchen muss, Playstation, XBox etc. im Wohnzimmer stehen haben will, dann reicht das Geld nicht aus. Dafür isses aber auch nicht da. Da mögen die Ansichten über die Funktionen von Sozialleistungen auseinandergehen, aber im Grunde sollen sie das Überleben - mit einem gewissen Grundstandard - gewährleisten. Und das tun sie meiner Meinung nach.

  • deschen2

    Zitat

    Ich habe ja auch nicht behauptet, dass jeder Hartz IV Empfänger faul ist.

    Das hatte sich aber im entsprechenden Posting so gelesen, einfach deshalb, weil diese Schublade viele aufziehen und die ALG II'ler darin deponieren. Dann hab ich das vielleicht falsch aufgefasst. Macht ja nichts, sowas kann man gerade rücken. :wink:

    angelheart

    Zitat

    Es kann ja nicht nur um das Überleben gehn.
    Der Standard muß doch der sein, sich am Gesellschaftlichen Leben beteiligen zu können,
    Kino, Theater, Fußballplatz, mal Essen gehn, mal Urlaub machen, mal Kinder in die Welt setzen - ohne die Angst - ob man sie durch bekommt...etc.

    Bezogen auf das ALG II, geht es aber nur ums Überleben, mehr ist da im allgemeinen nicht drin. Da stellt sich schon die Frage, wie viele ALG II'ler sich überhaupt noch das Auto leisten können, was sie aber auf Grund der vom Arbeitsamt "geforderten" Flexibilität brauchen und nicht so ohne weiteres abschaffen können. Kinder in die Welt setzen, ja eine schöne Sache - Kinder sind echt cool, aber hier fängt dann der "Betrug" schon wieder an, in Bezug auf ALG II. 164 € gibt es Kindergeld für ein Kind - ist die Mutter (alleinstehend) oder beide Elternteile berufstätig hat sie das Kindergeld tatsächlich für sich, bzw. das Kind. Bei ALG II wird das staatliche Kindergeld plötzlich zum Einkommen und wird auf den Regelsatz des Kindes angerechnet. Bei meiner jüngsten bleiben von den 164 € grad mal etwas um die 50 Euro übrig, weil sie ja mit dem ihr vom Staat zustehenden Kindergeld ein Einkommen hat. Normal hätte sie 1968 € Kindergeld im Jahr, aber bei ALG II sind es dann eben nur noch 600 €. Geht ein Elternteil ins europ. Ausland arbeiten, zieht sich Deutschland dann gleich mal ganz aus der Affäre und überträgt die Zahlung des Kindergeldes dem Land, wo sich der Arbeitnehmer aufhält, unter der Voraussetzung, dass der andere Elternteil ALG II bezieht, bzw. generell daheim ist. Das hängt allerdings auch mit EU-Recht zusammen.

    Bezogen auf Gehalt, ja da stellt sich die Frage, wieviel verdien ich in Deutschland und wo lebe ich und was arbeite ich. Bin ich beispielsweise bei McDonalds oder Burger King, gibt's gleich mal nur 400 € pro Monat, weil dort kein anderer eingestellt wird, mal abgesehen von den paar "Managern" in den Filialen. Normale Arbeit, zumindest im Osten, speziell in meiner Umgebung, also da hast Du so um die 600 - 700 Netto. Geiler Verdienst, kann ich da nur sagen und wenn ich da jetzt meine Miete und den Strom dagegen rechne, bleibt zum essen nichts, nicht mal Telefon wär da drin. Die Kohle wär schon mit diesen zwei Posten alle. Was ist die Folge ? Trotz das einer einen Job hat, muß er auf das Amt, um ergänzendes ALG II zu beantragen. Das bringt Dich also auch nicht weiter und schon garnicht in einen Urlaub, wenn es drauf ankommt.

    Ich möchte hier aber noch bemerken, dass ich damit ausschließlich die Region um meine Heimatstadt meine. Ich kann mich weder auf andere östliche Bundesländer berufen, geschweige denn auf die unterschiedlichen Gehaltshöhen in den westlichen Bundesländern, wobei ich so im allgemeinen nur weiß, dass es von Bayern aus nach Norden, wohl schon gravierende Unterschiede gibt. Auch die Mietpreise sind je Bundesland und Region äußerst unterschiedlich, auch dazu kann ich in dem Zusammenhang nichts verallgemeinern.