Menschliche Echoortung (Human echolocation)

  • Hallo,

    in der ARD-Sendung "Brisant" kam gestern ein kurzer Bericht über Menschliche Echoortung, bei der sich blinde Menschen anhand von selbst durch Zungen-Klicks (Schnalzen) erzeugtem und von Objekten reflektiertem Schall orientieren. Bekannt ist dieses Prinzip ja von Fledermäusen. Ich fand das sehr beeindruckend. Gerade für blind zur Welt gekommene Kinder scheint das Erlernen dieser Technik sehr wertvoll zu sein, da die Menschliche Echoortung eine enorme Orientierungshilfe bieten kann.

    Hat hier schon jemand Erfahrungen damit gesammelt?

    Liebe Grüße
    Hugo

    Firefox 130.0.1 (64-Bit)

  • Guten Morgen!

    Ich bin selber geburtsblind, aber imho kann das nur in ruhigen Gegenden ohne Straßenlärm etc. funktionieren. Du kannst ja auch, wenn Du kozentriert bist und der Rundumlärmpegel nicht hoch ist, auch gewissen Dinge hören, wie Hauseinfahrten z. B. Auch der meist verwendete Taststock kann ja auch ein Echo erzeugen, das bei der Orientierung hilfreich sein kann.

  • Hallo Rothaut,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Wahrscheinlich hast du recht, ein zu hoher Geräuschpegel dürfte die Methode sehr erschweren oder gar unmöglich machen.

    Das mit dem Taststock ist interessant. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass der Schall, den ein Langstock im Einsatz in unmittelbarer Bodennähe erzeugt, weniger gut geeignet ist. Der Tenor des eingangs erwähnten Berichts jedenfalls war, dass sich der Stock für kurze und das Klicken für längere Distanzen sehr gut ergänzen.

    Liebe Grüße
    Hugo

    Firefox 130.0.1 (64-Bit)

  • Zitat von Rothaut

    wenn Du kozentriert bist und der Rundumlärmpegel nicht hoch ist, auch gewissen Dinge hören, wie Hauseinfahrten

    An dieser Stelle scheinst du den Gehörsinn etwas zu unterschätzen.

    Eine Hauseinfahrt zu hören gehört zu den täglichen Empfindungen, man muss sie für sich einfach nur mal realisieren. Bis zu einem gewissen Lärmpegel hört man sie jedoch um so besser, je höher der Lärmpegel ist. Ohne Lärm, das kann z.B. auch der Wind sein, höre ich die Einfahrt nicht.

    Genau genommen höre ich die Einfahrt ja nie, sondern nur den Einfluss, den sie auf die umgebende Geräuschumwelt ausübt.

    Da der Gehörsinn zu den Nahsinnen gehört, der Augensinn ist ein Fernsinn, glaube ich den Aussagen über Echoortung nach einer entsprechenden Schulung sehr gerne. Wie üblich, die Kids haben es leichter, denn sie betreten Neuland und müssen nichts abtrainieren.

    P.S. physische Grenzwerte liegen außerhalb dieser Betrachtung.

  • Hallo miteinander!

    @H U G O die Echoortung kann sicher eine gute Ergänzung zum Langstock sein. Ich habs selber noch nicht wirklich intensiv ausprobiert, das heißt, mit anweisungen und Begleitung einer Mobilitätstrainerin z. B.

    @Ulli, es sind sozusagen 2 paar verschiedene Schuhe, ob ich (bleiben wir bei dem Beispiel) eine Hauseinfahrt durch das Echo des Windes oder eines anderen Geräusches wahrnehme oder im Vorbeigehen mitbekomme, einfach dadurch, dass sich der Schall ändert.
    Wie weit es sinnvoll sein kann, ein Hindernis aus der Ferne mitzukriegen, das hängt ganz von der jeweiligen situation ab. Im Mobilitätstraining lernen wir, - ja, du wirst es nicht glauben, auch den Fernsinn einzusetzen, der hat nämlich imho nicht unbedingt mit der Sehkraft zu tun. Und der Fernsinn nimmt Hindernisse in der Nähe, nicht in der Ferne wahr, ich kanns nicht anders erklären, als dass man glaubt, dass man was vor sich sieht, zumindest geht es mir so, aer das kann natürlich aus verschiedenen Gründen gar nicht sein.
    Und wie weit man damit umgehen kann, hängt sehr davon ab, in welcher Tagesverfassung man ist, unausgeschlafen, gedanklich abgelenkt, legt man ihn ziemlich lahm. Aber das ist vermutlich was anderes, als du meinst, dass der Fernsinn vom auge abhängt, tut ernicht wirklich.

    Das menschliche Gehör unterschätze ich ganz sicher nicht, da ich es ja im täglichen Leben - und auch im Straßenverkehr einsetze.
    Aber stell Dir mal vor, was Dir eine echoortung bringt, wenn Du auf einer stark befahrenen Straße gehst, bzw. am Gehsteig daneben, und es fahren 3 schwere dicke lastwagen und ein autobus an Dir vorbei, und an der nächsten Ecke treibt ein Preßluftbohrer sein Unwesen. Was hörst du dann noch außer diesen Geräuschen, und was kann Dir ihr Echo noch mitteilen? Wie kannst Du selber, wodurch auch immer, ein Echo erzeugen, das über diesen pegel drüberkommt?

  • Du hast natürlich recht, die Umstände beziehungsweise die Voraussetzungen müssen schon stimmen; das dürfte aber in der überwiegenden Mehrheit oder zumindest in einer Vielzahl von Situationen gegeben sein.

    Für alle Interessierten habe ich besagten Bericht über die "Fledermaustechnik" aus der ARD-Sendung "Brisant" mal zum anhören oder ansehen hochgeladen.

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    Firefox 130.0.1 (64-Bit)

    2 Mal editiert, zuletzt von h-u-g-o (2. Dezember 2011 um 14:17)

  • Aber denk doch mal dran, wo sich Fledermäuse zumeist aufhalten, ganz bestimmt nicht im dichten Stadtverkehr ;)
    Ich könnte mir gut vorstellen, dass man diese Technik in ruhigen Gegenden oder bei einem Waldspaziergang einsetzen könnte. Aber in den meisten Situationen damit Hindernisse eerkennen und damit überwinden, sehe ich schon als zu gewagt an.

  • Zitat von Ragazzi

    Das Hören der Blinden ist ja weitaus ausgeprägter als der Menschen, die sehen können.

    Das ist aber nur eine Kopf- / Übungs- / Konzentrationssache.
    Anatomisch gibt es da ja keinen Unterschied.